Wann und warum wurde aus dem Wort "toll" etwas positives?
Das Adjektiv toll ist ein Wort germanischen Ursprungs und hat im Laufe der Jahrhunderte eine erhebliche Bedeutungsveränderung erfahren. Ursprünglich bezeichnete es einen Zustand geistiger Verwirrung, im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm heißt es: »des verstandes und bewusztseins beraubt und darnach sich geberdend«.
Synonyme:
[1] anmaßend, besessen, einfältig, exzentrisch, geistesgestört, jeck, schizophren, überdreht, überkandidelt, überzogen, verrückt
[2] tollwütig
[3] cool, dufte, geil, großartig, klasse, spitze, spitzenmäßig, stark, super, urst, wunderbar, weitere siehe: Verzeichnis:Deutsch/Aufwertung
Gegenwörter:
[1–3] normal
[2] gesund
[3] langweilig, gewöhnlich
Unterbegriffe:
[1] liebestoll, mannstoll, weibstoll
Beispiele:
[1] Bist du toll?!
[1] Sind hier denn alle toll geworden?
[2] Der Problembär wurde abgeschossen wie ein toller Hund.
[3] Das Konzert war einfach toll.
[3] Und so ein Ergebnis nennst du toll? Das ist ja wirklich toll, herzlichen Glückwunsch auch!
[3] „Am tollsten war aber: Die Mama hielt sie endlich für alt genug, sie ins Theater und in die Oper zu begleiten.“[3]
4 Antworten
Die ostmitteldeutsche und norddeutsche Version von "toll" ist "doll" und das bedeutet eben nicht nur negative Dinge, sondern auch
Sinnverwandte Wörter:
[2] ordentlich, tüchtig, schriftsprachlich : sehr, stark, arg
https://de.wiktionary.org/wiki/doll
Daher dürfte eine positive Nebenbedeutung stammen.
Vermutlich 50er und 60er. Da benahmen sich die Jugendlichen wie "Tolle"oder Tollwütige. Tollkirschen sind übrigens auch eine Droge. Gemeint war das tanzen nach der neuen Rockmusik und so bekam das Wort so nach und nach eine positive Bedeutung. War dann das, was man heute Jugendsprache nennt und sich später eingebürgert hat. Für die alten Leute damals war das ja noch immer eine Bezeichnung für Verrückte.
Aus dem Kölschen Dialekt kenne ich noch "der Doll" (das war negativ gemeint, das war eine Person, die leicht verrückt - eben "toll" - war). Das war ähnlich wie "der Jeck" (vgl. niederländisch "hij is gek"), wobei der Jeck eher mit dem Kölschen Fasteleer, also dem Karneval assoziiert wird.
Die positive Konnotation (toll = gut) hat sich im Hochdeutschen durchgesetzt, wann das genau war, weiß ich leider nicht (ob vor dem Krieg oder erst danach?). Solche Bedeutungswandel sind aber sehr häufig ("cool" = kühl, heute auch "prima, gut").
Heute habe ich gesagt "Es ist cool, dass es heute so warm ist." :)
Hallo
Auf englisch gibts das doch auch:
You re the (real) shit
You re sick
Man benutzt halt Kraftausdrücke um damit was Positives zu sagen. Verrückt, was?
Und so, lange genug gesagt, verändert sich die Bedeutung. Wann? Keine Ahnung.
zB das Wort Enttäuschung, ist etwas super positives. Wer will denn nicht ent-täuscht werden? Aber es wird für negative Zwecke gebraucht
Im Schweizerdeutschen gibt es ein Wort, das heisst, Hampfle
Eigentlich heisst es aber "Hand voll(e)"
Also ä Hampfle - ä Hand volle
So verändern sich Wörter und Sprachen
LG