Welche christlichen Feste entsprechen in etwa den jüdischen Festen?

8 Antworten

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Keines der jüdischen Feste entspricht dem christlichen Fest, das wäre ja auch unlogisch. Manche Feste - wie Pessach und Ostern, Chanukka und Weihnachten (manchmal) sowie Pfingsten und Schawuot fallen zeitlich mehr oder weniger zusammen, aber das bedeutet ja nicht, dass sie auch inhaltlich etwas miteinander zu tun haben.


helmutwk  18.06.2016, 15:20

Das ist aber viel zu vereinfacht. Pfingsten kommt vom hellenistisch-jüdischen Namen für Schawuot (die griechisch sprechenden Juden nannten es pentekoste), Ostern heißt in vielen Sprachen "Passah" (Lat. Pascha, daher z.B. frz,. Paquale, schwed. Påsk etc.). Schon das zeigt, dass es da historische Verbindungen gibt.

Die inhaltliche Verbindung ist natürlich indirekt, weil diese Feste christlich gedeutet, aus jüdischer Sicht also umgedeutet wurden.

Lediglich bei Weihnachten und  Chanukka kann davon gesprochen werden, dass der Termin zufällig mehr oder weniger übereinstimmt.

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Ich denke nicht, dass es eine Entsprechung zwischen christlichen und jüdischen Festen gibt. Und wenn, dann müsste man die Christen fragen, was sie meinten, denn die jüdischen Feste waren zuerst da...

Für Rosh hashana und Yom Kippur gibt es offensichtlich keine Entsprechung im Christentum.

Sukkot findet man vielleicht am Palmsonntag wieder, denn Sukkot ist das Fest, wo man mit Palmwedeln herumzieht und "hosha na" singt. (da lagen die Christen mit ihrer Datierung wohl ziemlich daneben, denn Sukkot ist im Oktober, während Palmsonntag im März-April ist).

Manche sagen das Weihnachten eine Imitation von Chanuka ist, mit der Begründung dass Chanukka "Weihe" bedeutet, aber das scheint mir etwas oberflächlich. Chanuka hat mit Geburt etc. nix zu tun.

purim fällt immer nach Fasching, zu Purim verkleidet man sich, aber ob das ein Zusammenhang besteht ist zweifelhaft.

Die christen behaupten dass ihr Original-Ostern zu Pessach stattfand, daher bemühen sie sich, Ostern so zu berechnen, dass es meistens auf pessach fällt, aber sonst gibt es keine Gemeinsamkeiten...

Shavuot ist am 50. Tag nach dem 2. Pessach-Tag, man Feiert Matan Torah (den Empfang der Torah) und Erstlingsfrüchte (Erntedank)... Ob es da einen Zusammenhang mit Pfingsten gibt, ausser diesen 50 Tagen - ich weiss es nicht...


Franz1957  17.05.2014, 16:51
Die christen behaupten dass ihr Original-Ostern zu Pessach stattfand, daher bemühen sie sich, Ostern so zu berechnen, dass es meistens auf pessach fällt, aber sonst gibt es keine Gemeinsamkeiten...

Leider bemühen die Christen sich seit dem Konzil von Nicaea (325) um das Gegenteil: Ostern so zu berechnen, daß es meisten nicht auf Pessach fällt. Die Begründung dafür machte der Konzilsleiter öffentlich:

Nichts soll uns also gemein sein mit dem verhaßten Volke der Juden!

Quelle: http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2027-17.htm

Die Begebenheit, so skandalös und abstoßend sie ist, belegt aber wiederum, daß das Osterfest ursprünglich von den Christen sehr wohl als in der Tradition des Pessachfestes stehend verstanden und gefeiert wurde, und daß zur Beseitigung dieses Verständnisses tiefgreifende Maßnahmen seitens der verstaatlichten römischen Kirche erforderlich waren, die sich im 2. Jahrhundert aus politischen Gründen zunehmend von den Juden abgewandt hatte.

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Fallschirm88  17.05.2014, 22:37
@Franz1957

Na dann liegen sie aber ziemlich daneben, denn Ostern fällt praktisch immer auf Pessach... Pessach beginnt mit Vollmond und dauert 8 Tage... Da sind die chancen, dass man mit der christlichen Berechnungsformel nicht daruf fällt, nicht so wahnsinnig gut...

Alle paar Jahre, meist wenn im jüdischen Jahr ein Schaltmonat eingeschalten wird, fällt es nicht auf Pessach...

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Die Geschehnisse rund um Ostern sind teilweise mit dem jüdischen Pessachfest verwandt, da sich die entsprechenden Ereignisse rund um Jesus Christus während des Pessachfestes zugetragen haben.

Es sind jedoch nur einzelne Riten, die übernommen sind sowie der ungefähre Termin. Ansonsten haben christliche Feste so gut wie nichts mit jüdischen zu tun.

Der allwöchentliche Sonntag entspricht, nach seiner theologischen und vor allem seiner sozialrechtlichen Bedeutung, weitgehend dem jüdischen Sabbat. Daß man ihn vom siebten auf den ersten Tag der Woche verlegte, wurde im Wesentlichen ausgelöst durch das staatliche Sabbatverbot im Römischen Reich während der Hadrianischen Judenverfolgung ab 135. Daß man überdies zur Erklärung dafür eine Reihe fadenscheiniger Legenden und Konstruktionen erdachte, und gleichzeitig eine Flut antijüdischer Schmähschriften in der kirchlichen Lehrliteratur auftauchte, erklärt sich leicht aus dem Bedürfnis zur Verdrängung von Scham und Schuld gegenüber den verratenen jüdischen Mitbürgern. (Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Victim_blaming und A. u. M. Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu trauern.)

Eigenlich keine. Ostern fällt oft zeitlich mit dem Pasachfest zusammen.Deshalb haben die frühen Christen beschlossen, dass dann Ostern eine Woche später gefeiert wird um ja nicht mit den Juden zusammen zu feiern. Heute ist das zumindest bei den westlichen Christen nicht mehr der Fall. Die haben keine Probleme damit am gleichen Tag oder zu gleichen Zeit zu feiern. Viele östliche orthodoxe Christen halten sich aber immer noch dran und verschieben dann Ostern.


Franz1957  17.05.2014, 16:40

So früh waren die Christen gar nicht, die die Verlegung des Ostertermins beschlossen haben. Der Beschluß fiel im Jahre 325, also fast zwei Jahrhunderte nach dem Beginn der antisemitischen Hetze durch sog. Kirchenväter. Die Hetze begann während der Judenverfolgung unter Hadrian, nach der Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstandes.

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