Warum ist die S-Bahn in Berlin so langsam?

8 Antworten

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Ich kenne die Hamburger und die Berliner S-Bahn. Beide fahren mit Gleichstrom aus einer seitlichen Stromschiene. Nach meinem empfinden fahren die Berliner Züge langsamer und haben eine geringere Beschleunigung.

Ich vermute, dass das mit der Stromversorgung zusammenhängt, denn die Berliner S-Bahn wird mit 750 V und die Hamburger S-Bahn mit 1200 V betrieben. Durch die niedrigere Spannung kann durch die Stromschienen bei gleichem Querschnitt weniger Leistung transportiert werden.


Nitram  31.03.2018, 12:26

Die Stromschinen werden das Hautproblem sein. Das ist eine veraltete Technik zudem kommt bei der Berliner S Bahn auch noch die antiquarische Signaltechnik bei haltzeigenden Signalen zum tragen, die geht ja noch mechanisch und nicht über Schwingkreise INDUSI .

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Schnarchix  31.03.2018, 13:33
@Nitram

Na ja, die Elektrifizierung mit Stromschiene fing in Berlin 1924 an, in Hamburg 1939. Allerdings hatte man in Hamburg aus den Fehlern in Berlin gelernt und (um eine höhere Beschleunigung zu ermöglichen) die Spannung von 750 V auf 1200 V erhöht.

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guru61  05.04.2018, 15:50
@Nitram

Na ja, das war einmal

Die S Bahn wird umgestellt auf ETCS 1 ähnlich:

https://bahnblogstelle.net/2015/10/09/neue-zugsicherung-berliner-s-bahn-setzt-auf-zbs-mit-balisentechnik/

Dann ist Indusi der alte Mist :-)
https://www-docs.b-tu.de/fg-eisenbahn/public/Lehre/LV/Kolloquium/2013/Pra%CC%88sentation_ZBS_BTU.pdf

Somit sind fein, auf Strecke, Fahrzeuge, Signalstellung und Weichenstellung abgestimmte Bremskurven möglich.

Je nach Signalabstand (Blockstrecke), Signalstellung, Weichenstellung Kurven etc. kann die gefahrene Geschwindigkeit ändern.

Stromschiene kann ohne weiteres bis 120km/h verwendet werden.

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Schnarchix  05.04.2018, 19:48
@guru61

Die Triebwagen in Hamburg haben eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h, außer der BR 471 (80 km/h). Diese Geschwindigkeit wurde auch praktisch gefahren, z.B. in den 60er Jahren auf der heutigen S21 zwischen Mittlerer Landweg und Bergedorf. Diese Strecke wurde damals in 5 Minuten zurückgelegt, die beiden Zwischenstationen Allermöhe und Nettelnburg gab es noch nicht.

Ich kann mich noch gut an das Heulen der Motoren der 470er Triebwagen erinnern, wenn der Triebwagen nicht mehr schneller fahren konnte. Das war besonders nachts nett, leerer Triebwagen, draußen dunkel, das relativ spärliche Licht in den Triebwagen und die heulenden Motoren...

Später fuhren dann dazwischen alte 471er Triebwagen. Sie fuhren 3 Minuten hinter den 470er Triebwagenzügen in Bergedorf ab und kamen 3 Minuten vor dem nächsten 471er Triebzug an Berliner Tor an. Dabei durchfuhren sie aber alle Zwischenstationen außer Nettelnburg ohne Halt.

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Schnarchix  30.04.2018, 08:08

Vielen Dank für den Stern. :-) 

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adrian2023  04.07.2018, 03:43

Das Hauptproblem der S-Bahn Berlin ist das vielen Triebwagen die Genehmigung zur Vmax 100 entzogen wurde, da sie 1. relativ alt sind und 2. Bei der 481 Konstruktionsfehler vorliegen wo die Bremswerte nicht eingehalten wurden.

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Schnarchix  04.07.2018, 07:24
@adrian2023

Im Stadtverkehr sind die Beschleunigung und natürlich entsprechende Bremsen das entscheidende Kriterium, nicht die Höchstgeschwindigkeit. Bei den engen Stationsabständen kommen die Triebwagen dort ja ohnehin nicht an ihre Höchstgeschwindigkeit heran. Die Höchstgeschwindigkeit kommt nur auf den Vorortstrecken mit ihren größeren Stationsabständen zum Tragen.

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Zusätzlich zu den bereits genannten Argumenten sind die Geschwindigkeiten der U- und S-Bahnen doch auch an die Fahrpläne angepasst, egal in welcher Stadt.

Angenommen, die S-Bahn-Linie soll alle 10 Minuten fahren. Fährt der Zug nun auf offener Strecke schneller, als beispielsweise 80km/h, dann wäre der Zug viel früher am nächsten Bahnhof. Er würde dann entweder im falschen Takt fahren, oder er müsste viel länger im Bahnhof rumstehen und warten, bevor er weiterfährt.

In erster Linie geht es doch darum, die festgelegten Abfahrtszeiten einzuhalten. Mit hoher Geschwindigkeit von Bahnhof zu Bahnhof zu rasen, hätte keinen Sinn und wäre unwirtschaftlich.

Ich hoffe, dass ich das halbwegs nachvollziehbar ausgedrückt habe ;-)


guru61  06.04.2018, 05:25

In erster Linie geht es doch darum, die festgelegten Abfahrtszeiten einzuhalten. Mit hoher Geschwindigkeit von Bahnhof zu Bahnhof zu rasen, hätte keinen Sinn und wäre unwirtschaftlich.

Was nicht ganz immer stimmt :-)

In der Schweiz ist es zum Beispiel üblich,dass die S Bahnen immer ein wenig zu spät kommen. Der Fahrplan ist für die Zwischenstationen so ausgelegt, dass er bestenfalls am Sonntag Morgen mit leeren Zügen eingehalten werden kann. Auf der Fahrordnung ist auch keine explizite Haltezeit mit Ankunft und Abfahrt aufgelistet. Der Führer weiss, dass er immer zu spät ist und fährt ab, sobald die Leute eingestiegen sind. Die grösseren Bahnhöfe, in denen Anschlüsse bestehen, sind als "Zeitvergleichstationen" ausgewiesen. Dort muss auf den Zeigersprung gewartet werden.

Hier ein Beispiel: Indiz ist die Fahrzeit zwischen der vorletzten und letzten Station,die in beide Richtungen verschieden ist:

https://www.fahrplanfelder.ch/fileadmin/fap_pdf_fields/2018/800%20S12.pdf

Reutlingen - Seuzach hat auf der Hinfahrt 4 Minuten Fahrzeit und auf dem Rückweg eine Minute.

Das Ganze hat den Vorteil, dass die Führer entlastet sind, die Passagiere alle da sind, dass die Haltezeit verkürzt wird und dass die Anschlüsse an den Knoten besser gewährleistet sind.

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Frischkopf  06.04.2018, 07:34
@guru61
Was nicht ganz immer stimmt :-)
In der Schweiz ist es zum Beispiel üblich,dass die S Bahnen immer ein wenig zu spät kommen

Wenn das immer so ist, dann bedeutet es doch aber nichts weiter, als dass die S-Bahnen dort auch immer pünktlich abfahren - und zwar pünktlich zu spät ;-)
Ja jaaa, die Schweizer ... ;-) <3

In der gestellten Frage dreht es sich aber nun mal um die Berliner S-Bahn und dort ist man bemüht, die fahrplanmäßigen Abfahrtzeiten einzuhalten. Ob und wie regelmäßig das gelingt, steht natürlich auf einem anderen Blatt Papier.

Außerdem ..., wenn ich mir den von dir verlinkten Fahrplan "Brugg AG–Zürich HB–Stadelhofen–Winterthur–Seuzach" so ansehe, dann scheint es sich bei der Zürcher S-Bahn nicht um eine S-Bahn zu handeln, wie man sie in Deutschland kennt. Bei der S-Bahn handelt es sich hier um den Nahverkehr. Sie verkehrt also innerhalb einer Stadt. Die Zürcher S-Bahn hingegen verbindet anscheinend auch Städte miteinander - und das sind hier die Regionalbahnen, die nicht mit der S-Bahn vergleichbar sind.

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Ich wohne selbst nicht dort, aber es wird schon ihre Gründe haben. In Köln fahren die Nahe des Doms langsamer, weil es nicht gut für das Gebäude ist. Vielleicht liegt es auch daran. Oder eben weil es zeitlich nicht anders geht, weil auch andere Züge an den Haltestellen halten und man vielleicht einfach immer wieder langsam fahren muss, bis der Zug vor einem weg ist.

Die S-Bahnen in Berlin fahren doch total unterschiedlich schnell, je nachdem wo man sich befindet und welches Wetter gerade ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Urberlinerin

Die Höchstgescwindigkeit der Berliner S-Bahn ist auf 80 - 90 km/h begrenzt. Duch den oft desolaten Zustand der Gleise oder Bauarbeiten kann streckenweise eine Langsamfahrsttecke ausgewiesen werden, bei der die Geschwindigkeit noch weiter reduziert werden muss.