Sind Götter auch Helden?

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Die griechische Mythologie unterscheidet Götter und Helden (Heroen).

Ein Held wird als Heros (ἥϱως) bezeichnet, Helden als Heroen (ἥϱωες). Es gibt auch die weibliche Bezeichnung Heroine (ἡϱωίς bzw. ἡϱωίνη) und als Plural Heroinen (ἡϱωίδεs bzw. ἡϱωίναι).

Die Heroen haben eine Zwischenstellung zwischen einfachen/gewöhnlichen Menschen und Gottheiten.

Heroen sind aber sterblich, während Gottheiten unsterblich sind.

Viele Heroen sind Halbgötter (z. B. Perseus, Herakles, Achilleus, Aineias/Aeneas, Memnon, Sarpedon). Einige Autoren bezeichnen sogar die Heroen allgemein als Halbgötter (ἡμίθεοι). Die Vorstellung ist stark, die Heroen in ihrem Stammbaum letztlich von Gottheiten, die sich mit Menschen Kinder hatten, abstammen zu lassen.

Es gibt einige wenige Sonderfälle im Mythos, in denen jemand zuerst ein Heros ist und dann zum Gott wird.

Herakles wird nach seinem Tod unter die Götter erhoben und im Olymp aufgenommen. Damit steht er genaugenommen nicht mehr auf der Stufe eines Heros. Pindar, Nemeische Ode 3, 22 ist beides nebeneinander gestellt (ἥϱως θεὸς), was sich aber auch nur nacheinander erreichte Stufen bezieht.

Asklepios, Sohn des Gottes Apollon, ist zunächst ein Heros (wichtigster griechischer Heilheros) gewesen. Nach der Mythologie tötet Zeus ihn, weil er Tote wiederbelebt. Anscheinend aufgrund starker Verehrung durch das Volk ist Asklepios bald in der kultischen Wirklichkeit zum Heilgott geworden.

Dionysos, Sohn des Zeus, ist einerseits von Anfang an göttlich, andererseits Sohn einer Sterblichen, der thebanischen Königstochter Semele. Dionysos ist gewissermaßen zweimal geboren, nach einer Fassung der getötete Zagreus in einer Wiedergeburt. Frauen von Elis haben ihm in einem Kultlied (Hymnus) an einer Stelle die Anrede Heros gegeben, sie beginnen mit „Komm, Heros Dionysos“ (ἐλθεῖν, ἥϱω Διόνυσε Plutarch, Αἴτια ῾Ελληνικά [Fragen über griechische Gebräuche; lateinischer Titel: Quaestiones Graecae] 36 [Ἠθικά/Moralia 364 F]; Plutarch, Πεϱὶ Ἴσιδος καὶ Ὀσίϱιδος [Über Isis und Osiris; lateinischer Titel: De Iside et Osiride] 35 [Ἠθικά/Moralia 299 B] gibt dies kurz damit wieder, sie riefen, der Gott solle kommen). Dionysos wird wohl als Bewohner des Totenreichs (getötet) Heros genannt und zu einem Aufstieg aus diesem herbeigerufen). Im Verlauf der Entwicklung der antiken griechischen Mythologie und Religion sind verschiedenen Gruppen in der Kategorie der Heroen zusammengefaßt worden, von ursprünglichen Gottheiten über Sagenhelden bis hin zu realen Verstorbenen.

Einige Heroen und Heroinen sind ursprünglich wohl lokale Gottheiten gewesen (ein Beispiel ist Helene/Helena, eine Heroine und Halbgöttin). In moderne Literatur kommt für solche Fälle der Ausdruck abgesunkene Götter/Gottheiten vor.

Seit Homer werden außergewöhnliche, in gewissem Sinn übermenschliche (einfache/gewöhnliche Menschen überragende) Wesen als Heroen bezeichnet und als halb göttlich zwischen Gottheiten und (einfachen/gewöhnlichen) Menschen eingeordnet. Homer, Ilias Μ, 12. Gesang, Vers 23, spricht von einem Geschlecht halbgöttlicher Männer (ἡμιθέων γένος ἀνδϱῶν).

Bei Hesiod, Erga kai hemerai ( Ἔϱγα καὶ ἡμέϱαι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies) 156 – 173 unterbricht die Gruppe der Heroen die absteigende Reihe der Menschengeschlechter von Gold zu Eisen, sie sind das vierte von fünf Menschengeschlechtern, besser als das dritte, bronzene Geschlecht, sie sind Halbgötter, die in den Kämpfen um Theben und Troia starben und die Zeus auf die Inseln der Seligen versetzte. Er spricht von einem göttlichen Geschlecht von Heroen, die Halbgötter genannt werden (ἀνδϱῶν ἡϱώων θεῖον γένος, οἳ καλέονται ἡμίθεοι 159 – 160).

Spätesten seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. können historische Personen zu Heroen werden und einen Kult erhalten.

Maßstab für Heroenkult ist, etwas Bemerkenswertes aufweisen zu können, eine Wirkung über das Grab hinaus zu entfalten, die größer als die andere Verstorbener ist (eine Macht, zu helfen oder zu schaden; z. B. eine Schutzfunktion oder ein Erscheinen im Traum).

Einige Heroen sind früher Lokalgottheiten, andere aus lokalem Ahnenkult entstanden, zahlreiche aus dem Epos hervorgegangen (ohne daß in jedem Fall die Vorgeschichte klar ist), andere als eponyme (namensgebende) Gründer frei konstruiert.

Heroenkult ist nicht völlig gleich wie Götterkult, aber grundsätzlich ähnlich.

Vgl. Fritz Graf, Heroenkult. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 5: Gru - Iug. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1998, Spalte 476 – 480


Albrecht  05.10.2014, 07:51

Gottheiten haben nach der griechischen Mythologie außergewöhnliche Leistungen vollbracht und gekämpft. Dies sind dann aber Göttertaten.

Gottheiten sind unsterblich, müssen also nicht ihr Lebens aufs Spiel setzen. Sie können nur verwundet, gefesselt und (von anderen Gottheiten) verschlungen werden. Gottheiten können sich ärgern, zornig sein, traurig sein, Schmerz empfinden.

Gottheiten haben etwas vollbracht, das zu Heldentaten ähnlich ist.

Im Titanenkampf haben Zeus, Poseidon und Hades gegen Titanen gekämpft. Zaus hat das Ungeheuer Kampe getötet.

Im Gigantenkampf haben Zeus, Poseidon, Apollon, Hermes, Hephaistos, Dionysos, Hera, Athene, Artemis, Hekate, die Moiren gegen Giganten gekämpft. Zeus führte einen gewaltigen und langen Kampf gegen Typhon/Typhoeus/Typhaon.

Apollon hat eine Schlange bzw. eine Drachen Python getötete und so Macht über das Orakel von Delphi erlangt.

Hermes hat den Riesen Argos getötet, der die in eine Kuh verwandelte Io bewachte.

Athen nach einigen Fassungen der Mythologie den Riesen Pallas getötet.

Die Beispiele ließen sich noch vermehren.

zu Gottheiten und Heroen:

Walter Burkert, Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart : Kohlhammer, 2011 (Die Religionen der Menschheit ; Band 15). S. 311 – 318

S. 314: „In der „homerischen“ Sprachregelung sind Heroen und Götter zwei getrennte Gruppen, auch wenn sie gegenüber den Menschen als die Stärkeren zusammengehören. Die Trennungswand besteht: Kein Gott ist Heros, kein Heros wird zum Gott. Dionysos und Herakles freilich können dieses Prinzip durchbrechen.“

Ulrike und Jörg Rüpke, Die 101 wichtigsten Fragen - Götter und Mythen der Antike. Originalausgabe. München : Beck, 2010 (Beck'sche Reihe ; 7028), S. 21 - 23:
8. Was unterscheidet Götter und Heroen? Schon in den frühen Versuchen griechischer Literaten, Mythen und mythologische Inhalte zu ordnen, werden Götter und Heroen strikt unterschieden. Heroen sind Sterbliche, Götter Unsterbliche. In den Epen des Homer sind die Heroen die kämpfenden Menschen, klar abgesetzt von den nur gelegentlich von ihren Wohnsitzen her eingreifenden Göttern. Aber nicht jeder Mensch ist ein Heros. Die Bezeichnung kommt in diesen Texten den großen Menschen zu. Oft handelt es sich um Halbgötter mit einem göttlichen Elternteil. Größe kann sich aber auch im Kampf, in der Lebensführung erweisen. Der Mensch stirbt, er hat ein Grab, bleibt über den Tod hinaus machtvoll, wird wie ein Gott verehrt, unter die Götter aufgenommen.

Diese Unterscheidungen scheinen auf eine religionsgeschichtliche Entwicklung zu reagieren, die nur wenig älter ist. Heroenkulte lassen sich erst seit dem achten Jahrhundert v. Chr. nachweisen. Im Zuge der Stadtgründungen dieser Epoche werden neue göttliche Gestalten «erfunden», werden Kulte für ganz ortsspezifische Gottheiten eingerichtet. Diese Kulte schließen sich an Gräber von Gründern, an alte Traditionen «echter» Götter oder an neue Importe an. In seinem Formen ist der Heroenkult äußerst vielfältig und oft nicht vom Götterkult zu unterscheiden. Das gilt für die Gestaltung der Kultstätten, die «richtige» Tempel einschließen können, wie für die Kultformen, die auch das gewöhnliche Tieropfer mit anschließendem Bankett beinhalten. Der Wunsch der Texte, Ordnung zu schaffen, nimmt darauf keine Rücksicht. Solche Figuren werden konsequent als ehemalige Menschen geschildert.“

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In der griechischen Mythologie ist die Differenz zwischen Helden und Göttern ziemlich groß. Heden sind meistens Halbgötter die entweder ünmenschlich stark oder intelligent waren und sich gegen Monster oder Feinde wiedersetzt haben, wodurch sie den anderen Menschen und in einigen Fällen auch Götter halfen. Götter sind Götter, anders kann man das nicht formulieren. Wenn Götter auch Helden wären, gäbe es so viele, dass sich niemand mehr auskennen würde. Beispiele für Helden sind zum Beispiel Herakles, Achilles, Odysseus und so weiter. Dadurch das Götter eigentlich automatisch übermenschliche Kräfte haben, übermenschlich intelligent sind, in fast allen Fällen übermenschlich gut aussehen und noch dazu unsterblich sind, währe es für Menschen und Halbgötter unmöglich, als Helden angesehen zu werden, wenn man Götter dazuzählen würde.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen!

Die meisten Helden waren Halbgötter, also halb Mensch, halb Gott. Ich denke da an Herakles (Herkules) und Perseus.

Das hat man wohl gemacht, damit die Menschen sich wenigstens zum Teil mit den Helden identifizieren konnten. Sie gingen davon aus, dass wenn jemand zum Teil Mensch ist, die Menschen besser verstehen kann.


Suboptimierer  25.09.2014, 15:20

Beim Christentum gibt es einen ähnlichen Effekt. Jesus hat keinen menschlichen Vater, aber eine menschliche Mutter.

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Die Kiinder von Göttern und Sterblichen nennt man Helden. Der wohl Bekannteste: Odysseus. Aufgrund seiner Taten wurde er zwar dann zum Gott ernannt, aber zuerst war er ein Held!


Geooekologe  25.09.2014, 15:21

Ganz falsch. Schließlich nannte man herausragende Krieger des 17., 18, 19., und 20. Jahrhunderts in großer Selbstverständlichkeit "Helden", ohne daß man im Geringsten ihnen Göttliches andichten wollte.

Halbgott gemäß der Mythologie ist z.B. Herakles, der Zeus als Vater hat und eine menschliche Mutter und aufgrund "herausragender Leistungen" nach dem Tod zum Gott erhoben wurde.

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Bei den Griechen und Römern waren die Götter auch sehr menschlich. Also es konnten Götter mit Menschen Kinder zeugen. zb waren viele Helden Mischwesen aus Gott und Mensch also Halbgott. Sie hatten göttliche Kräfte aber waren auch sterblich zb Herkules