Aus welcher Motivlage heraus rief Papst Urban II. Im november 1095 den Kreuzzug aus?

4 Antworten

>Das Kaiserreich von Karl dem Großen war zerfallen. Es entstand ein politisches Vakuum.

Als im 11. Jh. viele Bauern aufgrund einer Hungersnot in die Städte flüchteten, verschärften sie nur die Armut und das Elend. Es kam zu Aufständen. Die Politik wurde der Lage nicht Herr. Die Feudalherren nutzen dieses Vakuum, um neue Ländereien zu erobern.

In einem solchen Klima rief Papst Urban II. zum ersten Kreuzzug auf.

Aus seiner Sicht wäre mit einer militärischen Zurückgewinnung Jerusalems und Palästinas mehreren Zwecken gedient gewesen. Die Einheit der Christenheit im Westen wäre gefestigt und das Primat der römischen Kirche untermauert worden.

Die beständigen Fehden der Feudalherren hätten ein Ventil gefunden. Sie hätten ihr militärisches Können für einen „edlen“ Zweck einbringen und dadurch zum militärischen Standbein der Kirche werden können. Als Gegenleistung hätten sie religiöse und vor allem wirtschaftliche Vorteile gehabt.

Am 27. November 1095 hielt Urban auf dem Konzil von Clermont (Frankreich) seine Kreuzzugspredigt. Die Kirche malte ein düsteres Bild von den Feinden, die göttliche Vergeltung verdienen würden.

Laut Aussage von Fulcher von Chartres, einem Kirchenmann, der an dem ersten Kreuzzug teilnahm, war der Krieg notwendig, um die „Christen“ im Osten gegen die Muslime zu verteidigen. Dabei lebten zu der Zeit Christen und Muslime relativ friedlich zusammen.

Sofortige Sündenvergebung wurde denen versprochen, die im Kampf oder unterwegs sterben würden. Die Feudalherren konnten daher ihre brudermörderischen Fehden auf einen „heiligen“ Krieg gegen „Ungläubige“ übertragen. Auf dem Konzil fand ein Ruf Widerhall, der zum Motto des ersten Kreuzzuges werden sollte: „Gott will es!“.

Als das Datum des Aufbruchs, der 15. August 1096, feststand, vergewisserte sich der Papst der Unterstützung des Lehnsadels, der mit den militärischen Operationen betraut wurde. Die Kirche garantierte dem Lehnsadel den Schutz seiner Ländereien für die Dauer des Unterfangens. Die weniger Wohlhabenden wurden gedrängt, das Unternehmen mit Spenden zu unterstützen.

Die Geschichte der Kreuzzüge und deren Scheitern sollten gelehrt haben, daß Habgier auf wirtschaftlichem Gebiet und das Verlangen nach politischer Vormachtstellung zu Fanatismus und zu Blutbädern führen können.

Doch man hat daraus keine Lehre gezogen. Die zahlreichen Konflikte, durch die viele Gebiete der Erde mit Blut besudelt werden, beweisen dies.

Religion dient dabei oftmals als Deckmantel für Abscheulichkeiten.<

(Quelle: „Erwachet“ 1997, 8.10., S. 15)

Liebe Grüsse ...


rr1957  19.06.2020, 19:47
war der Krieg notwendig, um die „Christen“ im Osten gegen die Muslime zu verteidigen. Dabei lebten zu der Zeit Christen und Muslime relativ friedlich zusammen.

Du zeigst den Widerspruch hier auf, aber nicht die richtige Auflösung: es ging nämlich gar nicht gegen die Muslime - die galten damals als ketzerische christliche Sekte, die aber zu demselben Gott beten - tatsächlich ging es gegen die Seldschuken. Diese Seldschuken waren Fremde aus dem Osten, ethnisch Mongolen und kulturell Reiter-Nomaden, die die Levante erobert hatten - die Seldschuken waren also in mehreren Hinsichten fremdartig und relativ plötzlich aufgetaucht und wurden als globale Bedrohung des Westens gesehen.

Das bedeutet auch, dass der Auslöser gar nicht religiös war, sondern kulturell und ethnisch. Man sieht das später daran, dass sich die christlichen Kreuzfahrer ohne weiteres mit den lokalen und den fatimidischen Muslimen und sogar den Assassinen vertragen und sogar verbünden, jedenfalls Frieden schliessen und sogar anfreunden - aber eben nicht mit den fremdartigen Seldschuken.

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Seit dem Mittelalter pilgerten Christen ins Heilige Land, um die Orte zu sehen, an denen Jesus gewirkt hat. Als die Moslems Jerusalem eroberten, wurde es zunehmend schwierig für die Christen, weil es immer mehr zu Übergriffen gegen die friedlichen Pilger kam.

Der Papst wollte und konnte sich das nicht gefallen lassen und musste etwas dagegen unternehmen.

Seit Mohammed kam es zu einer massiven islamischen Expansion "mit Feuer und Schwert" nach Nordwesten. Syrien, Palästina usw. kamen unters muslimische Joch. Man wollte die christlichen Herkunftsstätten nicht verwüsten lassen und weiterhin Zugang dazu. Die islamische Welteroberung sollte gebremst werden.

der papst wollte mehr macht.. damals hat er nichts zu melden gehabt.. war wie ein könig ohne königreich bzw. gefolgschaft.. das war die idee dahinter.. dass die moslems haufenweise pilger abgeschlachteten, kam ihm grade recht und er rief zum kreuzzug.