Kommt man alleine aus schweren Depressionen raus?

13 Antworten

Hallo Heyjojo508,

eine schwere Depression ist eine Erkrankung der Seele, in die man, durch welche Umstände auch immer, geraten ist. In aller Regel gelingt es aber nicht, völlig allein dort wieder herauszukommen. Warum sich nicht einmal mit der Möglichkeit einer Behandlung beschäftigen?

Bei der medikamentösen Therapie werden meist Antidepressiva verschrieben, die stimmungsaufhellend und antriebssteigernd wirken, allerdings nicht abhängig machen. Besonders in der ersten Einnahmephase muss man mit Nebenwirkungen rechnen, die in der Regel jedoch nach einigen Wochen abnehmen.

Viele empfinden die Einnahme eines Antidepressivums als sehr wirkungsvoll, da es außerdem dabei hilft, Konzentrationsprobleme zu überwinden.

Eine medikamentöse Behandlung sollte vorzugsweise von einem Facharzt (Nervenarzt oder Psychiater) durchgeführt werden, da dieser sich am besten mit der Wirkung und Anwendung von Psychopharmaka auskennt.

Es kann in manchen Fällen sein, dass nicht gleich das erste Medikament anschlägt oder nicht gut vertragen wird und auf ein anderes gewechselt werden muss. Daher ist es es wichtig, dem Arzt immer wieder Rückmeldungen zu Wirkung und Nebenwirkungen des Medikaments zu geben.

Medikamente sind zwar oft in der Lage, den Verlauf einer Depression abzumildern, können diese jedoch nicht heilen. Daher gehört zum Standard einer Behandlung auch immer eine Psychotherapie. Du brauchst davor keine Angst zu haben, da sich im Laufe der Zeit ein Vertrauensverhältnis zwischen Therapeut und Patienten entwickeln kann und es dann leichter fällt, über seine Probleme zu sprechen.

Ein sehr gutes und bewährtes Verfahren ist die sog. "kognitive Verhaltenstherapie", bei der man lernt, negative Gedanken und Gefühle zu überwinden. Sie wird in der Regel von einem psychologischen Psychotherapeuten durchgeführt. Allerdings muss man oft mit einer etwas längeren Wartezeit rechnen.

Auch wenn man sich bei einer schweren Depression wie gelähmt fühlt und sich zum kaum etwas aufraffen kann, gibt es dennoch einiges, was (ergänzend zur fachlichen Behandlung) im Kampf gegen eine Depression erfolgreich sein kann.

Es gehört leider oft zum Wesen einer schweren Depression, das Gefühl zu haben, zu nichts mehr richtig in der Lage zu sein. Am liebsten möchte man nur noch im Bett bleiben. Es wäre jedoch ein Fehler, diesen Gefühlen nachzugeben, da einen das überhaupt nicht weiterbringt!

Um aktiv zu werden, könntest Du mit ganz kleinen Schritten anfangen, z.B. mit einem kurzen Spaziergang. Diesen könntest Du nach und nach ausdehnen. Ebenso kannst Du bei der Hausarbeit oder anderen Aktivitäten vorgehen.

Es ist klar, dass Du so schnell wie möglich wieder aus Deiner Depression herauskommen willst und Du machst Dir womöglich Vorwürfe, dass Du nicht mehr so leistungsfähig bist wie früher. Vielleicht sagst Du Dir immer öfter: "Ich bin doch zu nichts mehr zu gebrauchen". Doch mit solchen Vorwürfen raubst Du Dir nur Dein Selbstwertgefühl und treibst Dich noch tiefer in die Depression!

Sehr wichtig ist es gerade jetzt, dass Du nachsichtig und geduldig mit Dir selbst bist. Mach Dir immer wieder klar, dass es eben Zeit braucht, aus Deinem Tief wieder herauszukommen und dass eine Depression in der Regel nicht ewig dauert, wenn sie richtig behandelt wird!

Da die Depression vorübergehend Deine Leistungsfähigkeit hemmt, solltest Du Dir nie zu viel an einem Tag vornehmen. Lerne es, immer nur kleine Aktivitäten durchzuführen und belohne Dich , wenn Du sie geschafft hast! Unterschätze nie, wie sehr Dich auch kleine Erfolge weiterbringen können!

Wenn man eine Depression hat, dann saugt man negative Gedanken quasi wie ein Staubsauger in sich auf. Außerdem drehen sich die Gedanken wahrscheinlich ständig um die eigene schlimme Situation und immer wieder kommt Negatives in den Sinn. Was könntest Du gegen diese Negativspirale tun?

Versuche doch einmal ganz bewusst über Folgendes nachzudenken: Gibt es etwas in Deinem Leben, wofür Du dankbar sein kannst? Vielleicht gibt es Menschen in Deinem Leben, die für Dich da sind. Oder Du hast ein schönes Zuhause und brauchst Dir um materielle Dinge keine Gedanken zu machen. Manchmal vergisst man auch die vielen kleinen schönen Dinge im Leben, die einem selbstverständlich geworden sind.

Manchen hilft es, wenn sie im Laufe des Tages mehrmals etwas Schönes und Angenehmes tun und es ganz bewusst wahrnehmen. Ein Beispiel: die geliebte Tasse Tee oder Kaffee in Ruhe trinken und versuchen, die damit verbundene Freude bewusst wahrzunehmen. Oder: In einer sonstigen angenehmen Situation verweilen und das Schöne daran eine ganze Zeit lang bewusst auf sich wirken lassen. Das wirkt wie Streicheleinheiten für Deine Seele! Achtsamkeitstraining nennt man das.

Bei der Behandlung einer Depression hat es sich sehr bewährt, sich möglichst mehrmals am Tag körperlich zu bewegen (sofern aus Sicht des Arztes nichts dagegen spricht). Anfangs kann das ein kurzer Spaziergang sein, den Du im Laufe der Zeit etwas ausdehnen könntest. Das Laufen schafft das Gefühl, etwas geleistet zu haben und baut Dein Selbstwertgefühl auf.

Ganz abgesehen davon, was die frische Luft und das Licht in Deinem Körper bewirken, wirst Du feststellen, dass beim Laufen Deine Grübeleien über Negatives nachlassen oder sogar ganz verschwinden.

Andere Möglichkeiten der Bewegung wären z.B. Radfahren, Schwimmen oder Gartenarbeiten. Auch wenn es einen anfangs große Überwindung kostet sich in Bewegung zu setzen, wird man feststellen, dass sich die Stimmung mehr und mehr aufhellt.

Wenn man depressiv ist, dann sucht man verständlicherweise Hilfe und Trost bei anderen. Leider sind in unserer hektischen Zeit viele mit ihren eigenen Problemen und Sorgen beschäftigt und haben nicht immer die Gedanken frei, einem anderen mitfühlend und geduldig zuzuhören. Wenn Du das schon erlebt hast, dann kann das für Dich sehr verletzend sein.

Wenn Du an Gott glaubst, bedenke, dass er Deinen Schmerz kennt und mit Dir mitfühlt! Es gibt viele Stellen in der Bibel, die zeigen, dass Gott ein Herz für die Benachteiligten und Niedergedrückten hat. Ein Text, der sehr viel Mut machen kann, ist folgender:

"Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir. Sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott. Ich werde dich stärken, ja, ich werde dir helfen. Ich werde dich wirklich festhalten mit meiner rechten Hand der Gerechtigkeit" (Jesaja 41:10). Ist es nicht schön, dass Gott an unserem Leben Anteil nimmt und uns Hilfe zusichert?

Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du es nach und nach schaffst, Dein seelisches Gleichgewicht wiederzuerlangen und allmählich wieder Freude in Dein Leben zurückkehrt! Gib bitte nicht auf, auch wenn im Moment noch alles trübe und grau aussieht! Das Leben verändert sich und es bleibt nicht alles so, wie es gerade ist. Alles Gute und viel Kraft!

Hier noch eine kurze Anmerkung: Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich im Hinblick auf gesundheitliche Probleme und deren Behandlung keine bestimmten Empfehlungen geben möchte - das ist immer Sache des Arztes. Verstehe daher bitte meine Antwort rein informativ.

LG Philipp

Nein kommt man nicht alleine wieder raus. Also nicht bei einer schweren Depression.

Ganz wichtig: Depressionen verschwinden nicht von alleine.

Woher ich das weiß:Hobby – Selbstzweifel, Angstzustände, Schlafstörungen, Depressionen

Nein aus einer schweren Derepression kommt man unmöglich alleine raus.

LG

Juli

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nein, bei einer wirklich schweren Depression ist es alleine nicht möglich

Ich hatte vor kurzem schwere Depressionen, inzwischen nur noch mittelgradig.

Ich glaube eher nicht, dass ich es ohne Hilfe geschafft hätte. Allerdings brauche ich dafür keine Medikamente. Ich will die Ursache lösen und nicht die Symptome unterdrücken.

Die in der Tagesklinik teilstationäre Therapie hat mir Spaß gemacht.

In ein paar Monaten geht es weiter in einer psychosomatischen Klinik vollstationär. Neben der Depression habe ich PTBS und Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung.

Für mich war es sehr wichtig. Zu lange habe ich die Probleme vor mir hergeschoben und bin vor mir selbst weggelaufen.

Vielleicht fühlst Du Dich wichtig, wenn Du anderen Menschen helfen kannst und es gibt Dir einen Grund durchzuhalten. Aber ich habe mich dadurch selbst vernachlässigt.

Ich war nicht ganz zwei Monate in der Tagesklinik teilstationär.

Mach das, mir hat es gut getan.