Blickwechsel 22. März 2023
Deine Fragen an eine psychisch kranke Erzieherin im Arbeitsleben
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Wie entstehen psychische Krankheiten?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Huhu,

meine Erkrankungen sind aufgrund von schweren Traumata (Missbrauch, Vergewaltigungen, Prügel etc.) entstanden.

Ich denke, psychische Erkrankungen entstehen oft, wenn die Situaton oder die eigenen Gefühle zu heftig sind, um sie zu ertragen. Zumindest würde ich das so sagen^^

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Verschiedene psychische Diagnosen und Therapieerfahrungen

Heutige Annahmen zur Ätiologie (Ursachenlehre) psychischer Störungen gehen von einem integrativen Ansatz aus, dem Diathese bzw. Vulnerabilitäts-Stress-Modell.

Das bedeutet, dass psychische Störungen aus einer Interaktion aus biologischen, psychologischen, sozialen und Umweltfaktoren entstehen.

Zu den biologischen Faktoren gehören die Genetik oder perinatale (kurz vor, während, nach der Geburt) Einflüsse z.B. Sauerstoffmangel während der Geburt. Bestimmte Persönlichkeitseigenschaften werden zur psychologischen Diathese (Veranlagung) gezählt.

Zu den soziokulturellen Einflüssen (Soziale und Umweltfaktoren) zählen z.B. der sozioökonomische Status oder das Erziehungs-, und Bindungsverhalten der Eltern.

Bei der Schizophrenie spielen bspw. genetische Einflüsse die größte Rolle. Eine Schizophrenie muss sich aber dennoch nicht zwingend manifestieren, wenn das Stresslevel die individuelle Belastungsgrenze nicht überschreitet. Zu den Stressoren zählen z.B. Mobbing, Trennung, Verlust des Arbeitsplatzes usw.

Bei der PTBS spielen biologische Faktoren eine untergeordnete Rolle. Der Auslöser für die PTBS sind ein vorausgegangenes Trauma, welches die Person nicht in ihr Leben integrieren konnte. Risikofaktoren, die nach einem Trauma zu einer PTBS führen können sind z.B. ein weibliches Geschlecht, ein niedriger Bildungsstand, das Alter zum Traumazeitpunkt oder bestimmte Persönlichkeitseigenschaften.

Erhöhte Neurotizismus Werte (eine Persönlichkeitseigenschaft, die u.a. durch erhöhte Sensibilität, Ängstlichkeit, oder Tendenz zu übermäßigem grübeln gekennzeichnet ist), führen häufiger zur Entstehung einer Substanzgebrauchsstörung, Depressionen oder Angststörungen.

Soziokulturelle Einflüsse sind für die Entstehung einer Essstörung von großer Bedeutung. Zum Beispiel kritische Bemerkungen über die Figur einer Person oder das Schönheitsideal in der Gesellschaft.

Nach dem integrativen Ansatz sind sowohl die Diathese, als auch die Stresskomponente an der Entstehung einer psychischen Störung beteiligt. Bei so ziemlich jeder psychischen Störung kann also davon ausgegangen werden, dass die Ursachen in einem Zusammenspiel aus biologischen, psychologischen, soziokulturellen Faktoren und der Überschreitung der individuellen Belastungssgrenze durch Stressoren entsteht.

Liebe Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Psychologiestudentin, Rettungssanitäterin
EmelyEinhorn  22.03.2023, 21:17

Vielen Dank für die Zusammenfassung💜

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