Warum gibts in Ostdeutschland so viele AfD Wähler/Nazis?

8 Antworten

Die AfD-nahe Situation im Osten hängt einerseits damit zusammen, dass man in der DDR außer Vertragsarbeitern, die jwd in Baracken hausten und an der Gesellschaft weitestgehend nicht teilnahmen, keine Ausländer kannte. Außerdem gibt es dort tlw. seit der Wende massive soziale Probleme und die Leute haben dahingehend mitunter Angst, dass ihnen etwa Asylbewerber, die 2015 bedingungslos von Frau Merkel "eingeladen" werden, sofort alle Leistungen erhalten die man sich hart erkämpfen muss bzw. nur mit zahlreichen Schikanen zugestanden bekommt, von dem Minimum das man selber hat noch was wegnehmen könnten. Nicht jeder Arbeitslose macht das, weil er Bock drauf hat; es gibt genügend Schicksale und persönliche Hintergründe. Wenn man sich in die Situation der Leute reindenkt, kann man sie von Grund auf zwar verstehen, aber die AfD zu wählen ist keine Lösung ------> ich sage nach wie vor: Die meisten wählen AfD, um der CDU zu zeigen, wie enttäuscht sie sind.

Gleichwohl muss man der AfD aber auch anlasten, dass in Ostdeutschland ein sehr subtiler, direkt auf Ostdeutsche zugeschnittener Wahlkampf betrieben wird, der die Leute da abholt, wo sie sind und der ihnen sowie ihren Problemen und Gedanken locker aus der Seele spricht, so dass sie sich von der Partei und ihren Leuten verstanden fühlen.

Andererseits kommt noch etwas hinzu: In ländlichen Räumen - auch "im Westen" - fühlen sich immer mehr Leute von den "Volksparteien" im Stich gelassen. Die Politikverdrossenheit ist mehrheitlich auf das Versagen der großen Parteien zurückzuführen (von denen ich die Linke in diesem Kontext aber mal ausklammere). Vor der Presse wird gern vom "ländlichen Raum" und seiner Wichtigkeit/Wertigkeit gepredigt, weil es gut klingt und die Leute das hören wollen, aber nach der gewonnen Wahl will kaum ein MdB oder MdL mehr was davon wissen.

https://www.youtube.com/watch?v=mzBdYUn24vQ

Bis 1995 verschwanden zwar Billionen von D-Mark in Ostdeutschland, aber die von Helmut Kohl maulflink zugesicherten "blühenden Landschaften" sind vielerorts doch nicht anzutreffen. Am Ende hatte Oskar Lafontaine als damaliger SPD-Kanzlerkandidat 1990 mit all seinen Bedenken Recht und spätestens 1993/94 wusste man das nicht nur in den Neuen Bundesländern, als zwar bereits immerhin Billionen von D-Mark in den Wiederaufbau Ostdeutschlands geflossen waren, aber die "blühenden Landschaften" nicht erblüht sind - noch heute ist es ja so: Man braucht nur mal die Großstädte mit ihren sanierten Kirchen und Bibliotheken zu verlassen, dann lebt der Esprit der DDR und man merkt auf dem Land, dass sich arg viel seit 1989 nicht verändert hat. Oskar Lafontaine war aber 1989/90 der Mehrheit mit seinen Vermutungen - die sich alle als zutreffend erwiesen! - offenbar nicht euphorisch genug, deswegen hat die SPD 1990 auch die Wahl nicht gewonnen.

Statt blühenden Landschaften gab es ab 1990/91 Perspektivlosigkeit, Arbeitslosigkeit, das subjektive Gefühl zweitklassig und abgehängt zu sein und das war ein reicher Nährboden für Wut, Frust, die Suche nach Vorbildern und Kameradschaft, dazu waren Ausländer vielleicht auch ideale Opferfiguren.

Man kann heute konstatieren, dass Kohls verfehlte DDR-/Nachwende-Politik mit ein Grund der Politikverdrossenheit und dem Erstarken der AfD gerade in Ostdeutschland ist. Was auch immer damals versprochen wurde, gehalten wurde es zum Großteil nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich habe viele ostdeutsche Freunde und Bekannte die ganz anders sind. Aber man könnte sagen,dass könnte an 40 Jahren DDR Regieme unter anderem liegen. Da war ja eine freie Meinungsäußerung so gut wie unmöglich,Ausser man wollte eingebucht werden. Ich bin schon was älter,in den 90 ern war das mit der Ausländerfeindlichkeit noch wesentlich schlimmer. Brannten reihenweise Asylantenheime. Ich habe kein Problem mit Ausländern und Flüchtlingen,wäre hier Krieg,würden wir auch fliehen.

Für Populismus sind vor allem "Verlierer" anfällig. In dem Fall kommt dann noch dazu, dass es in diesen Gegenden wenige Ausländer und auch wenige Menschen aus anderen Landesteilen gibt, dadurch hat man zusätzlich Ressentiments gegenüber dem, was man nicht kennt.

Ich habe mal ein paar Monate in einer ostdeutschen Stadt verbracht und konnte gar nicht glauben, was ich dort erlebt habe. Ich komme aus dem Südwesten und was ich da an Fremdenfeindlichkeit, Opferrolle und ähnlichem erlebt habe, war für mich vorher nicht vorstellbar.

Das Lustige ist ja, dass gerade dort am wenigsten Ausländer leben und trotzdem die Ausländerfeindlichkeit am Höchsten ist.


ReinhardyRupsch  16.04.2024, 19:00

Naja - die Ossis wollen eben keine Multikulti-Zustände haben wie im Westen.
Zum Thema "wenige Ausländer im Osten":
Als jetzt das Ende des Ramadan / das Zuckerfest in Dresden gefeiert wurde, waren die Elbwiesen rammelvoll mit Muslimen.

0

Es kann nicht nur intelligente Menschen geben.