Meine Eltern tun mir so leid, ich leide so sehr mit..was kann ich noch tun?
Hallo zusammen,
Mein Mutter ist vor 8 Jahren schwer an MS erkrankt und sitzt mittlerweile leider auch im Rollstuhl mit Pflegegrad 5. Sie ist 55 Jahre alt und wird 24/7 von meinem Papa (62j) gepflegt. Er ist dieses Jahr in Rente gegangen um die aufwändige Pflege meiner Mama zu gewährleisten und zu Hause für sie sein zu können. Die beiden lieben sich sehr und für meinen Vater wäre es undenkbar sie in ein Pflegeheim zu geben, auch wenn ich und meine Schwester wissen, dass dieser Tag irgendwann kommen wird.
Mein Vater ist oft mit der Pflege überfordert und psychisch war er leider noch nie stabil, schon bevor Mama so krank wurde. Ich kennen ihn Psychisch angeschlagen (Burn Out usw.). Unsere Kindheit würde ich als gut bezeichnen, aber wir wurden oft für Papas Psychische Problemen verantwortlich gemacht..jetzt als Erwachsene Frau (30 Jahre) weiß ich das dies absolut toxisch war und oft auch noch ist.
Leider lässt mein Vater absolut keine Hilfe von außen zu. Er möchte es sich nicht eingestehen das er es auf Dauer mit meiner Mama alleine nicht mehr schafft.
Heute habe ich mit ihm telefoniert und er war wieder sehr verzweifelt und kraftlos.. und hier ist der Punkt. Ich leide so sehr mit den beiden mit. Es ist für mich so unfassbar schrecklich zu sehen wie die beiden leben (müssen). Ich habe das Gefühl sie haben kein glückliches Leben und wenig Freude..klar. Mama ist komplett hilflos kann Nichts mehr alleine tun, wie schrecklich muss das sein?! Der Gedanke alleine, dass meine Mama so ein Leben leben muss macht mich krank.
Dann holt mich so oft mein schlechtes Gewissen ein. Ich wohne 160 km von meinen Eltern weg, ich heirate in 6 Wochen und Versuche mein Leben trotz allem zu genießen (ich hab auch nur dieses eine Leben).
Ich rufe mind. Alle 2 Tage zu Hause an und gebe mein bestes sie einmal im Monat zu besuchen. Zudem habe ich ihnen schon oft angeboten für sie eine Putzfee zu organisieren und diese auch zu bezahlen, Einkäufe online zu erledigen usw. Eben alles kleine Hilfen die ich gerne für sie übernehmen würde, es aber aufgrund der Entfernung eben nicht im Alltag tun kann. Aber mein Vater möchte es nicht und manchmal wenn ihm dann alles zu viel wird bekomme ich Vorwürfe, dass ich es alles nicht nachvollziehen könne, da ich meine Mutter ja nicht pflegen würde.. das sagt er obwohl die beiden NIEMALS wollen würden, dass ich sie pflege. Was ich körperlich auch gar nicht könnte, da meine Mama auch sehr Übergewichtig ist.
Ach ja..es ist so ein Teufelskreis...ich möchte gerne mein Leben genießen, Familie mit meinem Verlobten gründen, unbeschwert leben...aber es fällt mir so so schwer, da ich oft gar nicht weiß ob ich Kinder und meine Ängste vor der Zukunft bzgl. Meiner Eltern, vereinbaren kann ohne zu denken ich wäre "egoistisch".
Ist vielleicht jemand von euch in einer ähnlichen Situation und kann mir sagen wie ich es mir/uns vielleicht erleichtern kann?
Ich möchte natürlich für Mama und Papa da sein, aber auch mein Leben leben können ohne tägliche Angstgedanken.
1 Antwort
Vieeel Text!
Deinem Vater MUSS klar werden, dass er es auf Dauer nicht schafft! PG V bekommt man nicht, weil das Bein juckt. Das weißt Du, das weiß ich und 800%ig auch Dein Dad.
Hinzu kommen die verschiedenen Geldtöpfe die beansprucht werden können (Verhinderungspflege, Pflegesachleistungen, Betreuungs- und Entlastungsleistung usw).
Ein Beratungsgespräch nach §45 SGB XI bzw §37.3 SGB XI solltet ihr unbedingt mal in Anspruch nehmen. (Das muss er auch vierteljährlich nach Feststellung des MD, da es sonst keine Kohle mehr von der PK gibt!)
Weiter könntest Du Dich in ihrem Umkreis erkundigen, welche ambulanten Pflegen auch Pflegeheime im Repertoire haben (fiele mir bspw die Caritas ein).
Ihr bzw er sollte die Unterstützung GESTERN beantragt haben, da es einen Pflegenotstand gibt und die Wartezeit für die ambulante Pflege oder auch ein Pflegeheim Ars©hlang sind!
P.S. Bin angehender Kfm im Gesundheitswesen.
Alte Menschen sind häufig sture Böcke oder Böckinnen. Soll in keinster Weise beleidigend sein. Ist einfach Fakt.
Ich glaube Dir auch, dass Dir das übel zu schaffen macht. Das ganze Thema abschlagen mit "Er will halt nicht!" ist die schlechteste Lösung.
Er scheint in diesem Thema auch nicht sehr kommunikativ zu sein. Da er Angst hat, die Wahrheit (die im tiefen Inneren ziemlich sicher bewusst ist) auszusprechen.
Man kann Menschen leider nicht zu ihrem Glück zwingen. Das tut mir wahnsinnig leid für Dich, aber vielmehr für Deine Mama.
Da hast du es auf den Punkt gebracht...er ist wahnsinnig Stur.. für meine Mama tut es mir auch so sehr leid.. ich glaube das dies noch einfach ein sehr langer Weg für uns wird.
Danke für deine mitfühlenden Worte! 🫶
Du kannst Deinem Dad Klipp und klar sagen möglichst vis-a-vis, dass er sich 62 Jahre den Buckel rund gemacht hat. Er wird zwar hoffentlich nicht an MS erkranken, aber er macht sich durch den Druck psychisch und physisch kaputt! Sagt er nein, dann Frage ihn doch, wann er das letzte Mal gelacht oder gelächelt hat (aus Freude), wann er das letzte Mal den Kopf frei hatte, wann er glücklich war?
Aber immer wieder deutlich machen, dass Du ihm nichts Böses möchtest und Deine Mum auch in keinster Weise in ein Heim abschieben willst!
(Die Abschiebung ist es dann, wenn die Besuchs- bzw Kontaktfrequenz nachlässt)
Danke für deine Hilfreiche Nachricht!! Ja mir ist das alles bekannt und auch bewusst! Aber er möchte einfach nicht. Auch das Thema Pflegenotstand ist mir/uns bekannt, aber er tut es ab und sagt mir "es gibt niemanden" das würde ihm auch immer telefonisch von den Anlaufstellen gesagt werden. Aber wie du schon sagst...man muss sich dann eben auf eine Warteliste setzen lassen...solange er das nicht tut wird es auch NIE zu Hilfe kommen können...:(
Die Beratungsgespräche finden auch statt, allerdings war ich da noch nie dabei und weiss somit auch nicht was da angeboten wird bzw. Er nicht annehmen möchte.. so ein schlimmes Thema...nie hätte ich das alles fur meine Eltern gewollt 🥺