Seit welchem Jahr gibt es Farbfotos?

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Hi, die ersten Farbfotos waren handkolorierte Bilder von SW-Fotographien. Das 1. Farbfoto stammt aus 1861). Der Farbfilm wurde von Wikipedia sagt dazu (Zitat):
Farbfotografie
Diese Abbildung eines Tartan-Bands, die James Clerk Maxwell 1861 vorführte, gilt als die erste Farbfotografie

Die Farbfotografie basiert auf Experimenten aus der Frühzeit der Fotografie. So arbeitete bereits 1860 Niépce de Saint-Victor an einem Verfahren, alle Farben auf einer einzigen lichtempfindlichen Schicht aufzuzeichnen (Heliochromie). Im Jahr 1861 veröffentlichte der schottische Physiker James Clerk Maxwell das erste Farbfoto als Nachweis für die Theorie der additiven Farbmischung, die auf der Young-Helmholtzschen Farbtheorie basiert. Die Vorführung der additiven Farbmischung (Additionsverfahren) basierte auf drei Diapositiven, die durch drei Farbfilter (Rot, Grün und Blau) fotografiert worden waren und durch entsprechende Filter deckungsgleich projiziert wurden. Entsprechende farbfotografische Verfahren wurden parallel von Louis Ducos du Hauron und Charles Cros seit etwa 1862 entwickelt und 1868 gleichzeitig präsentiert. Allerdings konnte nur du Hauron ein patentiertes und praktikables Verfahren vorführen. Du Haurons Verfahren basierte auf Bromsilber-Kollodiumplatten und ergab Pigment-Diapositive. Beide Verfahren basieren jedoch auf dem Prinzip der Dreifarbigkeit (Trichromie). Die orthochromatische Sensibilisierung des Negativmaterials gelang erstmals Hermann Wilhelm Vogel 1873; hierbei wurde das Aufnahmematerial neben Blau auch für die Grün- und Gelbanteile des Lichts sensibilisiert.

Eine andere Interferenzmethode entwickelte Gabriel Lippmann, die er 1891 unter der Bezeichnung Methode der Photographie in Farbe mittels Interferenzmethode veröffentlichte. Für diese Entdeckung erhielt Lippman 1908 den Nobelpreis. Die Brüder Auguste und Louis Lumière stellten 1904 die Autochrom-Platten vor, die mit orangerot, grün und violett eingefärbten Stärkekörnchen aus Kartoffeln und einer Bromsilber-Gelatine-Emulsion arbeiteten; die Stärkekörnchen wirkten dabei als rasterartiger Filter. Die ersten Dreischichtenfilme wurden 1936 von Agfa und Kodak auf den Markt gebracht. Nach diesem Verfahren funktionieren Farbfilme prinzipiell bis heute (siehe Farbfilm).

Gruß Osmond

Ein normaler Arbeitstag: Ein junger Bursche - volles blondes Haar, kräftige Unterarme - schiebt auf der Straße vor einem Supermarkt ein paar Einkaufswagen zusammen. Das Licht der Abendsonne fällt weich auf seinen Schopf, gibt seinem Gesicht einen warmen Goldton. Eggleston zückt den Fotoapparat. Am nächsten Tag holt er die Bilder aus dem Fotolabor. Das Ergebnis überwältigt ihn. Es ist 1965 und Eggleston hat nach einem Jahr des Herumprobierens sein erstes Farbfoto geschossen.

Weitere Bilder entstehen: Ein einsames Kinderdreirad auf dem Bürgersteig. Ein rosiges Stück Fleisch auf einem Teller. Einmal, in Greenwood, Mississippi, liegt er mit einem Freund und dessen Freundin auf einem Bett. Sie plaudern. An der Wand hängt ein Plakat, auf dem verschiedene Beischlafstellungen erläutert werden. Eggleston blickt an die Zimmerdecke. Die Decke ist brandrot. Er zückt die Kamera. Das Foto wird zur Ikone: Die nackte Glühbirne als Symbol für den verloschenen amerikanischen Traum.

"Das Leben ist in Farbe, aber Schwarz-Weiß ist realistischer." Regisseur Samuel Fuller darf diesen Satz in Wim Wenders Film "Der Stand der Dinge" sagen. Natürlich ist das Quatsch. Man muss sich nur die Eggleston-Ausstellung in München anschauen. Es sind die Farben, die seinen Fotos eine magische Stimmung verleihen und sie dennoch authentisch erscheinen lassen: Das kräftige Rot einer Ketchupflasche auf der Ablage eines Burgergrills. Das feurige Orange eines Drinks vor dem Himmelblau im Flugzeugfenster. Ab 1972 experimentiert Eggleston mit dem sogenannten "Dye Transfer"-Verfahren, der teuersten Entwicklungstechnik, die Fotolabore anbieten. Die Werbeanzeigen in den Hochglanzmagazinen werden mit dem Verfahren produziert. Es bringt einzelne Farbtöne besonders zum Leuchten.

Der Farbfilm erobert Amerika auch im Privaten, verdrängt das alte Schwarz-Weiß aus dem Familienalbum. Kameras und vor allem das Entwicklungsverfahren werden für viele erschwinglich. Das Farbfoto soll den Gehalt jedes beliebigen Ereignisses für immer und wahrhaftig transportieren - ein allgemeiner Wunsch, der Susan Sontag 1977 in ihrem Essay "On Photography" zu der Bemerkung verleitet, dass das Fotografieren ein sozialer Ritus geworden sei, um den Anschein von Anteilnahme zu erwecken.

Eggleston sieht die massenhafte Bilderproduktion weniger kritisch. Mitte der 60er hatte er in Fotolaboren die Urlaubsschnappschüsse und Grillpartybilder fremder Menschen durchgeblättert und kam auf eine damals frische Idee: Er würde das Unperfekte der Schnappschüsse übernehmen, aber er würde es auf die Spitze treiben. Er würde Bilder machen, die wie gescheiterte Erinnerungsfotos eines Amateurs wirken, weil sie nicht das Ereignis selbst zeigen, sondern das Umfeld des Ereignisses. Das Zitieren der Hobbyfotografie lieferte ihm eine unendliche Vielfalt von Motiven. Fortan sprach er von einer "demokratischen Form des Sehens": Dass kein Motiv wichtiger oder weniger wichtig sei als ein anderes.

Als künstlerisch wertvolle Fotografien des amerikanischen Alltagslebens waren bis dahin die Schwarz-Weiß-Aufnahmen eines Edward Weston bekannt, der Klosettschüsseln und Paprikaschoten so formatfüllend und dramatisch ausgeleuchtet fotografierte, als seien es antike Statuen. Oder die Bilder eines Robert Frank, der mit seinem Zyklus "The Americans" gleich den großen dokumentarischen Bogen spannte. Egglestons Fotografien sind anders. Es geht ihm nicht um den offensichtlichen Kunstcharakter seiner Werke oder um umfassende Welterklärung. Seine Bilder sind anekdotisch, subjektiv, eigenwillig. Er erfindet eine neue Fotografie. Es gibt nur sehr wenige, die 1976 die Kamera vor den schwarzen Schlund eines gammeligen Backofens halten und dabei von Kunst sprechen. Vielleicht noch Stephen Shore. Der folgt Eggleston auf dem neuen Pfad.

1976 zeigt auch das Museum of Modern Art in New York 75 Dye-Transfer-Prints von Eggleston in einer Ausstellung und nennt ihn dabei werbeträchtig den "Erfinder der Farbfotografie". Die Kritiken sind zum Teil vernichtend. In der Kunst ist Farbfotografie ein Tabu. Sie riecht verdächtig nach Kommerz - oder Dilettantismus. "Perfekt? Perfekt banal! Die Bilder gehören in die Welt des Schnappschuss-Chics", ätzt die "New York Times" und übersieht, dass es Eggleston genau darauf ankommt.

Fred Ritchin, Professor für Fotografie an der New York University, hat in seinem Buch "After Photography" den Unterschied zwischen Fotojournalist und Fotoessayist wie folgt beschrieben: Der Fotojournalist fotografiert den Stein, der ins Wasser fällt. Der Fotoessayist fotografiert danach die Wellen auf dem Wasser. Eggleston fotografiert die Wellen, wobei unklar bleibt, ob diese von einem Stein stammen oder von einem Ungeheuer, das unter der Oberfläche des Sees lauert. Mit Fotozyklen wie "William Eggleston's Guide", "Los Alamos" oder "Democratic Forest" hat der Künstler eine große Erzählung des bürgerlichen Südstaatenlebens geschaffen, dessen Ordnung allerdings immer durch latente Gefahren bedroht scheint. Regisseure wie David Lynch oder Wim Wenders haben dieses Bild der abgründigen amerikanischen Idylle später in ihren Filmen übernommen.

Mit seiner subjektiven Fotografie hat Eggleston ganze Generationen nachfolgender Kollegen geprägt - Künstler wie Nan Goldin, Jeff Wall, Wolfgang Tillmans oder Juergen Teller. Der subjektive Blick hat sich heute in der künstlerischen Fotografie so weit durchgesetzt, dass er keine Ausnahme mehr darstellt, sondern Standard ist. Man sieht es an Internetseiten wie "Flickr", auf der die fotografischen Weltsichten von Millionen von Usern abgespeichert sind. Die Digitaltechnik erlaubt es jedoch nicht nur Hobbyfotografen, ihre Bilder vor dem Internetpublikum auszustellen. Viele der gezeigten Bilder sind nicht einmal so schlecht. Die sofortige Kontrollmöglichkeit im Display-Modus, der ernome Speicherplatz auf der Kamera und die anschließende Bildmanipulation im Rechner machen es dem Laien leichter, gute Fotos zu produzieren. Die Digitalfotografie hat Egglestons Motto mit der Logik des Cyberspace verknüpft: Alles ist würdig, fotografiert zu werden. Und alles wird fotografiert.

Auffällig ist, dass Egglestons neuere Fotos mit der Qualität seines Frühwerks nicht mithalten können. Bei Aufnahmen, die etwa 2001 in Kyoto entstanden, scheint sein Blick in der Übersetzung an den fremden Ort verloren gegangen zu sein. Zu wenig spezifisch wirken die Motive. Zu sehr ähneln sie Fotos, die so tausendfach an vielen Orten der Welt geknipst werden. Über die Jahre scheint Eggleston also nicht nur seine vertraute Technik - die analoge Fotografie -, sondern auch sein Thema abhandengekommen zu sein. Vielleicht hatte er keine Lust mehr, immer wieder die Fotos des "amerikanischen Südens" zu reproduzieren, die längst Klischee sind. Er würde die Fotografie nicht vermissen, wenn er aufhören müsse, sagte Eggleston dem Kunstmagazin "Art". Er habe das Gefühl, er sei fertig. Man kann ihm das Gefühl nicht verübeln. Eine Revolution anzustoßen, reicht. Eine zweite muss niemand mehr mitmachen.

an Kristina13 Verliebt in Eggleston, ein schöner Artikel und eine Hymne über sein Werk, aber keine Antwort auf die eigentliche Frage. Oder doch, ist nicht jede Antwort eine passende. Gruß Fritz