9 Antworten

Man darf die Dinge nicht immer so eindimensional sehen.

Ja, es werden Vögel durch Windräder getötet. Aber mittlerweile gibt es hier auch neue technische Methoden, die Vögel von den Windrädern abzulenken. Windräder werden auch nicht "einfach so" irgendwohin gebaut. Dem Bau geht ein langes Verwaltungsverfahren voraus, wo man auch umfangreiche ökologische Untersuchungen machen muss.

Und man muss halt das alles auch mit den Alternativen vergleichen. Beim Kohleabbau werden ja beispielsweise gigantische Lebensräume für Vögel zerstört, das juckt Windkraftgegner offensichtlich nicht. Bei Erdöl sollte man sich doch auch an die vergangenen Ölpesten erinnern, wo unzählige Tiere dran glauben mussten.

Lagen dir die Vögel schon vorher am Herzen oder erst jetzt, da nun ein Argument bereitliegt, was man in der Debatte anwenden kann? Ich habe durchaus ein Herz für Vögel, aber der Klimawandel betrifft diese eben auch, nicht nur die Windkraftwerke.

Auch der Straßenverkehr und Glasscheiben bedrohen Vögel.

Selbstverständlich sterben Vögel durch Windräder. Nach NABU wohl 100.000 pro Jahr. Ob diese Zahl stimmt weiß ich natürlich nicht, ich habe nicht mitgezählt. Wenn ich aber diese Zahl glaube, dann muss ich natürlich auch die andere Zahl des NABU glauben, nach der pro Jahr 200.000.000 Vögel durch Katzen sterben und 100.000.000 durch Glasscheiben. Da wir aber weder Glasscheiben verbieten werden und auch Katzen wohl eher nicht fallen die 100.000 getöteten Vögel nicht ernstlich ins Gewicht.

Zum Thema Atomkraft kann man auch sehr viel sagen. Ich persönlich halte Atomkraft für eine ungeeignete Technologie die nicht nur bei Unfällen gefährlich ist, sondern eben gerade auch durch die ungeklärte Endlagerung hohe Folgekosten nach sich ziehen wird. Darüber hinaus wird immer wieder die Grundlastfähigkeit der alternativen Energien in diesem Zusammenhang gebracht. Richtig ist zwar, dass Wind- und Solarstrom nicht immer in der richtigen Menge da sind. Um diese Ungleichmäßigkeiten (Polemiker sprechen von Zappelstrom) auszugleichen braucht man Kraftwerke die gut regelbar sind. Und das sind Atomkraftwerke nun gerade nicht.

Es sind nicht nur die Grünen, die eine toxische Beziehung zur Kernkraft haben. Die vorzeitige Abschaltung der deutschen Meiler ist unter Merkel(II) bei einem Salto mortale rückwärts nach Fukoshima beschlossen worden. Und die Abschaltung der letzten drei AKW wurde trotz des Energiedesasters nach dem Angriff Putins auf die Ukraine von der Ampel unter Kanzler Scholz (SPD) durchgesetzt. Stattdessen aktivieren wir wieder Kohlekraftwerke und buddeln riesige Löcher in die Landschaft. Wir zerstören Dörfer und Wälder, um mit der Braunkohle Unmengen an Kohlendioxid in die Luft zu pusten. Oder schippern amerikanisches Frackinggas, welches energieintensiv verflüssigt, transportiert und verdampft werden muss, über den Atlantik. Das teure Gas verfeuern wir dann in Gaskraftwerken um einen Strom zu erzeugen, der die Preise auf eine weltweite Spitzenposition treibt. Gleichzeitig wollen wir auf Wärmepumpen und elektrobetriebene Fahrzeuge umsteigen, bei ständig steigenden Preisen für Strom. Das scheint mir alles nicht sonderlich sinnvoll zu sein. Eigene Gasvorkommen werden aus Umweltgründen allerdings nicht gefördert. Überschüssige Windenergie aus dem Norden schalten wir weg, weil Stromtrassen nach Bayern fehlen, Man möchte keine Überlandleitungen. Deshalb müssen die Trassen unterirdisch verlegt werden, was die Netzentgelte wiederum nach oben treibt. Und dann kaufen wir Strom aus Frankreich oder Polen, weil dieser - zu einem großen Teil aus Kernkraft - billiger ist als die nationale Produktion.

Ich bin durchaus kein Fan der Kernenergie, aber Priorität muss meiner Ansicht nach der Ausstieg aus der Kohlendioxid-erzeugenden Energiegewinnung haben. Ziel muss es sein, die Energie vollständig aus regenerativen Quellen zu gewinnen. Auch wenn dabei Vögel sterben. Ich denke, dass unser Konsumverhalten, bei dem wir irrsinnige Mengen an tierischen Produkten verbrauchen, die Vögel nicht das Problem sind.

Alles zu seiner Zeit.

Jetzt geht es um CO² und die Klimarettung.

Danach kümmern wir uns um die Tiere und die Umwelt.

Und irgendwann vielleicht mal um die Menschen und die Wirtschaft.