War Paul von Hindenburg ein Fluch oder ein Segen für die Weimarer Republik?

6 Antworten

Er hat lange Zeit versucht, Herrn A. Hitler als reichskanzler zu verhindern. Zb 1932 als die NSDAP stärkste Kraft wurde.

Welcher Kandidat, wäre denn besser gewesen?

Die Weimarer Republik, hatte sowieso einen sehr schweren stand, bei den Parteien gehabt. Ob SPD oder KPD oder DNVP. Hätten SPD und KPD im Reichstag zusammen gearbeitet, zusammenarbeiten dürfen, Stalins einfluss innerhalb der KPD, was wäre dann gewesen?

Die Reichswehrführung, hat bereits nach dem WK I, zwischen 1920-1927/ 30, Pläne ausgearbeitet, wie man die Reichswehr, wiederbelebt und aufrüstet. Egal, wer politisch das Sagen hatte.

Die 1. Demokratie, war von Beginn an zum Scheitern verurteilt, weil das Deutsche Reich mit dem Versailler Vertrag, geknebelt wurde. Der franz. General Foch sagte 1918/ 19, der Vertrag ist ein Waffenstillstand für die nächsten 20 Jahre.

Alle damaligen Parteien, wie auch die SPD, hatten diese Weimarer Republik selten unterstützt. Der einzige, der es Verstand vernünftig zu verhandeln, und diese Republik zu repräsentieren, war Gustav Stresemann.

Es lag nicht nur an Herrn von Hindenburg, weswegen die Weimarer Republik scheiterte.

Aus den Fehlern, der Vergangenheit, hatte man 1947/ 48 seine Lehren ziehen wollen. Deswegen, gab es das Grundgesetz. Das völlig anders aufgebaut war, als die Weimarer Verfassung, die durch eine verfassunggebende Nationalversammlung in Weimar ins Leben gerufen wurde.

Dazu muss man noch die politischen Umstände sehen. Hohe Gebietsverluste. Manche, die man nicht verstehen muss, wie Nordschleswig. Dänemark, war neutral geblieben und hatte mehr oder weniger nichts mit dem Krieg zu tun gehabt...Besetzung des linksrheinischen Gebiets...politische Unruhe im Deutschen Reich...usw

Es ist viel zu einfach, um den Niedergang einer Dekade an einer einzelnen Person festzumachen.

Woher ich das weiß:Hobby – Belesen, eigene Erfahrung

verreisterNutzer  05.06.2018, 16:26

Er hat durch das Absegen der Regierung Brüning die politische Kriese der Weimarer Republik maßgeblich mit herbeigeführt.
Auch hat er durchaus nicht versucht Hitler als Reichskanzler zu verhindern, er wäre im Gegenteil schon 1932 mit einer Reichskanzlerschaft Hitlers einverstanden gewesen, sofern der sich mit Zentrum und DNVP verständigt hätte, was dieser aber nicht wollte oder konnte.

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asdundab  13.06.2018, 03:20

Die KPD hatte zu keinem Zeitpunkt versucht der Republik zu helfen, sie wollte sie auch nur beseitigen und ging dabei keinerlei Kompromisse ein. Das sieht man z.B. sehr gut an der Reichspräsidentenwahl 1925, wenn sie da den absolut aussichtslosen Kandidaten Thälmann im 2. Wahlgang zurückgezogen hätte, hätte nicht Hindenburg, sondern Marx gewonnen.

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Hindenburg hat nicht nur Hitler ernannt, sondern er hat auch das Ermächtigungsgesetz gebilligt, außerdem spielte er eine entscheidene Rolle bei der politischen Destabilisierung der Wiemarer Republik, indem er seinerzeit aus persönlichen ideologischen Interessen die Demissionierung Heinricht Brünings als Kanzler forcierte.

Selbiger hatte seinerzeit noch eine parlamentarische Mehrheit hinter sich, da die SPD bereit war seine Regierung zu tollerieren, was wiederrum Hindenburg, dem diese Partei ein Dorn im Auge war missfiel, weswegen er die Absetzung Brünings und eine Neuwahl des Reichstages betrieb, die dann erst zu den großen Zugewinnen der Nazionalsozialisten führten und völlig unnötig dafür sorgten, dass eine demokratische Mehrheit nicht mehr zustande kam.

Insofern ist die politische Kriese die das Ende der Weimarer Republik einläutete zu einem guten Teil Produkt von Hindenburgs persönlichen Sentiments und Entscheidungen gewesen.

Eine an sich stabile Regierung, obwohl es dazu keinen Anlass gab aufzulösen, um die persönlichen eigenen Vorlieben, was die Politik angeht zu befriedigung und dadurch und über entsprechende Neuwahlen in politischen Kriesenzeiten dafür zu sorgen, das entsprechende systemfeindliche Elemente deutlich dazu gewinnen, ist jedenfalls alles andere, als das, was man verantwortungsvolles Handeln nennen würde, sondern das fällt dann eher schon unter Missbrauch des politischen Amtes.

Insofern, der Mann mag zu Beginn der Weimarer Zeit (allerdings nachdem er innerhalb des Krieges (Entscheidung zur Wideraufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges) und bei Kriegsende (Miturheberschaft der Dolchstoßlegende) katastrophal gewirkt hatte), gewisse Meriten erworben haben, aber als verantwortungsvoller Politiker war er eine absolute Fehlbesetzung, die Deutschland infolgedessen teuer zu stehen kam.

Als General hat Hindenburg mit Ludendorff die russische Armee am Tannenbusch in Ostpreußen erfolgreich in einer Zangenbewegung vernichtend geschlagen. Das wird der Person Hindenburg zugute gehalten. Ganz anders, wie er 1925 zum Reichspräsidenten gewählt wurde. Er war überzeugter Monarchist. Die Tatsache, dass Hindenburg zum Reichspräsidenten wurde, war Ausdruck dessen, dass die Deutschen der Republik mehrheitlich feindlich gegenüberstanden.

Hindenburg war naiv, was die Person Hitler anging und unterschätzte ihn, wie jeder andere in Deutschland auch. In seinem Glauben an den Kaiser ebnete er Hitler den Weg nach oben. Selbst als Hindenburg das Schrecken Hitlers als Reichskanzler 1933/1934 sah, unternahm er nichts. Er hätte spätestens dann eingreifen müssen und ihn entmachten sollen. Tat er allerdings nicht und starb.

Deswegen war Hindenburg ein Fluch für die Weimarer Republik. Er hat der Republik den Rest gegeben. Seine Meinung über die Monarchie in allen Ehren, aber man hätte doch erkennen müssen, dass Hitler vollkommen anders gestrickt war.


gumibre 
Fragesteller
 05.06.2018, 15:35

Danke, für die ganzen Gründe

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verreisterNutzer  05.06.2018, 16:11

Ersteres ist aber ein populärer Irrtrum, insofern, als das Hindenburg zu Tannenberg nichts nennenswertes beigetragen hat. Der Sieg von Tannenberg ging im Grunde auf die Kappe dreier anderer Millitärs, nämlich Max Hoffman, Erich Ludendorff und Maximilian v. Prittwitz.

Letzterer zog als Vorgänger Hindenburgs als Oberkommandierender der 8. Armee die Truppen aus Gumbinnen Richtung Weichsel zurück, so dass sie überhaupt kampffähig am Platz waren, während die eigentliche Ausarbeitung das Verdiehnst Hoffmanns und Ludendorffs (und zwar in dieser Reihenfolge) war.

Zweitens: "Glaube an den Kaiser" war bei Hindenburg in der Weimarer Zeit nicht ernsthaft gegeben. Er stammte aus dem aristokratischen Millieu und mag emotional an der Monarchie gehangen haben, im Gegensatz zu diversen anderen rechtsgerichteten Persönlichkeiten und Politikern (siehe z.B. v. Westarp und v. Levetzow) arbeitete er nie ernsthaft an einer Restauration der Monarchie. Wäre er daran interessiert gewesen hätte er nie für das Amt des Staatsoberhaupts kandidieren dürfen, denn das hätte ja logisch dem Oberhaupt der Hohenzollern-Dynastie zugestanden. Mit seinem Royalismus (jedenfalls in der tatsächlichen Politik) war es nicht allzuweit her.

Drittens: Hindenbrug sah die Radikalität Hitlers durchaus, deswegen wollte er ihm auch keine unumschränkten Vollmachten geben (anders als v. Papen, dem gegenüber er zeitweise dazu bereit war) sondern wollte in ihn einer Koalition mit Zentrum und DNVP unterbringen, was übringens nicht am Widerstand des Zentrums sondern an demjenigen der DNVP scheiterte, deren politischer Führer Alfred Hugenberg selbst Ambitionen auf die Kanzlerschaft hegte.
Hitler scheiterte mit seinem erstn Ersuchen um die Kanzlerschaft nicht aus prinzipieller Ablehnung Hindenbrugs, sondern daran, dass er von Anfang an damit nicht einverstanden war und die ganze Macht wollte, die ihm Hitler zu diesem Zeitpunkt nicht zu geben bereit war.

Weiterhin waren Hitlers Vorgehen gegen die Kommunisten und auch die Sozialdemokratie insgesammt durchaus in Hindenburgs Sinn.

Empfehle dazu Wolfram Pytas Hindenburgbiographie, da ist das sehr schön aufgearbeitet, auch wenn es sich etwas zäh liest.

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Der rechtskonservative Hindeburg ist der Bücklingmacher vor den Nazis und insofern ein Fluch und der Totengräber für den ersten deutschen Demokratieversuch in Gestalt der Weimarer Republik.

Aber er taugt als abschreckendes Schmuddelbeispiel für die politische Richtung, die er repräsentierte.

Für die Weimarer Republik war er ein Dingsbums (etwas, von dem keiner so recht weiß, was man damit anfangen kann), für das Volk ein Fluch.