Wie fühlt es sich an einen Elternteil zu verlieren und wie reagiert der Partner?

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Bei mir war es so:

Ich hatte gerade die Prüfung zu meiner Ausbildung hinter mir, als meine Mutter einen Schlaganfall hatte. Als ich die Ergebnisse erfuhr, lag meine Mutter, in einer Uniklinik, im künstlichen Koma. Um Ehrlich zu sein, war es mir sch... egal, ob ich bestanden hatte oder nicht. Wir warteten also auf die Ergebnisse. Ich wollte nur noch weg, zu meiner Mutter. Nach einer gefühlten Ewigkeit, kam dann der Prüfer und gratulierte. Freuen, konnte ich mich nicht.

Nachdem meine Mutter vom Krankenhaus, in die Reha kam, wurde das komplette Haus, behindertengerecht umgebaut. Zu Hause, war sie nicht mehr sie selbst. Zuvor war sie ein lebensfroher Mensch. Plötzlich konnte sie weder sprechen noch laufen. Erst nach und nach lernte sie es wieder. Trotzdem war alles anders. Mehrmals täglich kamen Pflegekräfte, um sie medizinisch zu versorgen. Nach ca. 1 1/2 Jahren, bekam sie einen zweiten Schlaganfall. Das ganze "Spiel", ging wieder von vorne los. Im Anschluss kam sie nicht mehr nach Hause, sondern in ein Pflegeheim, da man sie dort besser behandeln konnte.

Um besser damit umgehen zu können, begab ich mich in Therapie. Man erklärte mir, was es mit der Diagnose "Schlaganfall" auf sich hat, und nur die Wenigsten ohne bleibende Schäden weiterleben würden.

Es war die Nacht vom 07.01. auf den 08.01.2007, als das Telefon klingelte, ich es aber in der Dunkelheit nicht fand. Zunächst dachte ich mir nichts dabei. Schlafen konnte ich nicht mehr. Irgendwann rief ich dann meinen Vater an, der auf der Arbeit war. Er sagte mir, dass es das Pflegeheim war, die angerufen haben. "Mama geht es ganz schlecht..." Das war für mich nichts neues mehr. Dennoch hatte ich ein sehr komisches Gefühl. Etwas später, klingelte das Telefon wieder. Es war mein Vater, der mir sagte, das mein Onkel komme, um mich abzuholen. Hektisch zog ich irgendwas an, und stieg in den Wagen. Da er mir aber auch nicht genau sagen konnte, was los war, machten wir noch Scherze im Auto.

Im Heim, bat mein Vater, meine Familie vor die Tür, weil er mit mir alleine reden wollte. Der Arzt war da, und hat festgestellt, dass es wohl nicht mehr lange dauern würde. Um genau 12 Uhr, ist meine Mutter, eingeschlafen. Erst als ich am nächsten Tag ihre Sachen sah, bin ich zusammengebrochen.

Die erste Zeit war hart! Ich verlor nicht nur meine Mutter, sondern auch eine sehr gute Freundin. Erst nach und nach begriff ich, dass der Tod, manchmal besser ist. Ich ging wieder arbeiten, um mich so, abzulenken. Damals gab man mir den Tipp, mir alles von der Seele zu schreiben. Eine Art Tagebuch. Seit 2007, sind bis heute, über 1000 DIN A4 Seiten zusammengekommen. Sinn und Zweck ist es, sich ab und an mal etwas ältere Einträge durchzulesen, und dann zu vergleichen. Ging es besser oder schlechter? Was hat sich, und warum hat sich etwas verändert. Das hilft mir nach wie vor, da es immer noch Tage gibt, an denen ich mir wünschte, es wäre nie so gekommen. Gerade jetzt, kurz vor Weihnachten.

Fakt ist jedoch, dass jeder Mensch anders mit der Trauer umgeht. Mein Vater z.B. habe ich, bis jetzt noch nicht einmal deswegen weinen gesehen. Ich schätze, dass er das für sich alleine macht.

Harry83  16.03.2015, 10:48

Danke, und alles Gute!

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Der Tod eines nahestehenden Menschen wie eben den Eltern wird normal mit viel Angst verbunden. Im Vorfeld, wenn einer krank ist, ist man sich sehr ungewiss über alles. Wenn jemand ganz unerwartet stirbt, fällt eine innere Vorbereitung darauf weg.

Sobald man die Todesnachricht erfährt, ist man erstmal im Schock-Zustand. Man bekommt den Eindruck, als sei man in Watte eingepackt. Alles erscheint so unwirklich. Man denkt, ist ja gar nicht so schlimm, wie ich immer befürchtet habe. Dieser Eindruck entsteht dadurch, dass man den Tod nach dem ersten Schreck noch gar nicht realisieren konnte, und dass sich der eigene Körper auch schützt und man sich weit weg fühlt.

Einige Tage ist man körperlich fix und fertig, weil es viel Kraft kostet, seelisch das Ganze zu verarbeiten. Aber die eigentliche Trauer fängt erst Wochen später an. Wenn man nämlich zu realisieren beginnt, dass der Tod für immer ist. Dann kann man sich an den Verstorbenen kaum erinnern, ohne dass einem sofort die Tränen kommen. Auch jede andere Erwähnung des Themas Tod führt zum Weinen.

Die gesamte zurückbleibende Familie scheint enger zusammen zu rücken. Kurze Zeit kann man so offen wie nie zuvor miteinander sprechen. Die Gegenwart des Toten kann man unter Umständen sehr nahe spüren, kommt aber drauf an, wie man sich vorstellt, wo der Tote jetzt geistig sei.

Das zurückbleibende Elternteil ist in sich etwas zerrissen. Einserseits verliert es selbst seine vertrauteste Person, andererseits bekommt es den Eindruck, nun doppelt für das (auch schon erwachsene) Kind dasein zu müssen und den Partner zu ersetzen. Trauer und vermehrter Energieaufwand kommen da zusammen, was natürlich sehr erschöpft macht.

Nach etwa zwei Jahren ist man wieder einigermaßen stabil und kann über den Verstorbenen sprechen, ohne in Tränen ausbrechen zu müssen. Natürlich erlebt das jeder anders, aber es gibt doch etliche Dinge, die bei jedem ähnlich sind.

Der Partner sollte einem beistehen und in der schwierigen Zeit Halt geben. Wenn Liebe vorhanden ist, kommt er mit Verständnis entgegen.