Warum klappt der Kommunismus nicht?

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Es gab im damaligen Ostblock einen sehr verbreiteten politischen Flüsterwitz: Was passiert, wenn man den Kommunismus in der Wüste einführt. Antwort: Eine Zeit lang nichts. Dann wird der Sand knapp.

Das ist im Prinzip schon richtig. Solange nicht die Masse bereit ist, uneigennütziger zu handeln und zum Wohle der Allgemeinheit auf persönliche Vorteile zu verzichten, bleibt es eine Utopie. Es müsste mit einer globalen (Um)erziehung losgehen und das kann nicht klappen.

Ich beschäftige mich in meiner Freizeit auch viel mit Kommunismus und so weiter, und in der UdssR herrschte meiner Ansicht nach kein Richtiger Kommunismus. Zumindest nicht nachdem Stalin sich im parteiinternen Machtkampf der Bolschewiken als sieger durchsetzte. Er hat die Idee des Kommunismus missbraucht und für seine Eigenen zwecke genutzt. Es wurden allerdings noch nie auf größerem Raum Kommunen gebildet also kann man eigentlich nicht sagen ob Kommunismus Funktioniert... (Meine Meinung)

Das ist eine Behauptung, die sich allein auf den Beweis stützt, dass der Ostblock in Europa tatsächlich wirtschaftlich nicht so erfolgreich war wie Westeuropa und die USA. Mehr Beweise gibt es dafür nicht.

Ich halte diesen Beweis für recht wenig, da es nur ein einziger ist. ich rechne nämlich alle die vielen Staaten, da sie alle der UdSSR gefolgt sind, als ein einziges Modell und daher ihr Scheitern als im Wesentlichen aus für alle gleich geltenden Gründen erklärbar.

Dazu gehört vor allem, dass diese Planwirtschaften und Polizeistaaten alle undemokratisch waren und überwiegend von ihren Völkern nicht gewollt wurden. Egal, was dann kommt: es isr von vornherein zum Misserfolg verurteilt.

In der Tat sind ja auch reichlich kapitalistische Staaten nicht erfolgreich, oder? Schau mal nach Afrika oder Südamerika: wo ist denn da die erfolgreiche Volkswirtschaft? Es sind aber alles kapitalistische Staaten, die doch eigentlich erfolgreich sein müssten, wenn es so einfach wäre, oder?

Dann kam hinzu, dass die Ostblock-Staaten fast alle auch schon vor der Konkurrenz mit dem Westen viel, viel ärmer waren als der! Das unterschlagen die Besserwisser nämlich immer gerne: Russland war vor der Revolution 1917 ein bitterarmes Dritt-Welt-Land! Bis 1989 hat es die USA zwar nicht überholt, aber den Abstand schon unleugbafr verringert.

Denk an die Weltraumflüge der Sowjetunion. Kein Zar hätte sowas erwartet. Das war eine Leistung der kommunistischen Wirtschaft.

Und dann ist es wie in einem Rennen: wenn ein Läufer hinter einem anderen startet, aber ihm näher kommt, dann ist er doch schneller gelaufen, oder?

Und das hat sie geleistet trotz der gewaltigen Verwüstungen der deutschen Besatzung im Weltkrieg. Das ist eine enorme und kaum zu toppende Höchstleistung!

Es gab tatsächlich Phasen des Wachstums, wo die Sowjetwirtschaft schneller wuchs, und andere, wo sie langsamer wuchs als die des Westens. Es würde jetzt in Details führen, das aufzuarbeiten. Zuviel für uns hier. Aber: so einfach ist es eben nicht.

Und dann noch ein Exkurs: Real existierender Sozialismus nach Art von UdSSR und DDR sind nicht die einzig mögliche Umsetzung von Kommunismus, also gemeinsamem Wirtschaften.

Etwas, das hier heute so gut wie unbekannt ist: in Südamerika hat es ab Mitte des 17. Jahrhunderts (schon so früh!) einen Staat von indianischen ureinwohnern unter Leitung von Mönchen des Jesuitenordens gegeben. In diesem Staat waren 2/3 allen landes in Gemeinschaftsbesitz der Dörfer. Alle gingen zusammen auf die Felder, ernteten und arbeiten und assen aus dem gemeinsamen Besitz.

Es gab keine Reichen, keine Armen, keine Bettler, keine Sklaven, keine Prostituierten und keine nennenswerte Kriminalität. Dieser Staat wurde von den weissen Kolonialisten drumherum beneidet, weil er viel reicher war und produktiver als ihre Plantagen.

Alle Angehörigen bekamen eine Grundbildung, alle konnten ein Instrument spielen oder singen. Das war die Hauptbeschäftigung der Menschen, die wenig arbeiteten, weil sie mit swenig Arbeit ihre Bedürfnisse decken konnten: Musik, Malerei und Theater. Sie exportierten Instrumente nach Europa und reisten auf Tourneen um die Welt.

Dieses Staatswesen war entstanden, weil die Indianer von Sklavenjägern der Europäer bedroht waren. Sie vertrauten sich den Mönchen an, die sie bewaffneten (!) und ausbildeten und so quasi "beschützten". Die kommunistische Wirtschaftsform wählten sie freiwillig und ungezwungen und es gab keine korrupte Herrscherrige (den Mönchen vertrauten sie und sie waren uneigennützig).

Wenn es gewollt ist, kann kommunistisches Wirtschaften also sehr wohl funktionieren und zu einer höheren Zufriedenheitsstufe führen als der kapitalistische Wahn.

Wenn Du Dich für die Reduktionen (spanisch reduciónes) interessierst, findest Du mit Google schon einiges darüber. Es gibt einen ganz grandiosen Film darüber: The Mission.

Ich denke es geht weniger um diejenigen, die mehr gearbeitet haben und mehr wollen als um die, die nicht arbeiten wollen und nichts einbringen, aber genauso alles haben wollen.