Glaubt Ihr, dass wenn man viel Unrecht den anderen Menschen angetan hat, dass es zurück in höherer Potenz kommt, sowas wie zur Gerechtigkeit kommt?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Eine durchaus interessante Frage

Ich selbst glaube nicht an eine "höhere Gerechtigkeit".

Meiner Meinung nach haben alle unsere Handlungen irgendeine Auswirkung, die in irgendeiner Weise auch uns selbst betrifft.

Wenn wir einem Menschen helfen, dann geht es nicht nur ihm gut, sondern auch wir selbst fühlen uns besser, weil wir uns moralisch belohnt fühlen.

Behandeln wir einen Menschen schlecht, dann ist uns das entweder egal, wir genießen es, oder es tut uns Leid. Auch das sind Auswirkungen auf uns.

Das sind aber weder Belohnungen noch Strafen, sondern einfach die Folgen unserer Handlungen, ohne jede moralische Bewertung.

Im Buddhismus nennt man dies "Karma".

Weshalb glauben aber dennoch viele Menschen an eine Bestrafung durch "höhere Mächte" für unmoralisches Handeln?

Nehmen wir folgendes an:

Ein böser Mensch wird reich und erfolgreich, erlangt Macht, hat allen Luxus der Welt, richtet jede Menge Schaden an und stirbt irgendwann friedlich.

Ein guter Mensch bleibt arm und erfolglos, steigt nie auf, lebt dauerhaft im Elend, und stirbt unter Schmerzen, weil er sich keinen Arzt leisten kann.

Das finden wir grausam, denn es verletzt unser Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Wir wollen, das gute Taten belohnt und böse bestraft werden.

Doch das ist nicht Immer der Fall und es gibt sicher genug Menschen, die mit dieser Ungerechtigkeit einfach nicht friedlich leben können.

Der Glaube an höhere Gerechtigkeit:

Manche Menschen glauben daher an eine Form von "höherer Gerechtigkeit" - beispielsweise ein bestimmtes "Schicksal" oder einen "gerechten Gott".

Der böse Mensch mag also im irdischen Leben belohnt worden sein - aber man tröstet sich mit dem Glauben, an eine Strafe im Jenseits.

Manche Menschen glauben sogar an eine große "Endabrechnung", den "jüngsten Tag", das "Ende der Welt", bei dem das große Endgericht stattfindet.

Durch die Vorstellung, dass spätestens am jüngsten Tag der böse Mensch seine Strafe bekommt, ist das Bedürfnis nach "Gerechtigkeit" befriedigt

Dass es so etwas wie dieses "kosmische Gesetz" tatsächlich gibt, dafür existieren keine Beweise. Es bleibt also eine Frage des Glaubens.

Aus meiner Sicht ist die Vorstellung einer Art "göttlicher Abrechnung" durch Höllenqualen oder ein Endgericht nur ein emotionales Trostmodell.


DiColonna  18.03.2017, 06:29

Höhere Gerechtigkeit....schwierig. Kommt wohl immer darauf an, ob man von der Unsterblichkeit der Seele ausgeht. Ansonsten: 
"Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan."

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Enzylexikon  22.03.2017, 20:40

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Gerechtigkeit als höhere Potenz ist - sorry - ein typisch deutsch-idealistischer Schwachsinn. Da hört man Hegel und Co mit ihren überzogenen Abstrakta. Was die Auseinandersetzung mit den schrecklichen Folgen der deutschen Krankheit, der Obrigkeitsergebenheit, dem Autoritätsglauben angeht, sind ja schon wieder neue Heilsverkünder am Werk. Ob wir uns arische Überheblichkeit überstülpen ließen oder jetzt eine moralische Büßermentalität, jedes hat die in der gefestigten Person liegende Selbstgewissheit zerstört. Immer ist das Individuum der Gemeinschaft unterworfen, ob der arischen Scheinrassegemeinschaft oder der moralsch zerknirschten Gutmenschengemeinschaft. Im Dritten Reich wurde jeder Kritiker als Kommunist eingesperrt. Heute wird jeder kritische Geist als rechtsradikal abgestempelt. Im Prinzip hat sich nichts geändert.

Schau Dir den Film "Im Westen nichts Neues" an oder lies das Buch. Da wurden Schüler aufgeputscht mit vaterländischen Abstrakta, ihr Leben "in Begeisterung" aufs Spiel zu setzen. Heute werden Schüler aufgeputscht, die Schuld der ganzen Welt auf sich zu nehmen, sie - koste es was es wolle - zu retten, und wenn man dazu die Menschheit auslöschen muss. Die Deutschen scheinen ein Erlösergen zu haben: Irgendwas müssen sie immer retten. Das Leben geht weiter und egal was in der Vergangenheit passiert ist, letztlich wird das Böse nur überwunden, wenn man positive Persönlichkeiten Mut macht, eine bessere Zukunft zu gestalten in einer Ballance zwischen Ich und Wir. Eine Wunde heilt nicht, wenn man ständig darin bohrt. Es wird auch kein Mensch davon besser, wenn man ihm ständig pauschal vorhält, dass seine Eltern Schweine waren. Dass anderen Menschen immer wieder Unrecht angetan wird, ist leider Teil der Menschheitsgeschichte. Doch die Italiener werden auch nicht besser, wenn man ihnen nur die Untaten der Römer vorhält. Aus der Geschichte lernen - ja - aber die Geschichte nutzen, um die aktuell Lebenden klein zu halten und moralisch zu unterdrücken - nein.

Wir müssen uns nichts vormachen. Das Potentaial, aus dem Böses in der Welt geschehen wird, ist immer noch riesig. Doch schaue man in die Geschichte: In der Auseinandersetzung, wer die inhaltsleeren Abstrakta für sich und seine Macht richtig definiert, sind Millionen gestorben. Diese Hohlhülsen, die jeder Mächtige nach Bedarf ausgießen kann, sind nur Vehikel der Macht und sie aufzublasen, gebiert nichts Gutes.

Naja das heißt Karma.

Manchmal scheint es so zu sein ... gibt ja auch darüber genug Redewendungen wie z.B.  ... man trifft sich immer zweimal im Leben  . LG