Hat Aias der Telamonier, Sohn von Telamon und Periboea Geschwister?

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Aias hat in der griechischen Mythologie zwei Halbbrüder, Teukros (Mutter: Hesione) und Trambelos (Mutter: Theaneira).

Aias (griechisch: Αἴας; lateinisch: Aiax) - zur Unterscheidung von anderen Namensträgern wie vor allem Aias, Sohn des Oileus/Aias der Lokrer/der kleine Aias/der kleinere Aias auch Aias der Telamonier (Αἴας ὁ Τελαμώνιος)/Aias, der Sohn des Telamon (Αἴας, ὁ τοῦ Τελαμώνος υἱός)/der große Aias (Αἴας ὁ μέγας)/der größere Aias (Αἴας ὁ μείζων)/Aias der Salaminier (Αἴας ὁ Σαλαμίνιος) genannt – hat in der griechischen Mythologie keine Vollgeschwister, aber als Geschwister mit anderer Mutter seinen Halbbruder Teukros (griechisch: Τεῦκρος; lateinisch: Teucer) und - deutlich weniger bekannt, nach ein paar antiken Autoren ab der Zeit des Hellenismus - Trambelos (griechisch: Τράμβηλος; lateinisch: Trambelus).

Telamon (griechisch: Τελαμών; lateinisch: Telamon) heiratete in erster Ehe Glauke (griechisch: Γλαυκή; lateinisch: Glauca), Tochter des Kychreus, König der Salaminier, und erbte nach dem Tod seines Schwiegervaters die Herrschaft über die Insel Salamis (Diodor(os), Bibliotheke historike (Βιβλιοθήκη ἱστορική; Historische Bibliothek; lateinischer Titel: Bibliotheca historica) 4, 72, 7). Es werden keine Kinder aus der Ehe von Telamon und Glauke erwähnt.

Nach Glaukes Tod heiratete Telamon in zweiter Ehe Periboia (griechisch: Περίβοια; lateinisch: Periboea), Tochter des Alkathoos aus dem Ort Megara (Apollodor(os), Bibliotheke 3, 162/3, 12, 7, 2; Xenophon, Kynegetikos 1, 9; Plutarch; Theseus 29, 1; Pausanias 1, 42, 2). Aias stammt aus dieser Ehe.

Der Name dieser zweiten Ehefrau wird abweichend auch anders angegeben:

Eriboia (griechisch: Ἐρίβοια; lateinisch: Eriboea) bei Pindar(os), Isthmische Ode 6, 45; Bakchylides, Ode 13, 100 – 102; Sophokles, Aias 569; Diodor(os), Bibliotheke historike (Βιβλιοθήκη ἱστορική; Historische Bibliothek; lateinischer Titel: Bibliotheca historica) 4, 72, 7

Eeriboia (griechisch: Ἠερίβοια; lateinisch: Eeriboea) bei Scholien zu Homer, Ilias 16, 14

Meliboia (Μελίβοια; lateinisch: Meliboea) bei Athenaios, Deipnosophistai (griechisch: Δειπνοσοφισταί; Gelehrtengastmahl; lateinischer Titel: Deipnosophistae) 13, 557 a = Istros FGrHist 334 F 10

Phereboia (griechisch: Φερέβοια ; lateinisch: Phereboea) bei Pherekydes FGrHist 3 F 153; Plutarch, Theseus 29, 1

Telamon erhält, als er Herakles bei einer Eroberung Troias begleitet, als Siegespreis Hesione (griechisch: Ἡσιόνη; lateinisch: Hesione), Tochter des Laomedon, König von Troia, und aus dieser Beziehung stammt Teukros (Apollodor(os), Bibliotheke 3, 162/3, 12, 7, 3; Hyginus, Fabulae 89; Tzetzes zu Lykopkron, Alexandra 467 und 469)

Nach einer Überlieferung, zu der antike Autoren auf den Dichter Istros (3. Jahrhundert v. Chr.) hinweisen (Istros FGrHist 334 F 57), hat Telamon nach der Eroberung Troias als Siegespreis Theaneira (griechisch: Θεάνειρα; lateinisch: Theanira) als Beute/ehrenden Siegespreis bekommen. Theaneira, von Telamon schwanger, sprang vom Schiff, entfloh schwimmend nach Milet (griechisch: Μίλητος [Miletos]; lateinisch: Miletus), verbarg sich im Wald und wurde von König Arion gefunden, der sie rettete und den Sohn, den sie gebar und Trambelos hieß, als eigenen Sohn aufzog (Scholion zu Lykophron 467; Tzetzes zu Lykophron 467). Eine Gleichsetzung von Theaneira und Hesione, als ob dies zwei Namen für dieselbe Person gewesen wären, bei dem Scholiasten und Tzetzes, ist wohl durch den bei beiden Frauen vorliegenden Umstand, ehrender Siegespreis nach der Eroberung Troais gewesen zu sein, ausgelöst. Sachlich ist dies falsch. Denn die mit Trambelos schwangere Theaneira entkommt Telamon und sie kann unmöglich Teukros geboren haben, außerdem könnte nicht wie bei Hesione später gefordert werden, Telamon solle sie nach Troia zurückgeben.

Trambelos wird erwähnt bei Lykophron, Alexandra 467 und Athenaios, Deipnosophistai (griechisch: Δειπνοσοφισταί; Gelehrtengastmahl; lateinischer Titel: Deipnosophistae) 2, 43 d (Aristoboulos aus dem Ort Kassandreia erzählt von einer Achilleus-Quelle in Milet, in der sich Achilleus gereinigt habe, nachdem er Trambelos; König der Leleger, getötet habe).

Achilleus hat Trambelos ohne Kenntnis ihrer Verwandschaft (sie waren Vettern/Cousins) getötet.

Nach Tzetzes zu Lykophron 468 ist Achileus gegen Milet vorgegangen und hat den sich ihm im Kampf entgegenstellenden Trambelos getötet. Weil er seine Tapferkeit bewunderte und erfuhr, Trambelos sei Sohn des Telamon, bestattetet er ihn, Tränen über den Verwandten weinend.

Etwas anders erzählt Parthenios, Erotika pathemata (Ἐρωτικὰ παθήματα; Liebesleiden; lateinischer Titel: Erotica pathemata) 26 nach Euphorion, Thrax: Auf der Insel Lesbos begehrte Trambelos, der Sohn des Telamon, das Mädchen Apriate und unternahm viel, um sie für sich zu gewinnen. Als sie seinem Liebesbegehren nicht sehr nachgab, beabsichtigte er, sie mit List und Trug zu bezwingen. Als Apriate mit einer Dienerin zu einem der Landgüter ihres Vaters ging, das sich in der Nähe des Meeres befand, und ergriff sie aus dem Hinterhalt. Als Apriate sich sehr wehrte, wurde Trambelos zornig und warf sie in das Meer, das gleich am Ufer tief war. So starb sie. Einige jedoch sagen, die Verfolgte habe sich selbst ins Meer gestürzt. Trambelos erlitt bald danach Vergeltung seitens der Götter. Denn als Achilleus viel Beute von Lesbos fortführte, trat ihm der von den Einheimischen zu Hilfe gerufene Trambelos entgegen, wurde beim Kampf in die Brust getroffen und fiel sofort zu Boden. Achilleus, der bewundernd über seine Stärke/Kraft/Tapferkeit (griechisch: ἀλκή) staunte, fragte den noch Atmenden, wer und woher er sei. Als er erfuhr, Trambelos sei Sohn des Telamon, wehklagte er sehr und schüttete an der Küste einen großen Grabhügel auf. Dieser Grabhügel wird auch jetzt noch Heroon des Trambelos genannt.

Literatur zu Trambelos:

Friedrich Pfister, Trambelos. In: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Herausgegeben von Wilhelm Heinrich Roscher. Band 4: Q - S. Leipzig : Teubner, 1909 - 1915, Spalte 1094 – 1095 = http://www.archive.org/stream/ausfhrlichesle05rosc#page/547/mode/1up

Ernst Wüst, In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE VI A. Timon bis Tribus. Stuttgart : Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 1937, Spalte 2129 - 2131

Hans von Geisau, Trambelos. In: Der Kleine Pauly : Lexikon der Antike, auf der Grundlage von Pauly‘s Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter bearbeitet und herausgegeben von Konrat Ziegler und Walther Sontheimer. Band 5: Schaf bis Zythos. Nachträge. Stuttgart : Druckenmüller, 1975, Spalte 922

Sven Rausch, Trambelos. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 12/1: Tam – Vel. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 2001, Spalte 751

https://en.wikipedia.org/wiki/Trambelus

In den mir bekannten Sagen eben nur Teukros.