asperger und akzeptanz

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich selbst habe bereits ähnliche Erfahrungen gemacht.

Ich vermute, selbst wenn man besagte Personen übers Asperger-Syndrom aufklären würde, fiele es ihnen dennoch schwer, einzusehen, dass sich ein Autist nicht "so komisch" verhält, um zu provozieren oder den Aufmerksamkeitsfokus auf sich zu lenken - sondern weil er einfach so ist.

Ein persönliches Beispiel: Meine Sozialkundelehrerin wurde mehrere Male auf das bei mir diagnostizierte Asperger-Syndrom hingewiesen - dennoch insistiert sie auf der Forderung, ich solle mich aktiver am Unterricht beteiligen. Dies vollzieht sie, obwohl der Schulsozialpädagoge ihr die Information übermittelte, dass ich nicht aus Unlust von einem häufigem Melden absehe - sondern aufgrund meiner Sprechangst vor Gruppen.

Ich kann Dir nur raten, auf deinem Rechte zu beharren. Wenn Du ungerecht behandelt wirst, geh dagegen vor, und lasse es nicht auf Dir sitzen!

Es gibt den Mobilen Sonderpädagogischen Hilfedienst (MSD). Ein Vertreter dieses Dienstes klärte vor ein paar Jahren meine damalige Klasse übers Asperger-Syndrom auf. Wenn Du ein entsprechendes Attest bei der Schule abgegeben hast, wird sich ein Mitarbeiter des besagten Diensts möglicherweise von selbst bei Dir melden. Meine Erfahrung mit dem MSD: Der dort Beschäftigte, der mich auf eine Aufklärung der Klasse ansprach, hatte die Tendenz, recht aufdringlich zu sein. So erinnere ich mich, er hat darauf gedrängt, ich solle seiner Präsentation über Autismus unbedingt beiwohnen, damit die Klassenkameraden etwaige Fragen an mich richten könnten. Ich habe dem nicht zugestimmt - denn: Ich denke, es ist gut nachvollziehbar, dass ich es als unangenehm erachtet habe, zentraler Punkt einer Präsentation zu sein.

Weiterhin: Als ich von einer Teilnahme am Workshop absah, erbat unsere Schulpsychologin wenige Tage später eine Möglichkeit, noch einmal in der Klasse zu erscheinen, um übrige Fragen zu klären.

Du solltest abwägen, ob Du so etwas auch möchtest.

Als Vorteil lässt sich in diesem Zusammenhange sicherlich die mit hoher Wahrscheinlichkeit eintretende erhöhte Rücksichtnahme auf Deine Person anführen.

Allerdings - dies kann genau so der Fall sein - könnte gerade das Wissen über Dein Anderssein manche Menschen zu abfälligen Bemerkungen verleiten - gemäß des Mottos: "Wer anders ist, wird gemobbt."

Noch ein finaler Ratschlag: Lasse Dich nicht zu Kontakt zwingen! Ich kenne das: Die Eltern fordern, man solle doch "mal unter Leute gehen", oder "was mit Freunden machen" - allerdings solltest Du diesen Bitten nur nachkommen, wenn Du Dich dabei wohlfühlst und nicht - wie ich es dereinst zu vollziehen pflegte - um Deine Ruhe zu haben, anderen zu gefallen, oder normal zu sein. Ich kann mich des Weiteren an frühere Schuljahre entsinnen, in welchen ich unbedingt integriert werden wollte. Der Preis hierfür war jedoch das Verbiegen meines Charakters in auf höherem Level angepasste Grundzüge. Das Resultat war ein Verkrampfen meinerseits in Pausen. Nun verbringe ich die unterrichtsfreien Schulzeiten zum Großteile alleine. Um die Essenz dieses Rats noch einmal deutlich zu machen: Sei Du selbst - und verbiege Dich nicht für andere! Ich kann mir bereits denken, dass manche dies anders sehen und Dir empfehlen werden, dich anzupassen - allerdings erlangte ich die Erkenntnis, ein solches Verhalten mündet des Öfteren in Unwohlsein.

Alles Gute!

ADA

PS:

Hier der Link zum MSD:

http://www.msd-autismus.de/kontakt.php


ADAsperger  25.09.2014, 16:56

Danke für den Stern!

1

"Das asperger syndrom ist ja ne milde form von autismus. Das ist angeboren. Es führt bekanntlich zu kommunikationsproblemen, sozialen problemen, mobbing, manchmal zu hochbegabung usw."

Soweit ich weiß kann Hochbegabung eher dazu auftreten, aber nicht wegen der Asperger-Syndrom.

"Nun, warum ist es für nicht-autisten so verdammt schwierig diese form des andersseins zu akzeptieren? Das ist eine frage die mich wirklich mal interessieren würde. Na gut, es gibt ja menschen die wissen nicht mal was autismus ist. Dann muss man diejenigen darüber aufklären."

Muss man noch nicht mal. Meine beste Freundin will von Autismus gar nichts wissen. Ihr ist es Lieber, sie hält mich weiterhin für seltsam, zwischen uns ändert sich nichts und sie muss Autismus nicht verstehen. Noch nicht mal das ist also vonnöten. Schließlich gibt es auch genug Leute die aufgeklärt, aber intolerant sind.

"Doch es gibt auch viele die sehr wohl sehen dass ein mensch mit autismus nicht oder kaum aus sich herauskann, sich zwar bemüht, auch sich beruflich anzupassen und so. Aber es gibt leute die hacken extra noch auf einem herum. Hab ich selbst erleben dürfen bis jetzt. Warum das alles? Ich bin zb intelligenter als so mancher nicht autist (in bestimmten bereichen). Ist das alles nur neid? Könnte ja sein. Oder viele menschen sind einfach nur dumm."

Das Problem haben wirklich nicht nur Autisten.

"Unfähig mal was unbekanntes oder anderes zu akzeptieren."

Ist nicht genau dass eher das Problem von Autisten? Viele hängen doch an ihren Routinen und Gewohnheiten. Es ist eher das "nicht wollen", denke ich.

"Kennt jemand hier sowas in der art? Nicht anerkannt zu werden? Warum das alles?"

Ja, und über die Frage nach dem Warum haben sich schon so viele Menschen den Kopf zerbrochen. Eine wirkliche Antwort kenne ich nicht, nur Theorien.

Ich persönlich habe keinerlei Erfahrung mit Autismus, beschäftige mich aber auch sehr oft mit der Frage warum der Mensch diese Angewohnheit hat, alles was anders ist als er selbst sofort als abstoßend zu empfinden.

Ich denke, dass dieses Verhalten einfach in der Natur vieler Menschen liegt. Einige nutzen die Situation gerne mal aus, sich selbst als übergeordnet zu betrachten wenn man andere dabei niedermacht. Dabei sind diese Leute meistens gerade die Dummen, wie du schon sagtest. Die reduzieren die Leute um sie herum eben auf Äußerlichkeiten. Im Endeffekt sind sie es, die im Nachteil sind, nicht Du.

Ich kann verstehen, dass du dir darüber Sorgen machst. Allerdings sollte man nicht zu viele Gedanken daran verschwenden. Bleib so wie du bist, mach das, wobei du dich am wohlsten fühlst und lass die anderen einfach reden. Insgeheim weißt du ja schon, wer am Ende im Vorteil ist (:

Also ich bring jetzt einfach einmal ein Beispiel: Mein Bruder ist Asperger. Ich weiß das und weiß auch darüber bescheid. Ich hab es zwar akzeptiert, es ist aber schwer. Wir sind gleich alt, haben dadurch zum Beispiel in der Schule gerade dieselben Probleme (also Stundenplanmäßig, Wandertag,...). Nur wird bei ihm immer eine Ausnahme gemacht. Er muss nicht mit zu Ausflügen, kann auch einfach in der Schule fehlen, und und und. Zwar hab ich akzeptiert, dass er anders ist, aber das macht mich wütend. Seine schulische Situation (wenn er normal wäre) sieht eh schon besser aus als meine. Und dann finde ich es natürlich super (Sarkasmus), wenn ich auf den bescheuerten Ausflug mit muss und er einfach daheim bleiben kann.

Mein Bruder ist auch nicht unschuldig: Er akzeptiert meine Meinung/meinen Weg nur, wenn er der gleichen Meinung ist. Es gibt Streit, er droht mir,... Und ich soll ruhig bleiben und akzeptieren, dass er so ist. Es ist einfach schwer.

Und für seine Mitschüler ist es nicht anders: Er darf zu Hause bleiben, sie müssen auf den Ausflug. Dadurch sind sie neidisch, und akzeptieren ihn erst recht nicht. Was ich damit eigentlich sagen will ist, dass es für Menschen schwierig ist, jemanden gelten zu lassen, wenn er "besser" behandelt wird als man selbst.

Aber besonders Jugendliche haben Probleme "andere" zu akzeptieren. Auch ich (nicht-Asperger, einfach nur anders) hatte Mobbingprobleme. Jetzt sind meine Klassenkameraden erwachsener geworden, und sehen, dass ihr Verhalten falsch war. Nun werde ich auch akzeptiert (hat ja auch ganze 3 Jahre gedauert). Also müssen die Leute einfach nur erwachsen werden. Dann wird es auch dir besser gehen (und man sollte nicht zu sehr an der Vergangenheit festhalten, haben ja viele Asperger Probleme damit)


LLcoolAspie 
Fragesteller
 28.09.2014, 12:57

Ich bin niemals besser behandelt worden als andere, ganz im gegenteil, ich wurde sogar von lehrern teilweise fertiggemacht, nur weil ich eben anders war. Es ist ja schön für deinen bruder wenn er deswegen oft bevorzugt wird, doch den meisten autisten geht es sicher nicht so gut

1
summersweden  28.09.2014, 18:04
@LLcoolAspie

Und genau das hat mein Bruder auch gesagt. Man merkt selber nicht, dass man bevorzugt wird. Und mein Bruder wird auch von Lehrern fertig gemacht. Es gibt eigentlich nur 2 Möglichkeiten: Entweder wirst du bevorzugt und die anderen sind neidisch, oder sie machen die fertig, weil du einfach anders bist.

0
LLcoolAspie 
Fragesteller
 28.09.2014, 23:21
@summersweden

Ich würde es bestimmt merken wenn ich bevorzugt würde. Dem ist nicht so, nicht im geringsten. Ich geb dir mal ein einfaches beispiel: damals in der schule hatten wir das fach persönlichkeitsbildung und soziale kompetenz. Wir mussten referate halten. Normalerweise war es so, dass man zu zweit eins hielt. Ich hielt es mit meinem sitznachbarn. Als wir an der reihe waren, war ICH derjenige, der fast völlig frei sprach, und der andere las fast nur vor. Ich hatte mich perfekt vorbereitet. Als ich mit dem sprechen an der reihe war, grinste er fast andauernd. Total auffällig. Die lehrerin bekam es natürlich mit, doch sie sagte nichts. Als wir fertig waren, fragte mich die lehrerin wieso ich nicht noch mehr frei hätte sprechen können. Dabei war mein partner der der fast nur vom zettel vorgelesen hatte. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen, fing nervös an leise vor mich hinzumurmeln und dann setzten wir uns wieder. Ich bekam eine sechs. Er eine zwei. Krass oder? Und das alles nur deshalb weil die lehrerin mich nicht ausstehen konnte. Und viele andere lehrer waren ähnlich. Ich machte immer hausaufgaben. Und beim elternabend wurde meiner mutter gesagt, ich hätte in englisch die letzte hausaufgabe vor 4 wochen gemacht. Beim turnen ging es mir auch sehr schlecht, wurde ständig fertiggemacht, der lehrer sah es und lachte auch noch mit. Ich stellte somit einen antrag bei der direktion auf turnbefreiung. Klappte nicht. Mir wurde nur gesagt überall im leben werde ich auf leute treffen mit denen ich nicht gut auskommen würde. Ich sollte nicht jammern und fertig. Anderen gehe es noch schlechter als mir. Dabei war die halbe schule hinter mir her. Einige lauerten mir nach der schule ab und an auf und wollten mich schlagen. Ich wusste mir nicht zu helfen. Eine lehrerin hatte dies beobachtet und wies mich am nächsten tag auf meine "aggressionen" hin. Meine aggressionen????? WTF?????? Soviel zum thema bevorzugt werden. Viele suchen sich einfach nur ein opfer aus und das am besten noch in der gruppe!!! Da kann man nicht mal mehr von neidisch sprechen! Ich hatte auch einmal die schule deswegen gewechselt, doch es wurde dadurch auch nicht gerade besser. Und bevorzugt wurde ich auch dort nicht. Fast alles lief gleich ab wie in der alten schule. Und von meinen eltern kann ich für meine andersartigkeit auch kaum verständnis erwarten. Ich könnte hier noch 3 stunden lang am stück posten, doch das würde absolut den rahmen sprengen! Wenn ich eins weiss, ich werde anderen menschen nicht vorgezogen und so war es auch nie. Und würde es mal passieren dann WÜRDE ich es merken, glaub mir.

1

Ich denke, die meisten (wenn nicht sogar alle), die solche Menschen ärgern, wissen auch nicht genau, was das ist. Sie hören das Wort, den Anfang einer Erklärung, doch schon nachdem die ersten paar Worte gesagt wurden schalten sie sozusagen innerlich ab. Sie stempeln Autismus dann einfach als "Behinderung" ab und sind so stur, die wollen gar nicht eines besseren belehrt werden. Und dann finden die es lustig, sich über andere Menschen - z.B. Behinderte - lustig zu machen und hacken auf einem rum, ohne den Menschen überhaupt zu kennen. Vielleicht bekommen sie auch nur mit, dass ein Autist Probleme im sozialen Bereich hat, und einige auch sehr intelligent sind. Und auch hier wird er dann einfach als etwas abgestempelt, was er nicht ist - als einen Streber, den niemand mag. Was selbstverständlich totaler Schwachsinn ist - aber manche Menschen sind leider so und man kann ihnen dieses Denken nicht ausreden - weil sie einfach nicht wollen. Sie leben in ihrer eigenen Scheinwelt und freuen sich, etwas "Besseres" als die anderen zu sein - wobei sie aber einfach nur bescheuert sind.


Erheberin  23.09.2014, 20:01

dir ist aber klar dass auch streber und behinderte anerkannt werden müssen? entschuldige, aber bei deiner formulierungkann ich mir da nicht sicher sein.

0
Rinoa18  26.09.2014, 18:32
@Erheberin

Ja, ist mir auch klar. :) Aber leider werden die es in unserer Gesellschaft meist nicht, weswegen ich sie jetzt als Beispiel benutzt hab - ohne es böse meinen zu wollen.

1