Rettung bei Flugzeugabsturz?

9 Antworten

Wenn ein Flugzeug einfach ungebremst auf dem Boden aufschlägt, dann ist vorher etwas gewaltig schief gegangen. Z.B. in Lockerbie, da war eine Bombe an Bord und hat einen Flügel abgesprengt. Wenn so etwas passiert, hat man tatsächlich keine Chance mehr.

Aber Lockerbie, das war 1988. Seit damals hat sich einiges getan, was die Sicherheitskontrollen angeht. In Seoul hat man dieses Jahr sogar ein Feuerzeug gefunden, das ich versehentlich in den Koffer gepackt habe, nicht ins Handgepäck! Musste ich rausholen, die haben mich am Flughafen ausgerufen.

ABER warum ich das erzähle: Solche Fälle wie in Lockerbie sind sehr selten. Wenn ein Unglück passiert, dann ist es meistens nicht ganz so dramatisch. Das Flugzeug kann eine technische Fehlfunktion haben und die Piloten können alles tun, was in ihrer Macht steht, um es doch noch sicher zu landen. Manchmal klappt das (Gimli Glider, Flying Ashtray, Miracle of the Hudson, oder dieser Flieger, der in Polen ohne Fahrwerk landen musste) auch ohne dass jemand groß zu Schaden kommt. Es gab in diesen vier Fällen, die du googeln kannst, nur leichte Verletzungen, so viel ich weiß, und keine Todesfälle.

Aber WENN ein Flieger nicht am Flughafen landet, sondern auf dem Hudson River, ist es auf alle Fälle sinnvoll, die "Brace Position" einzunehmen und den Flieger nach der Landung schnellstmöglich zu verlassen. Der ist dann nämlich einige Zeit später im eiskalten Wasser untergegangen. Aber erst, als alle Passagiere gerettet waren.

Wenn du Angst vor einem Absturz hast, dann könnte es helfen, dass du dich einmal damit beschäftigst, was überhaupt passieren kann und wie es ausgegangen ist.

"Bringen die ganzen Sicherheitsanweisungen überhaupt irgendwas?"

Bei einem - weshalb auch immer - in der Luft zerbrechendem Flugzeug bringt es Dir vermutlich herzlich wenig, wenn Du weisst, wo der Notausgang ist.
Aber es gab genügend Flugzeugunfälle, bei denen sehr viele Menschen mehr überlebt hätten, wenn sie sich an die Notfallinstruktionen erinnert oder diesen Folge geleistet hätten.

Natürlich bringen die Anweisung etwas. Wenn Du überlebst, sollst Du ja schnell aus der Maschine kommen. Dazu musst Du wissen, wo die Türen und Notausstiege sind.

"Anscheinend kann sich ja sowieso niemand aus einem abstürzenden Flugzeug retten."

Stimmt! Aus einem abstürzenden Flugzeug kannst Du Dich nicht retten. Meistens leben die Paxe ja noch, wenn ein Flieger abstürzt. Erst beim Aufprall wird es kritisch. Allerdings gab es bisher doch auch viele Unfälle, bei denen Passagiere überlebt haben, manchmal sogar alle. Das lässt sich doch einfach recherchieren.

"Und wie wahrscheinlich ist so ein Absturz?"

Nicht sehr wahrscheinlich, gemessen an der Zahl der weltweiten Flüge und Anzahl der Insassen pro Tag.

Außerdem hilft die Statistik: Du musst unterscheiden zwischen einem Unfall, der irgendwo auf der Welt stattfindet und dem, der mit dem Flugzeug passiert, in dem Du gerade sitzt.

Laut Statistischem Bundesamt ist die Wahrscheinlichkeit, im PKW zu sterben, rund 20x höher als in der Fliegerei.

"Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall tödlich zu verunglü­cken, ist mit Personenkraftwagen größer als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Hauptgründe hierfür dürften die umfangreicheren Sicherheitsvorkehrungen in öffentlichen Verkehrsmitteln und ein größerer Ausschluss von menschlichem Versagen sein. Die Angst vor dem Fliegen ist mit dem Unfallrisiko nicht zu begründen."  (Quelle: Statistisches Bundesamt: Unfallstatistik – Verkehrs­mittel im Risiko­vergleich)

Und nach einem Bericht der Sendung "Quarks & Co." müsstest Du rund 18.000 Jahre jeden Tag fliegen, bis es Dich erwischt. (Quelle: Sendung „Quarks & Co. vom 31.07. 2012) 

Dazu kommt, das jährlich weltweit mehr Menschen durch Eselstritte zu Tode kommen als durch Flugzeugunglücke. (Quelle: Das ultimative Handbuch des nutzlosen Wissens, dtv, 5. Aufl.)

Gut, wir Zivilisten hier in DE werden kaum in die Lage kommen, mit einem algerischen Militärtransporter zu fliegen. Das senkt das Risiko und es sinkt noch einmal mehr, wenn man mit einer renommierten Airline fliegt.

Gründe für Flugunfälle (nicht: Abstürze) gibt es viele.

Beispiel Triebwerksausfall: Fällt bei einer Viermotorigen ein Triebwerk aus, verlierst Du nur 25 % des Schubs, bei einer Zweimot aber 50 %! Das könnte kritisch werden.

Airbus sagt aber in einer Info zum Triebwerksausfall: "In the 1960s, in average each engine failed once a year. Today, in average, each engine fails every 30 years. This also means that pilots that start their career today will probably never experience an IFSD due to an engine malfunction.“ 

Bleiben die üblichen Verdächtigen - und dazu schauen wir mal in Boeings Unfallstatistik, bzw. kannst Du das auch selbst machen:

"Statistical Summary of Commercial Jet Airplane Accidents Worldwide Operations 1959 – 2016"

http://www.boeing.com/resources/boeingdotcom/company/about_bca/pdf/statsum.pdf

Ja, und Flugzeuge schlagen fast immer ungebremst auf dem Boden auf. Dazu kommt, dass es bei vielen Unfällen selten eine Wiese, eine Autobahn oder gar eine Runway gibt, die das Flugzeug noch aufnehmen kann. Und da die Bebauung immer dichter wird, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Zerstörung des Flugzeugs; eben, weil die meisten Unfälle bei Start oder Landung passieren.

Jetzt warten wir mal ab, ob und wann die algerischen Behörden einen Zwischen- und dann einen Abschlussbericht veröffentlichen. Die Frage ist, ob sie überhaupt mit Daten für ihre Militärmaschinen an die Öffentlichkeit gehen.


Nitram  12.04.2018, 21:39

Die Warscheinlichkeit ist ja schon gering aber wenn du halt in dem Flieger bist der gerade Probleme hat ist es halt sche.........

Ich bin kein Pesimist aber wenn ich fliege habe ich schon ein leichtes kripeln im Bauch.

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ramay1418  13.04.2018, 07:02
@Nitram

Ist ja kein Problem. Du kannst Dich auch ins Auto setzen und das höhere Risiko in Kauf nehmen. Oder längere Strecken mit dem Schiff oder mit der Bahn zurücklegen - oder sich zu Hause auf die Wiese setzen und hoffen, nicht vom Blitz getroffen zu werden.

Jedes technische System kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt versagen, aber unsere Zivilisation beruht eben auch auf der Berechnung von Ausfallwahrscheinlichkeiten für diese Systeme und deren Auswirkungen.

Versicherungen und Statistiker kennen die Risiken und bewerten sie völlig emotionslos.

Natürlich möchte auch ich nicht in einem abstürzenden Flugzeug sitzen, aber als ehemaliger Flugzeugmechaniker mit 40 Berufsjahren in der Luftfahrt (in unterschiedlichen Funktionen) habe ich sicher eine etwas andere Sichtweise.

Auch bei mir kribbelt es im Bauch kurz vor dem Start, aber nur, weil ich dann den ganzen Stress der Anreise und Abfertigung los bin und mich zurücklehnen und auf den Flug freuen kann.

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Also zum Thema Überdruck unter den Flügeln. Ein Flugzeug fliegt nicht weil es wie man es sich Laienhaft vorstellt über die Luft gleitet sondern weil die Luft am oberen Teil der Tragflächen schneller strömt als am unteren. Dadurch ist über der Tragfläche die Luft dünner und das Flugzeug wird regelrecht nach oben gesaugt. Bekommt das Flugzeug jetzt eine gewisse Kopf oder Hecklastigkeit funktioniert das nicht mehr und es kommt zum gefürchteten Strömungsabriss. Das Flugzeug fällt dann wie ein Stein nach unten. Zusätzlich funktioniert durch den Strömungsabriss ein großer Teil der Steuerung nicht mehr und der Absturz eines großen Verkehrsflugzeugs ist dann unvermeidlich.

Die Sicherheitsmaßnahmen helfen bei einem unkontrolliertem Absturz meist wenig. in den meisten Fällen geht es aber um Notlandungen u.ä., siehe "Wunder vom Hudson" --> Alle Passagiere lebend gerettet, nicht zuletzt weil die Sicherheitsmaßnahmen funktioniert haben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – weit über 100 Flüge