3 Antworten

Das die islamische Kultur während dem Mittelalter wissenschaftlich aufblühte, lag u. a. auch an den Repressionen durch die christlichen Kirchen, welche für ihren (weltlichen) Machterhalt wissenschaftlichen Fortschritt verboten oder als Ketzerei deklariert haben, bspw. wie Galileo Galilei seine astronomischen Entdeckungen offiziell zurücknehmen musste.

Zum anderen haben die Muslime während der Islamischen Expansion auch viel Land erobert, welches vorher von Kulturen der Antike bewohnt war, inkl. der Bibliotheken und des bereits vorher bekannten Wissens.

Sie haben auch nur sehr indirekt die Renaissance in Europa ausgelöst. Es kam viel eher zur Flüchtlingswellen aus byzantinischen/griechischen Gebieten während der Eroberungszüge durch die Muslime, wobei die Gelehrten auch Bücher mit dem Wissen der Antike nach West-Europa retteten. Dadurch wurde dieses Wissen auch dort wieder aufgearbeitet.

Zweifelsfrei hatte der Islam aber zu Beginn - als jüngste der abrahamitischen Religionen - progressive Chancen zur modernen Entwicklung geboten (aus damaliger Sicht). Leider wurde das mit dem Wahhabismus seit dem 18./19. Jahrhundert in eine völlig entgegengesetzte Richtung gesteuert und stagniert aus heutiger Sicht mit völlig veralteten und unzeitgemäßen Sichtweisen.

In dieser Hinsicht ist der Islam aber auch eine Art "Geisel" seiner eigenen Doktrin. Die "einzig wahre Religion" darf nicht verändert werden und kann sich somit auch nicht weiterentwickeln.

Warum haben Araber über Jahrhunderte als Einzige die Traditionen der westlichen Kultur bewahrt?

Ich gehe davon aus, dass mit "der westlichen Kultur" die Kultur des Römischen Reiches gemeint ist.

Insofern enthält die Frage leider einen Irrtum.

Denn im westlichen Teil des Römischen Reiches haben insbesondere Kirche und Klöster, in geringerem Maße auch Laien, die lateinische Literatur und viele kulturelle Errungenschaften der Antike ins Mittelalter gerettet. Schon im Mittelalter selbst wurden im 12. und dann vorallem seit dem 14. Jahrhundert diese vielfältigen Überlieferungen mehr und mehr wieder ins allgemeine Bewusstsein gehoben und dann immer weiterentwickelt. Die humanistische Bewegung konnte im Spätmittelalter durch Kontakte zum byzantinischen Reich und insbesondere nach dessen Ende auch wieder vermehrt auf griechische Originaltexte zurückgreifen.

Im oströmischen bzw. byzantinischen Reich haben neben Kirchen und Klöstern in erheblichem Maße auch Laien die antike, schwerpunktmäßig die griechische Überlieferung dauerhaft bewahrt und weiterentwickelt. Das Osmanenreich als Erbe von Byzanz hat diesen Prozess zwar fortgesetzt, aber konnte dann mit den Entwicklungen im europäischen Westen nicht mehr mithalten.

Araber, die seit dem frühen Mittelalter Teile des asiatisch-afrikanischen Gebiets des Römischen Reiches erobert und sich als Reiche konstituiert hatten, haben die Kultur und Literatur der Antike ebenfalls bewahrt und, nicht zuletzt durch arabische Übersetzungen, in ihre kulturelle Entwicklung übernommen. Über das arabisch regierte Spanien gab es immer Möglichkeiten, auch im mittelalterlichen Westeuropa wieder auf griechische Texte zurückzugreifen, die zuvor ins Arabische übersetzt und dann ins Lateinische weiter übersetzt worden sind.

Kurz: Die antike Kultur wurde auf verschiedenen Wegen ins Mittelalter und in die Neuzeit überliefert, nicht einzig und allein über die arabische Welt!

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.
Von Experte spanferkel14 bestätigt

Haben sie nie und werden sie nie. Was du meinst war eine Zeit der Wissenschaften in dem Raum. Das hat mit westlichen Werten aber leider nichts zu tun.


spanferkel14  16.06.2023, 18:02

Ich denke, der FS hat eine unsinnige Frage formuliert oder in dem Text, den er verlinkt hat, etwas völlig falsch verstanden.

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