Vor einiger Zeit bin ich im Radio über das Lied und vor allem die erste Textzeile in Verbindung mit dem Refrain gestolpert. Ich habe den Text nachgelesen und war etwas schockiert.

Ich finde es naiv, kategorisch auszuschließen, dass der Text etwas mit Pädophilie zu tun hat. Das wirkt auf mich so, als würde man das flaue Gefühl im Magen einfach ignorieren, um den Song weiter toll finden zu können. Ich glaube auch nicht, dass das Video irgendwas mit der Interpretation des Textes zu tun hat. In der Regel dienen Videos selten der einfachen Visualisierung des Liedtextes, sondern verfolgen ein eigenes Konzept und eine eigene Geschichte. Wenn es doch der Fall ist, dann gibt das Video schlicht Aufschluss über die Intention des Künstlers, ist aber trotzdem nicht die einzige Deutungsmöglichkeit.

Beim ersten Lesen fand ich den Text mehr als eindeutig und auch jetzt noch wirkt die erste Strophe auf mich gar nicht ambivalent. Nimmt man einfach den Wortlaut, dann handelt es sich um einen Mann oder Jüngling, der ein kleines Mädchen sexuell begehrt. Die ersten beiden Zeilen klingen vom Vokabular her tatsächlich so, als würde ein erwachsener Mann mit einem Kind reden. "Hey Kleine, ist dein Papi zuhause? Ist er gegangen und hat dich allein gelassen?" Aus dieser Gelegenheit (kleines Mädchen ist allein zuhause) erwächst ihm die Erkenntnis, dass er ein starkes Verlangen (nach ihr) hat, wobei das Wort "bad" hier sowohl als schlecht/böse als auch schlimm im Sinne von heftig/unerträglich übersetzt werden kann. Ich finde es ist aber ein Hinweis darauf, dass sein Verlangen nicht moralisch integer ist. Dann folgt der Ausdruck, der gleichzeitig Leidenschaft und Leiden verkörpert und damit einen Zwiespalt suggeriert: "Ich brenne."

Die zweite Strophe begann dann bei genauer Betrachtung jedoch, diese Interpretation zu verunklaren. "Kann er das für dich tun, was ich tue? Ich kann dich höher hinaustragen." Ich setze mal voraus, dass die sexuellen Absichten des lyrischen Ich unumstritten sind. Warum sollte ein Verehrer mit dem Vater in ein Konkurrenzverhältnis treten und seine eigene Fähigkeit, die Angebetete zu befriedigen, mit der ihres Vaters vergleichen. Das macht in der Tat nur Sinn wenn der Vater gleichzeitig der Liebhaber ist, vielleicht auch wenn er ihn als Hindernis zwischen sich und seiner Angebeteten (und damit quasi als Konkurrenten um ihre Aufmerksamkeit) sieht oder wenn "Daddy" einfach ein Synonym für ihren aktuellen Liebhaber ist (was z.B. im Slang nicht unüblich ist). Warum nennt er sie dann aber "little girl"? Ist das ein Kosename? Im letzten Szenario würde ich das als Verniedlichung und damit aber auch als Abwertung der Angebeteten verstehen. Ihr Status als selbstbestimmte Frau wird auf den eines schutzbedürftigen Kindes herabgesetzt. Ihre Verfügbarkeit wird nicht über ihr eigenes Interesse und ihre Bereitschaft sondern nur über den Zugriff durch ihren Vormund und dessen Abwesenheit definiert. Diese Einstellung allein würde ich als pathologisch bezeichnen. Wie man es auch interpretiert, es ist keine einfache Verliebtheit, sondern weißt höchst ungesunde, obsessive und psychopatische Züge auf. Diese Destruktivität wird im weiteren Textverlauf durch die gewaltvollen Metaphern (Messer spaltet seinen Schädel, Zug fährt durch seinen Kopf) für den tiefen Zwiespalt des Erzählers in seinem (aus welchen Gründen auch immer) unmoralischen Begehren noch verstärkt.

Ich finde es irgendwie merkwürdig, dass dieses Lied bei so einem provokanten/problematischen Text so oft unmoderiert im Radio läuft und auch bei Wikipedia zum Inhalt nur steht "Der Song handelt von sexueller Lust." Ich wüsste gern, was der Künstler sich wirklich dabei gedacht hat.

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