Inder oder Indianer?

7 Antworten

"Die Bezeichnung „Indianer“ geht auf das spanische Wort indio zurück, einen Neologismus aus der Kolonialzeit. Christoph Kolumbus glaubte 1492, in Indien gelandet zu sein, als er die Insel Hispaniola erreichte und damit den amerikanischen Kontinent. Mit „Indien“ bezeichneten die europäischen Seefahrer Ostasien, das sie über den westlichen Seeweg zu erreichen suchten, nicht nur den indischen Subkontinent. Obwohl endgültig Amerigo Vespucci den Irrtum Columbus' 1502 aufklärte, wurde die Bezeichnung der „Indianer“ beibehalten. Konkurrierende Begriffe wie „Amerikaner“ (etwa im Codex canadiensis), die teils wieder verschwanden, vor allem aber „Wilde“ und „Heiden“ waren von Anfang an in Gebrauch, um eine Abgrenzung in Form einer Nichtzugehörigkeit zu „Zivilisation“ und Christentum zu schaffen.

Als koloniale Fremdbezeichnung wird der Begriff von vielen Mitgliedern der damit angesprochenen Gesellschaften abgelehnt, manchmal das Recht zu solcherlei Kategorisierung insgesamt. Für die Betroffenen bestand bis zum Eintreffen der Europäer kein Anlass, einen übergreifenden Sammelbegriff für die Bevölkerung des Kontinents zu bilden. Selbst die Bezeichnung der Mitglieder der jeweiligen Gemeinschaft war häufig gleichbedeutend mit „Mensch“, wobei auch hier Fremdbezeichnungen durch die Nachbargruppen existierten, die von den Kolonialmächten oftmals übernommen wurden. Hinzu kommen klangliche Vereinfachungen der für Europäer ungewohnten Namen, manche wurden mit willkürlichen Namen bezeichnet oder unterlagen erneuten Irrtümern, wie die „Flachköpfe“.

Im Spanischen gibt es den im Deutschen erkennbaren Unterschied zwischen „Inder“ und „Indianer“ nicht; beide Kategorien werden mit dem Wort indio bezeichnet. Um Missverständnisse zu vermeiden, hat sich vom Französischen amérindien ausgehend der Neologismus amerindio verbreitet. Andersherum werden in einigen lateinamerikanischen Ländern (wie etwa Mexiko) die „echten“ Inder nicht als indios, sondern als hindú („Hindu“) bezeichnet, obwohl dies ursprünglich nur ihre Religionszugehörigkeit bezeichnete. Im allgemeinen Sprachgebrauch herrscht in Lateinamerika jedoch indígenas oder pueblos indígenas (indigene Völker) vor.

Dieses Ringen um die Bezeichnungen hat seinen Grund in der Begriffsgeschichte und den Konnotationen, die die Begriffe tragen. Daher wird sowohl Indian im englischsprachigen Nordamerika, als auch Indio im spanischsprachigen häufig als abwertend empfunden. Ähnliches gilt im französischen und im portugiesischen Sprachraum.

Im Englischen wurde zur Differenzierung der Begriff Red Indians geprägt, der im Deutschen ebenfalls als „Indianer“ zu übersetzen ist, aber, ebenso wie die deutsche Bezeichnung „Rothaut“, wegen der rassistischen Konnotationen in die Kritik geriet. Ähnliches gilt für Bezeichnungen wie „Halbblut“ (Half-breed), die auf Vorstellungen von „Blutreinheit“ (Blood purity, Limpieza de sangre) zurückgehen und Menschen entsprechend der Herkunft der Vorfahren bzw. der angeblichen „Unvermischtheit des Blutes“ kategorisieren und gesellschaftliche Rollen zuwiesen (so entstanden Begriffe wie Mestize, Mulatte, Castizo, Lobo bzw. Zambo und weitere, immer kompliziertere Abstammungsverhältnisse).

Im brasilianischen Portugiesisch versteht man unter „Indio“ allgemein einen „Ureinwohner“ (eigentlich indígeno oder nativo); die Brasilianer unterscheiden folglich zwischen indios latinamericanos (lateinamerikanischen), indios africanos (afrikanischen) und indios australianos (australischen Ureinwohnern).

Im Gegensatz zum Begriff „Indianer“ schließen Begriffe wie „amerikanische Ureinwohner“ (Native Americans, americanos nativos), „Urvölker Amerikas“ (original peoples of America, pueblos originarios de América) oder „indigene amerikanische Bevölkerungen“ (indigenous American peoples, pueblos indígenas de América) auch die Inuit, Unangan und Yupik in Alaska und der nordkanadischen Arktis ein. Diese trafen jedoch wesentlich später als die Indianer in Amerika ein und unterscheiden sich genetisch und kulturell von den früheren Einwanderern. Letzteres gilt auch für die Ureinwohner Hawaiis, Amerikanisch-Samoas und der Osterinsel. Sie alle werden daher nicht unter dem Begriff „Indianer“ gefasst, ebenso wenig wie Mestizen, Métis oder Zambos, also Nachfahren aus Verbindungen zwischen Europäern bzw. Afrikanern und Indianern.

„Indianer“ kann im Deutschen zudem ausschließlich die indianischen Ureinwohner Nordamerikas meinen, um sie von den dann als „Indios“ bezeichneten in Süd- und Mittelamerika zu unterscheiden."

Liest du hier weiter: http://de.wikipedia.org/wiki/Indianer

Mit dem Begriff native people bist Du immer auf der richtigen Seite, sei es in Indien, in Amerika, in Kanada, in Australien, in Neuseeland oder wo auch immer...

Die "US"-Indianer werden auch als "native indians" bezeichnet. Die indischen sind halt Indians.


tnaflix84 
Fragesteller
 26.02.2010, 12:47

aber die inder in indien sind auch "natives"

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DonRamon  26.02.2010, 13:00
@tnaflix84

Richtig, nur ist deren Muttersprache ja nicht englisch, und das war die Frage!

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Naja, da es ja ursprünglich für indien gahalten wurde, heissen sie ja Indianer...wenn man den Unterschied klar stellen möchte, würde ich einfach mal sagen: Indianer: Native American.

Engländer sagen auch gerne mal abfällig "Paki", für Pakistani (auch, wenn es Inder sind)