2 Antworten

Zunächst einmal bin ich ein sehr auf Sicherheit bedachter Taucher und auch Ausbilder. Das geht so weit, dass ich damit meinem Buddys manche male schon auf die Nerven gegangen bin. Tauchgänge, wo ich im vorne herein absehen kann, dass es dort zu nicht beherrschbaren Situationen kommen könnte, würde ich also gar nicht erst beginnen. Der zweite wichtige Punkt ist, dass ein sehr großer Teil der Ausbildung beim Tauchen dem Thema Sicherheit, Gesundheit und Beherrschbarkeit von Gefahren gewidmet ist. Als Taucher (und erst recht als technischer Taucher) verbringt man eine nicht unerhebliche Zeit damit, sich auf Situationen vorzubereiten, welche kritisch werden könnten, um im Fall der Fälle direkt die korrekte Handlung abzuspulen, ohne schwer überlegen zu müssen, was man denn nun tun könnte.

Entsprechend, um auf deine Frage zurückzukommen, hatte ich noch nie eine komplett unbeherrschbare Situation unter Wasser. Das könnte auch nur eintreten, wenn ich vorher schon massive Fehler in der Tauchgangsplanung und Vorbereitung gemacht hätte. Sehr wohl musste ich aber schon gelernte Notfallszenarien das ein oder andere Mal anwenden, um eine kritische Situation unter Kontrolle zu bringen. So hat mal bei einem Buddy von mir auf 30 m der Atemregler einfach den Dienst quittiert. Er war so perplex, dass er nicht mal mehr an sein Backup dachte und mich nur verdutzt anschaute. Er bekam dann meinen und wir sind sauber aufgetaucht ;-). Ein anderes Mal wurde ein Buddy von mir bei einer Apnoe Übung für den CMAS*** kurz unter der Wasseroberfläche bewusstlos und bekam einen Stimmritzenkrampf. Es dauerte fast eine halbe Minute bis er wieder zu Bewusstsein kam, während wir ihn Richtung Ufer schleppten und am Ufer schon jemand den Notruf wählte. Gott sei Dank hatte das aber keine größeren Folgen für ihn und man konnte einmal sehen, dass man, dank der Übungen vorher, im Notfall genau richtig reagiert.

Was sehr wohl deutlich häufiger vorkommt, ist das man sich unter Wasser fragt, ob das was man gerade tut noch beherrschbar bzw. noch sicher ist. Gerade als Ausbilder muss man sich immer und permanent auch in die Rolle des Schülers versetzen. Hat der Schüler vielleicht gerade Angst? Ist die Situation eventuell unangenehm für ihn? Friert er vielleicht? Macht er sich Sorgen, ob die Luft noch reicht? Nur so kann man solchen Ängsten und Problemen direkt begegnen. Denn wenn jemand unter Wasser erst mal in Panik kommt, dann ist die Situation auch für den Ausbilder nicht mehr beherrschbar. Deswegen ist ständiges Hinterfragen des eigenen Handelns und dann entsprechendes Handeln eine kritische Komponente für jeden Taucher.

Woher ich das weiß:Hobby – VDST TL**/Nitrox TL**/Trimix*/Gasblender*/Medizinausbilder
Justman  30.11.2023, 19:27
Als Taucher (und erst recht als technischer Taucher) verbringt man eine nicht unerhebliche Zeit damit, sich auf Situationen vorzubereiten, welche kritisch werden könnten, um im Fall der Fälle direkt die korrekte Handlung abzuspulen, ohne schwer überlegen zu müssen, was man denn nun tun könnte.

Du meinst, man geht (nahezu) jedes mögliche Szenario unter Wasser durch, welches eintreten könnte?

Denn wenn jemand unter Wasser erst mal in Panik kommt, dann ist die Situation auch für den Ausbilder nicht mehr beherrschbar. Deswegen ist ständiges Hinterfragen des eigenen Handelns und dann entsprechendes Handeln eine kritische Komponente für jeden Taucher.

Dein Job klingt ziemlich hart und anspruchsvoll

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DanielDewald  30.11.2023, 19:31
@Justman

Genau. Ähnlich wie z.B. Bergsteiger, Astronauten oder Piloten verbringt man als Taucher viel Zeit damit für Fälle zu Planen, die hoffentlich niemals eintreten. Passiert es dann doch, braucht man einfach nur den Plan auszupacken. Hat man gerade für diesen Fall nicht geplant, steck meistens wenigstens ein ähnlicher Fall im Gehirn und man kann das dynamisch anpassen.

Gott sei Dank mache ich das ja nicht beruflich sondern nur im Ehrenamt 😉. Aber wie mit allem was anspruchsvoll ist: Wenn man es beherrscht ist es auch eine Menge Spaß 😍.

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Ja. Ich war damals ein Kind, könnte nich Schwimmen