Sind Autisten zurechnungsfähig / schuldfähig?

6 Antworten

Das haben auch das Jugendamt, der Bürgermeister und der Hausarzt gedacht - und sie haben den Prozess verlieren.

Denn Autismus ist ein Spektrum, und Autisten sind vielerlei. Autismus ist nicht immer schwer, er kann auch mild sein; dann wird er Asperger-Syndrom genannt. Autisten sind zurechnungsfähig, wenn sie nicht auch geistig behindert sind.

Autismus ist nicht automatisch eine Schwere Erkrankung und es bedeutet auch nicht das man automatisch dumm ist.

Schau dir mal Temple Grandon an den Film

Dann verstehste sowas vllt besser

oder zb Atypical die Serie,

Temple Grandon war eine echte Person es ist zwar ein Spielfilm aber es ist eher dokumentativ gemacht.

Autismus kann eine schwere aber auch nur eine sehr leichte Einschränkung sein, das Hauptproblem is eigentlich Reizüberforderung und ein schwierigeres Verständnis für soziale Interaktionen.

Das ist jetzt schon wirklich anmaßend. Es gibt verschiedene Formen. Teilweise sind mache Autisten so „normal“ das man diese Entwicklungstörung erst im Erwachsenenalter feststellt.
Der sogenannte Frühkindliche Autismus kommt wohl dem am nächsten was du dir da vorstellst. Diese sind wirklich komplett in ihrer Welt und lernen teilweise nichtmal sprechen. Das ist durchaus so schwerwiegend das man nicht mehr zurechnungsfähig ist, die andere Frage ist wie die Person überhaupt etwas anstellen soll wofür diese angeklagt wird. Da muss es erstmal zu etwas kommen.

Ich kenn jetzt nicht die prozentuelle Verteilung aber ich würde behaupten das es nicht denn Hauptteil ausmacht.

Viele wissen nichtmal das sie Autisten sind, das sollte man vielleicht auch erwähnen. Wieso sollten diese Schuldunfähig sein wenn sie eigentlich doch recht normal sind ?

Es gibt auch Autisten die sehr intelligent sind und sich ihrem handeln mehr als bewusst sind.

Ich weiß noch als ein Autist mal gesagt hat dass, wenn man einen Autisten kennt man eben genau einen Autisten kennt.

Kurz:

Autismus ist ein Spektrum mit verschiedenen Ausprägungen.

Nein, Autismus ist keine "schwere psychische Erkrankung". Ich habe keine "schwere, psychische Erkrankung". Nicht alles, was anders ist, ist gleich krank.

Ich kann wirklich nur hoffen, dass du es einfach nicht besser wusstest. Aber nun weißt du es und das ist gut.

Autisten sind zurechnungsfähig. Ich weiß, dass ich jemanden nicht auf eine befahrene Straße schubsen darf und deshalb mache ich es nicht. Ich verliere durch meinen Autismus nicht plötzlich die Kontrolle über mein Handeln.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

ewigsuzu  19.03.2022, 20:33

nur so aus Interesse am Thema, wie prägt sich das bei dir aus? nur falls du es erwähnen magst.

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Zitruseulchen  19.03.2022, 20:45
@ewigsuzu

Oh, du meinst mein Autismus im Allgemeinen oder wie ich Richtig und Falsch unterscheiden kann ... oder wie ich mich unter Kontrolle habe? Tut mir leid, ich will nur sichergehen, dass ich die richtige Frage beantworte, bevor ich mir die Finger wund tippe x)

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ewigsuzu  19.03.2022, 21:05
@Zitruseulchen

Ganz allgemein mein ich das :D, Vor allem Reizüberflutung interessiert mich wie das sich auswirkt.

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Zitruseulchen  20.03.2022, 11:40
@ewigsuzu

Ah, okay. Also das ist etwas schwierig zu beantworten, da ich auch eine Sozialphobie habe und dann ist das manchmal etwas schwierig zu unterscheiden. Bei Reizüberflutungen ... Gute Frage. Ich gehe diesen immer aus dem Weg, aber früher - z.B in der Schule - hab ich dann häufiger an meinem Tisch geweint. Aber nicht so laut und auffällig - vielleicht hatte meine Sozialphobie dort ein Wörtchen mitzureden -, doch irgendjemandem fiel es trotzdem auf und dann hab ich noch mehr geweint. xD

Allerdings denke ich, das war ein Zusammenspiel aus meinem Autismus und meiner Sozialphobie. Was Geräusche angeht bin ich am empfindlichsten. Aber nicht immer, nicht bei jedem Geräusch. Das ist echt schwer zu erklären und zu differenzieren.

Generell würde ich sagen, es zeigt sich an folgenden Punkten:

  • Ich kann keinen Blickkontakt aufbauen und schon gar nicht halten (Teilweise auch aufgrund der Sozialphobie)
  • Ich bin empfindlich gegenüber Geräuschen/Lautstärken
  • Ich hasse Telefonate (Wobei das nicht unbedingt etwas mit Autismus zu tun haben muss, aber ich glaube gehört zu haben, dass die meisten Autisten Telefonate ebenfalls nicht leiden können.)
  • Ich denke, mein Grobmotorik ist nicht so die Beste ... Denke ich ...
  • Meine Schmerztoleranz ist sehr niedrig (Also mein Gehirn scheint die Schmerzen mehr zu spüren, schätze ich)
  • Ich betreibe Stimming (Hin und wieder, kommt drauf an)
  • Ich empfinde soziale Kontakte als unglaublich anstrengend und hatte auch früher nie gewusst, wie ich mit anderen Kindern umgehen soll. Die waren für mich wie "eine andere Spezies" (Ich hab mich wirklich jahrelang wie auf dem falschen Planeten gefühlt.)
  • Manchmal habe ich einen guten Blick fürs Detail ... Manchmal ... Wenn mich etwas interessiert ... Und ich nicht müde bin ...
  • Ich kann stundenlang/seitenweise über meine Hobbys/Spezialinteressen quasseln/schreiben und ich weiß nicht, wann ich aufhören soll, solange man es mir nicht sagt
  • Ich neige zu Info-Dumping und Over-Sharing (Das zählt auch zu Autismus, glaube ich.)
  • Mein Orientierungssinn ist für die Katz'. (Ist aber womöglich auch von Autist zu Autist unterschiedlich)
  • Ich bin nicht soooo extrem auf meine Routine festgefahren, aber spontan bin ich keineswegs
  • Ich hasse Überraschungen (Außer vielleicht ein Überraschungsgeschenk, aber Überraschungsbesuch oder Überraschungsplanänderungen gehen gar nicht), denn ich muss alles - zumindest bis zu einem gewissen Punkt - durchgeplant haben und brauche viel Zeit, um mich mental auf etwas vorzubereiten und dann bereite ich mich auch nur auf DAS vor und nicht auf etwas anderes
  • Ich habe starke Probleme damit, mich mit irgendetwas zu beschäftigen, was mich nicht fasziniert und kann mir dann auch keinerlei Details merken (Ich kann nicht mal (überzeugend) so tun, als würde mich etwas interessieren)
  • Früher hatte ich viele Overloads, die meine Mutter dann mitbekam (Aber nie in der Schule - Da war es mir peinlich. Da hab ich nur geheult.)
  • Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich es überhaupt nicht mochte, wenn meine Oma mich in den Arm genommen hat, weil das für mich wie eine Reizüberflutung war
  • Bestimmte Konsistenz gehen für mich einfach gar nicht klar. (z.B etwas Labbriges, Mehliges, Matschiges - Aber auch da kommt es wohl auf das Nahrungsmittel an und es ist wohl ein Zusammenspiel usw.) Ich traue mich oft nicht, neue Dinge zu probieren, wenn ich ein kleinen wenig Bedenken wegen der Konsistenz (und/oder dem Geschmack) habe. Und dann wird es schlecht. (Das ist dann auch eine Reizüberflutung, die sich in meinem Gehirn ausbreitet, denke ich.)
  • Als Kind war ich besonders pingelig, was mein Essen angeht und wie ich dieses verzehre
  • Als Kind war meine Berührungsempfindlichkeit sehr hoch und bestimmte Stoffe konnte ich einfach nicht anziehen
  • Früher hatte ich Koordinationsschwierigkeiten beim Anziehen. Also ich konnte das viel später als andere Kinder.
  • Ich halte mir die Ohren zu, wenn laute Autos vorbeifahren oder ich an einer Baustelle vorbeikomme (Wegen der Lärmempfindlichkeit. Früher hab ich das noch öfter gemacht. Manchmal versuche ich, es nicht zu tun, aber es ist sehr anstrengend.)
  • Ich kann nicht lügen bzw. will ich nicht lügen und ich hasse lügen und lege sehr viel Wert auf Ehrlichkeit
  • Besonders als Kind hatte ich nicht so einen Sinn für Höflichkeiten (Grüßen, Händeschütteln, Bitte und Danke sagen etc. ... Also da war (und teilweise ist) für mich einfach keinen Sinn dahinter und das empfanden viele früher als unhöflich und so als wäre ich bockig (Aber ich hatte halt Reizüberflutungen und wollte meine Grenzen klarmachen)
  • Ich brauche oft SEHR GENAUE Anweisungen (Und wenn ich das dann erledigt hätte, müsste man mir sagen, was als nächstes dran kommt. Man müsste mich quasi immer im Auge behalten.)
  • Ich hatte einen verzögerten Spracherwerb/Sprachprobleme (War deshalb auch als Kind eine Zeit lang bei einer Logopädin)

Na ja, ich hab die ärztliche Diagnose und so, aber wahrscheinlich waren meine Symptome früher stärker Hoffentlich konnte ich damit deine Frage irgendwie beantworten.

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ewigsuzu  20.03.2022, 16:57
@Zitruseulchen

Klingt wirklich interessant und auch extrem stressig.

Naja ich glaube es gibt viel mehr Menschen die inenr geflutet sind aber es verdrängen können auf gewisse Ebenen. ^^

Ich habe starke Probleme damit, mich mit irgendetwas zu beschäftigen, was mich nicht fasziniert und kann mir dann auch keinerlei Details merken (Ich kann nicht mal (überzeugend) so tun, als würde mich etwas interessieren)

Ich find den Satz so klasse; ich kann nicht mal so tun als ob XD

Ich mag ehrliche Menschen :D

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Zitruseulchen  20.03.2022, 18:31
@ewigsuzu

Das stimmt. Das neurotypische Gehirn kann diese Dinger besser ausblenden, das autistische nicht oder nur sehr schwer.

Tja, ich kann halt wirklich nicht so tun xD Aber freut mich zu hören.

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Meolettalove2  19.03.2022, 20:34

Naja man kann sagen was man will aber ich bezweifle tatsächlich das Menschen mit frühkindlichen Autismus zurechnungsfähig sind. Aber ich möchte natürlich nicht sagen das es bei jedem so ist. Andere Frage ist da aber ganz ehrlich wie überhaupt eine Situation entstehen soll bei dem das eine Relevanz hat.

Aber ansonsten empfinde ich es als lächerlich das man das so verallgemeinert.

Wie gesagt es kann ja durchaus extreme Ausmaße haben oder aber auch so das man es eigentlich garnicht so wirklich merkt.

Ich hab schon von Erwachsenen gehört die erst mit 40 oder so erfahren haben Autist zu sein.

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Gegsoft  19.03.2022, 20:39
@Meolettalove2

Mir scheint, Du verwechselst Autismus mit Soziopathie. Autisten sind in der Regel überaus intelligent und haben sich ziemlich gut unter Kontrolle. Ich habe selbst einen so genannten unspezifischen Autismus, also in schwach ausgeprägter Form.

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Zitruseulchen  19.03.2022, 20:43
@Meolettalove2

Ob eine Person schuldunfähig bzw. unzurechnungsfähig ist, entscheidet das Gericht. Aber ich muss gestehen, dass ich von frühkindlichem Autismus kaum Ahnung habe. Ich denke, auch dort kommt es auf die Umstände etc. an.

Aber wenn eine Person mit frühkindlichem Autismus (oder mit irgendeiner anderen Form) tatsächlich nicht alleine leben kann, würde diese Person auch nicht alleine wohnen. Zumindest würde ich das hoffen.

Ja, ich habe auch versucht, in meinem Kopf solch ein Szenario zusammenzuschustern und es es wollte nicht funktionieren.

Ich weiß. Meine Mutter bekam ihre Diagnose erst mit 50. Und ich habe gehört, es soll Leute geben, die waren 60 oder so, als sie es herausfanden ...

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Meolettalove2  19.03.2022, 20:45
@Gegsoft

Nein Autisten können sowohl sehr intelligent sein als auch wirklich geistig behindert. Die Asperger-Autisten sind durchschnittlich bis Überdurchschnittlich Intelligent. Das trifft durchaus deine Empfindung von Autismus aber da gibt es aber eben auch andere Formen. Zum Beispiel eben den Frühkindlichen Autismus. Mache von ihnen lernen nichtmal das sprechen. Ihnen ist der soziale Kontakt mit Menschen egal und leben Wortwörtlich in ihrer eigenen Welt.
Deshalb ja man spricht nicht ohne Grund von einem Spektrum.

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Autismus ist keine Krankheit sondern eine neurologische Entwicklungsstörung. Und ich denke, dass du ein komplett falsches Bild von der Symptomatik hast, denn sonst würdest du solche Fragen nicht stellen.

Autismus ist ein sehr breites Spektrum mit einer Vielzahl von möglichen Ausprägungen. Außer in Fällen, wo die mentale Entwicklung so stark beeinflusst wurde, dass beispielsweise ein selbstständiges Leben nicht möglich ist, kann man wohlkaum von Unzurechnungsfähigkeit sprechen. Das ist aber bei weitem nicht bei jedem der Fall und macht tatsächlich nur einen sehr kleinen Teil aller Autisten aus.