Was bringen Such-Stangen bei Verschütteten in Lawinen?

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Bei der Suche macht man eine lange Reihe mit Helfern, immer im gleichen Abstand. Die stechen mit der Stange zu, gehen einen Schritt weiter, stechen wieder zu. Dadurch entsteht ein sehr enges Netz. Klar kann es passieren, dass der Verschüttete genau nicht getroffen wird, weil er schlecht liegt, aber es ist immer noch die effektivste Lösung für Verschüttete ohne Suchgerät. Je mehr Helfer und je kleiner der Abstand, desto effizienter.

Sensor haben die Stangen keinen. Es geht nicht darum, mit der Stange zu erkennen, ob es ein Mensch ist, sondern ob dort ein Verschütteter liegen kann. Man stößt mit der Stange auf Wiederstand und fängt an zu graben. Vielleicht ist es ein Mensch, vielleicht auch nur ein Baumstumpf. Das findet man dann schon raus.

Die Möglichkeit, den Verschütteten zu verletzen, besteht immer. Allerdings: wenn sie ihn nicht finden, ist er garantiert tot. Lieber findet man ihn und verletzt ihn dabei versehentlich, als ihn liegen zu lassen. Übrigens: die Stangen werden nicht mit solch einer Wucht in den Schnee gesteckt, dass man jemanden großartig damit verletzen könnte. Und dabei genau das Auge zu treffen, ist doch sehr unwahrscheilich.

Also tatsächlich sind die Lawinensondierstangen nicht das hilfsreichste Mittel. Aber es ist immer noch sehr nützlich, denn mit einer Schaufel nach ihn zu buddeln ist noch schlechter. Musst du eine ganze Lawine mit einem Stab absuchen, sehen die Chancen eher schlecht aus ihn rechtzeitig zu finden. Aber in Zusammenarbeit mit einem Peilsender, kannst du ihn genau unterm Schnee finden. Natürlich könnte das Opfer durch den Stab verletzt werden, es geht aber meistens ohnehin um Leben und Tod, daher muss und wird das Risiko eingegangen. Man merkt aufjedenfall, wenn man einen Menschen berührt oder nur durch Schnee sticht.

Die dünnen "Such-Stangen" heißen Lawinensonden.

Sie sind nebst anderen Ausrüstungsgegenständen (LVS, Schaufel) wichtig bei der Lawinenverschüttetensuche. Mit ihnen kann man den Lawinenkegel nach Gegenständen sondieren, die unter der Schneedecke sind. Die Sonde hat dabei normalerweise keinen Sensor. Das Verletzungsrisiko muss gegen das Interesse der Bergung abgewogen werden. Ein vollständig Verschütteter hat keine Chance, sich selbst zu befreien und stirbt ohne die Hilfe anderer unter der Lawine.

Die Sonde kann auf mehrere Arten eingesetzt werden. Bei der Kameradenrettung mit Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) läuft man im Wesentlichen dem Signal des LVS nach und sondiert erst da, wo das LVS den geringsten Abstand anzeigt. Dabei kann man sich dank der Zentimeterskala an der Sonde auch am geringsten Abstand auf dem Display des Suchgerätes orientieren. Alles, was in einer geringeren Tiefe getroffen wird, wird ausgegraben.

Daneben gibt es noch die Rettung in der Sondierstaffel, die angewandt werden muss, wenn ein Verschütteter kein LVS trägt. Dabei stellen sich viele Helfer in einer Staffel auf und sondieren den Suchbereich engmaschig (ca. 60-80 cm Maschengröße) ab. Dabei wird alles als Treffer bewertet, was irgendwie außergewöhnlich erscheint (bspw. wenn die zuvor vereinbarte Einstichtiefe von einem Widerstand unterschritten wird). Der Treffer wird markiert und ein Team aus Schauflern gräbt den Treffer aus. Die Staffel sondiert derweil den Suchbereich weiter. Diese Methode ist deutlich zeitintensiver, das Risiko für den Verschütteten, nicht gefunden zu werden oder aufgrund der Suchdauer zu sterben, ist wesentlich höher.