Ich sag' mal so: Ich habe vor meinem zweiten Studium sechs Jahre lang in der Automobilbranche gearbeitet. Inklusive Bachelorarbeit über die Anpassungen, die in der "Gesamtfahrzeugabsicherung" (Dauerläufe, Komponententests, Crashtests, Simulationen, etc.) bei der Elektrifizierung des Antriebsstrangs vorgenommen werden müssen. Das Elektroauto ist definitiv eine gute Sache und im Grunde weiß das auch fast jeder Ingenieur im Bereich Fahrzeugabsicherung. Natürlich kenne ich auch Ingenieure und gute Freunde, die bspw. in der Motorengießerei arbeiten und mit denen man auch über die Vorteile von Verbrennermotoren diskutieren kann. Aber je mehr man dorthin geht, wo die Leute mehr Überblick über das Gesamtfahrzeug haben, desto mehr setzt sich durch, dass Elektroautos viele Vorteile bieten: Die Crashsicherheit kann wesentlich verbessert werden, weil viel mehr Struktur als Absorber genutzt werden kann (ein massiver Motorblock nimmt nicht viel Energie auf), die Designer können anders arbeiten, weil sie keine großen Komponenten wie die Motoren in ihren Designs berücksichtigen müssen, die Batterien kann man viel flexibler im Fahrzeug verteilen, die Fahrdynamiker können ebenfalls mit den Batterien besser spielen, um den Schwerpunkt richtig im Fahrzeug zu positionieren, es gelingen theoretisch Kombis und Vans mit der Straßenlage eines 911ers. Die Effizienz von BEVs sticht die von Verbrennern sowieso um Welten, Drehmoment steht ab 0 Umdrehungen zur Verfügung, man kann sich aufgrund der Drehzahlen viel Getriebe sparen, die ganzen beweglichen Teile im Motor fallen weg. Tesla hat zur Zeit massive Probleme wegen rostender (!!!) Bremsen, weil die Rekuperation so gut funktioniert und teilweise über zehntausende von Kilometer hinweg die Bremsbacken nichts mehr zu tun haben, d.h. Bewegungsenergie, die beim Verbrenner während des Verzögerns vor einer Ampel einfach nur verpuffen würde, speist ein Elektroauto einfach wieder in die Batterie zurück. Die Energie kann man zu Hause volltanken, es steht also im Grunde jeden Tag ein vollgetanktes Auto zur Verfügung, welches in "Smart Grid"-Konzepten sogar allgemein als Energiepuffer dienen können wird.
Technisch betrachtet sind BEVs also wesentlich näher am "perfekten Auto" als es Verbrenner jemals sein könnten.
Reichweite und Sound sind die einzigen zwei Argumente, die einen noch am Verbrenner festhalten lassen. Die Reichweite ist sehr bald kein Problem mehr, die Batterieentwicklung ist ja erst seit ca. 2010 so richtig in Fahrt gekommen, wenn wir in der gleichen Zeit den Verbrenner weiterentwickelt hätten, würden wir alle noch mit Zweitaktern fahren (wie viel Reichweite hat so'n Trabi eigentlich?), an so effiziente und reichweitenstarke Systeme wie den Diesel wäre noch gar nicht zu denken. Und wenn es nur um den Sound geht - naja, man kann ja seinen alten Verbrenner einfach gescheit pflegen, dann hält der gut und gerne bis 2050, 2060. Verbrenner werden ja nicht verboten, sie werden nur irgendwann einfach nicht mehr verkauft, weil der Markt etwas Besseres will.