Sind die Blutwerte von einem kleinen Blutbild SEHR wichtig für eine Narkose?

4 Antworten

wie so oft in der Medizin lautet die Antwort "es kommt darauf an".

Tatsächlich ergibt es Sinn, den Elektolytstatus zu kennen sowie die Funktionsparameter wichtiger Organe. Es ist aber durchaus statthaft zu sagen "es wird schon ok sein", wenn der Patient gut zurecht ist. Jungen Menschen ohne Vorerkrankungen kann man in der Regel eine gute Organfunktion unterstellen und dann braucht man auch kein Labor. Tatsächlich machen wir das auch in der Klinik zunehmend so, dass insbesondere jungen Menschen ohne körperliche Vorerkrankungen und ohne auffällige Anamnese bei kleineren OPs kein Blut mehr abgenommen wird. Bei anamnestischen Auffälligkeiten (also "Luftnot bei zwei Etagen Treppesteigen" oder "häufiges unerklärliches spontanes Nasenbluten" als Beispiele) würde man dann den Verdacht auf Herzinsuffizienz oder einer Blutgerinnungsstörung nachgehen. Wenn aber alles tiptop ist, braucht man das heutezutage nicht zwingend.

Und so wäre es bei dir vermutlich auch. Eine Zahn-OP hat ein geringes operatives Risiko, wenn dein Risiko für eine Narkose durch fehlende körperliche Vorerkrankungen auch gering ist, dann braucht es keine Blutabnahme. Wenn entsprechend der Anästhesist aus dieser Überlegung heraus sagt, du musst die Werte nicht mitbringen, kann man das ruhig glauben.

Klar - es gibt den einen Fall unter tausenden, bei dem dann doch was kritisches unerwartetes auffallen kann. Eine ausgeprägte Anämie, ein absoluter Mangel an Blutplättchen, eine Nierenfunktionsstörung. Aber diese Fälle sind einfach unglaublich selten. Und wenn wir mal ehrlich sind - es kann auch bei den meisten auffälligen Werten eine Narkose gemacht werden. Hier oder da würde man anders optimieren, natürlich. Aber wir reden bei einem sich gesund fühlenden Menschen nicht von kriegsentscheidenden Dingen. Von daher ist das Risiko, selbst wenn man denn dann nun z.B. eine leichte Nierenfunktionsstörung übersehen würde, nicht wirklich groß, dass es kritisch wird dadurch.

Also: ja, bei kleineren OPs von jungen, körperlich gesunden Menschen kann man gut auf das labor verzichten, ohne dass es das Risiko für Komplikationen relevant erhöht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Anästhesist und Notfallmediziner

Es wird dir jetzt so kurzfristig nicht helfen, aber langfristig würde ich mir irgend etwas überlegen, um das Trauma vor Nadeln auszuleben, dass du es los bist. Man wird nicht jünger, und es kann immer dazu kommen, dass man dir Blut abnehmen oder einen Zugang legen muss.

DatLampx3 
Fragesteller
 01.05.2024, 11:03

Das weiß ich und deshalb arbeite ich gerade dran:)

0

Das hat mehrere Ebenen.

  1. sind diese Werte empfohlen. Wenn was deswegen schief läuft und der Arzt hatte sie nicht bestimmt bzw. vorliegen dann kann ihm das als Behandlungsfehler ausgelegt werden. Du erhöhst das Risiko für den Arzt. Nicht wenige werden die OP so ablehnen.
  2. Der operierende Arzt und der Narkosearzt bekommen eine Pauschale Vergütung. Wenn sie die Werte bestimmen, dann entstehen ihnen Kosten, die nicht gesondert bezahlt werden. Praktisch zahlen sie die Laborkosten etc. dann aus eigener Tasche. Der Hausarzt bekommt aber die OP-vorbereitenden Untersuchungen gesondert bezahlt. Das ist politisch alles so gewollt aber weder der Narkosearzt noch der Chirurg haben Lust deine Laboruntersuchungen zu bezahlen. Und an der Blutabnahme ändert es ohnehin nichts - ggf. musst du dann aber einige Zeit warten bis die Ergebnisse aus dem Labor da sind oder an einem anderen Tag nochmal kommen, wenn die OP dann nicht am gleichen Tag möglich ist.
  3. Blutabnahmen werden dir immer wieder begegnen und Nadel in anderer Form (Zahnarzt, Impfung etc.) auch. Daher solltest du deine Phobie therapeutisch angehen. Gerichtete Phobien sind recht gut behandelbar und ggf. hilft es dir gleichzeitig auch bei deinem Trauma.

Je nachdem wann das ganze stattfinden soll findest du evtl. schon jetzt jemand der mit dir eine Desensiblisierung (Training mit Nadeln) oder ein gezieltes Entspannungstraining (Konzentration auf etwas anderes um sich von dem Stich abzulenken) macht. Ansonsten empfehle ich manchmal einen Finger mit dem Mittelglied in den Mund zu nehmen und dann drauf zu beißen. Der Schmerz am Finger lenkt recht gut vom Nadelstich ab.

DatLampx3 
Fragesteller
 01.05.2024, 13:42

Vielen danke für die Antwort ich weiß das sehr zu schätzen.

Mein termin ist tatsächlich beim Zahnarzt aber durch meine Phobie kann ich mir überhaupt nicht vorstellen das eine Kooperation funktionieren würde, in dem sinne das ich den mund freiwillig offen halte damit der Arzt mir ebend die Betäubung geben kann. Bei Impfungen oder Blutabnahme war es immer so das ich es mit ganz viel weinen und teilweise unfreiwilligem schreien einfach über mich ergehen lassen habe. Meine letzte Blutabnahme war vor ca. Einem Jahr in der Notaufnahme wegen meinem Blinddarm. Da ich überhaupt nicht drauf vorbereitet war hat es mich 2 Stunden gekostet bis ich es über mich ergehen lassen konnte. die beiden Krankenschwestern haben das wirklich gut gemacht. Jetzt wäre meine einzige Option mein Hausarzt dem ich aber überhaupt nicht vertraue nachdem ich am Telefon gesagt bekommen habe "das es bestimmt schon jemand hier hinkriegt".

Ich weiß das es ein Risiko ist aber ich kann mir nicht vorstellen mein blut bei ihm abgenommen zu bekommen und andere Ärzte in meiner Umgebung nehmen keine neu Patienten.

0
verstehdichgut  01.05.2024, 23:03
@DatLampx3

einen Fehler den du machst ist, dass du es nicht gezielt angehst. So wird jede weitere Blutabnahme zu einer neuen (schlechten) Erfahrung und vermehrt deine negativen Erinnerungen. Du schreibts, es kam unvorbereitet - meiner Erfahrung nach ist das aber oft besser als sich vorab tagelang auf den Termin hin hineinzusteigern, wenn man keine entsprechende Techniken zur Ablenkung / Mediation hat.

0

Ist nicht zwingend notwendig aber wäre schon von Vorteil.