Welche Berufe sind ethisch akzeptabel?
Manchmal denke ich darüber nach, welche Berufe man überhaupt ausführen oder haben kann, ohne dabei anderen zu Schaden, bzw. nur auf Profit aus zu sein, etc. Gibt es Berufe, die überhaupt 100% gut sind?
Klar, wenn man ganz schwarz-weiß unterteilen will, ist ein Job bei Nestlé, der indirekt den Wasserklau etc. unterstützt "falsch", genauso wie ausbeutendes Verwalten von Hedgefonds, etc. und ein ehrenamtlicher Job bei der Tafel oder so ist ethisch akzeptabel. Aber es gibt ja noch viel dazwischen.
Werde ich z.B. Arzt, tue ich das ja v.a. aus der Intention heraus, anderen Menschen zu helfen, aber was ist, wenn ich nachher gezwungen bin, große Pharmakonzerne zu unterstützen oder Tierversuche in meinem Studium durchführen müsste? Wäre das noch ethisch akzeptabel? Oder wenn ich Lehrerin werden sollte und meinen Schülern später die Dinge beibringen muss, die der Staat/das Ministerium vorgibt, die aber vielleicht gar nicht korrekt sind?
Auf irgendeine Art und Weise schadet ja fast jeder Beruf indirekt auch jemanden, oder Leute lassen sich von Gier und Egoismus leiten, wenn sie in einer Machtposition landen. Vielleicht sehe ich das auch sehr extrem, ich denke z.B. auch, dass es eigentlich falsch ist im Marketing zu arbeiten, weil dessen Ziel hauptsächlich ist den Konsum anzukurbeln und Leuten Dinge zu verkaufen, die sie nicht brauchen, die die Umwelt belasten, für die Leute ausgenommen werden, etc etc..
Kann man das überhaupt sagen, welcher Beruf jetzt ethisch/ökologisch/.. nicht akzeptabel ist? Kann man da eine Grenze ziehen? Was sind für euch Berufe, die immer ethisch korrekt sind und welche, die für euch immer verwerflich scheinen?
Liebe Grüße, hoffe diese Frage wirkt nicht zu konfus. :)
11 Antworten
Ich sehe, du hast dir viele Gedanken zu dem Thema gemacht. Ich rate dir aber, die Frage morgen nochmal zu stellen, am besten nachmittags, weil dann viel mehr Leute online sind und du um diese Zeit vermutlich keine vernünftige Antwort auf diese Frage bekommen wirst.
Aber noch etwas zu deiner Frageformulierung: diese Gleichsetzung Job bei der Tafel = ethisch akzeptabel ist problematisch. Denn die Tafel hilft durch ihre Arbeit, Armut zu verfestigen. Dadurch, das so nicht mehr verkaufsfähige Lebensmittel verteilt werden kann argumentiert werden, das unterstützungsbedürftige geringere Kosten für Lebensmittel hätten, was widerum in geringeren Ernährungsgeldsätzen resultiert. Den zu unterstützenden wird damit Handlungsspielraum genommen, nämlich mit höheren Sätzen selber zu wählen, wo sie ihre Lebensmittel herbekommen.
Ich würde es einfach nochmal posten. Damit hast du die besten Chancen, neue Antworten zu bekommen. Beim erneut fragen bleiben die alten ja erhalten, soweit ich weiß (möglicherweise schrecken die alten Antworten ja jemanden ab, nochmal neu zu antworten).
An 100% akzeptabel glaube ich nicht. Das wäre aus meiner Sicht eine "perfekte" Lösung. Ich glaube aber fest daran, das Perfektion nicht durch Menschen erreicht werden kann. Insofern sehe ich nur "möglichst gute" Lösungen.
Überhaupt sehe ich als (theoretische Grundsatzüberlegung) das Problem, das in derzeitigen gewinnorientierten Wirtschaftssystem eine (nichtstaatliche) Tätigkeit eben grundsätzlich gewinnorientiert sein muss, wobei Gewinn impliziert, das hier mehr Geld als notwendig verlangt wird. Staatlicherseits wiederum sind Tätigkeiten den Launen der Politiker (klingt hohl, aber ich muss hier einen Gruppenbegriff verwenden, wenn auch die Gruppe noch so unterschiedlich ist) unterworfen ist. Da die derzeitige Politik tendenziell dem Wohl weniger dient, ist auch hier Konfliktpotential vorhanden (zur näheren Erläuterung schau dir doch mal meine Antwort auf "Gibt es?menschen?" an).
Ökologisch ist die Geschichte auch uneinheitlich, das System führt allerdings zu eher billigen suboptimalen Lösungen.
Um mal etwas Brainstorming zu machen, in meinem Bekanntenkreis gibt es u. a. einen Rettungssanitäter, das erachte ich als ethisch eher unproblematisch. Ökologisch hmm, das wäre eine Wertefrage, aber Verbesserungsmöglichkeiten gibt es bestimmt.
Allg. würde ich Tätigkeiten, die zum Ziel haben, die Lebensumstände von Menschen zu verbessern ebenfalls als wenig problematisch nehmen, wobei die negativen Aspekte bei jedem einzelnen Projekt gesondert zu beurteilen wären.
Ich selbst gehe aus gesundheitlichen Gründen keiner bezahlten Tätigkeit nach, womit ich für mich ethisch fast unbedenklich freie Zeitwahl habe. Als unbezahlte Tätigkeiten favorisiere ich Weiterbildung im politischen und gesellschaftlichen Bereich. Oder Schriftstellerei, das mache ich allerdings nicht im nennenswerten Umfang. Weiterbildungszeiten halte ich auch für wenig bedenklich, da damit lediglich die Last des zu Ernährenden auf der Gesellschaft liegt, meines Wissens sind allerdings ca. 50% der dt. Bevölkerung nicht für Geld in der Wirtschaft tätig. Man sollte nur darauf achten, später einen Nutzen zurückzugeben, ich kann und will das nicht alles über einen Kamm scheren.
D. h. so wird deine Frage nicht beantwortet werden. Vielleicht birgt es trotzdem einen Ansatz zum weiterüberlegen.
Hi,
es kommt weniger auf den Beruf, als auf die Art der Ausführung des Berufes an...
Mit freundlichen Grüßen
Dazu hat wohl jeder seine Meinung
Hier ein unpassendes Beispiel: Im KZ arbeiten.Früher ganz normal in DE. Von aussen waren es sardistische ******. Heute auch egal was man macht es gibt doch immer ein Grund. Anwälte nehmen Kriminelle in schutz etc. Vergess das einfach :P
Wieso ist ein Mensch, der nach seinem Geld schaut, nach Macht strebt und Karriere machen will unethisch? Einen Beruf auszuüben ist generell immer moralisch, denn diese Handlung ist ein notwendiger Bestandteil der Gesellschaft. Auch erfolgreiche Banker sind wertvoll für die Gesellschaft. Bei der Frage sollte man eher danach schauen, wie ein Beruf ausgeübt wird. Ist mein Handeln vereinbar mit dem allgemeinen Gesetze (Sittengesetz)? Hierzu ein Beispiel: Ein vernünftiger, rechtschaffender Banker handelt moralisch, weil sein Handeln der Maxime der gesellschaftlichen Werte entspricht. Eine Krankenschwester, die mangels Geld ihre zu pflegenden betrügt, handelt nicht moralisch, da ihr Verhalten nicht zur Maxime der Gesellschaft werden kann (In dem Fall: Jeder, der Geldnot hat, darf andere betrügen.) Bei solchen Fragen muss man sich viele Gedanken machen und überlegen, was eine moralische Handlung ausmacht.
Nicht der Beruf ist unethisch, sondern was man in seinem Beruf tut. So kann selbst ein guter Hedgefondsmanager ethisch handeln, wenn er zwischen Marktdiskrepanzen vermittelt. Hedgefondst sind nicht per se schlecht sondern in komplexen Wirtschaftsgesellschaften notwendig. Wie bei vielen Berufen gibt es auch hier viele Zerrbilder, die auf einzelnen Fehlentwicklungen beruhen und nicht das Ganze im Auge haben. Es ist erstaunlich, wie in einer angeblich aufgeklärten Welt die Vorurteile nur so blühen als Effekt von verkürzter, emotional beladener Meinungsbildung.
Naja, aber stützt sich nicht das ganze System auf Gier?
Es kann, muss aber nicht. Aus Gier kann man vieles werden, z.B. aus Machtgier oberster Chef von Greenpeace! Diese menschliche Schwäche kann man nie ausschließen. Das ist etwas, was man mit sich selbst ins Reine bringen muss. Systeme zu optimieren ist ja per se nichts Schlechtes. Man sollte sich aber auch zurückhalten, jedem nur das Schlechteste zu unterstellen, das ist nämlich alles andere als ethisch! Letztlich sollte jeder den Beruf ergreifen, der ihn ausfüllt, in dem er seine Fähigkeiten einbringen kann. Es ist dann jedermanns Sache, dies nach ethischen Maßstäbe zu tun.
Das heißt du bist der Ansicht, dass auch der Chef einer Zigarettenfirma ethisch korrekt handeln kann, indem er beispielsweise dafür Sorge trägt, dass den Arbeitern in den Produktionsländern faire Löhne gezahlt werden? Dass auch der Chef eines Drogenkartells die Verwerflichkeit seines Handelns dadurch wieder ausgleichen kann, dass er Schulen in armen Regionen baut (wie es ja in Mexiko und anderen Staaten der Fall ist)?
Kann man also Gut und Böse seines Berufs, wobei das Böse in seiner Natur liegt, das Gute von einem selbst geschaffen werden muss, gegeneinander aufwiegen?
Nein, das habe ich NICHT geschrieben! Ich habe geschrieben, dass in unseren komplexen Wirtschaftsbeziehungen Hedgefonds eine durchaus sinnvolle Leistung erbringen - nicht alle und nicht jede Form - aber es ist nicht fair, alle Hedgefonds über den Kamm einiger Ausreißer zu scheren. Ich habe geschrieben, dass die von Dir bei Hedgefonds pauschal unterstellte Gier überall auftreten kann, auch in Berufen, die unumstritten ethischen Charakter haben. Gier ist eine menschliche Schwäche und macht auch vor dem Vatikan nicht halt. Was Zigaretten angeht hat sich allein von den 50er Jahren bis heute die Einstellung geradezu umgekehrt. In fast allen Filmen der 50er bis 70er Jahre wird extensiv geraucht! Ich bin Nichtraucher und trotzdem gegen Rauchverbote a la Kindergarten. Ich bin für emanzipierte Menschen und nicht für gegängelte! Was Du als ethisch vertretbar entscheidest, ist Deine Sache, doch gibt es eine große Bandbreite der Auffassungen. Ich bin die Bandbreite, nicht für die Einengung.
Einfach nochmal posten? Oder kann man die irgendwie wieder aktualisieren? :D Ist meine typische Zeit für solche Gedanken.
Ah, aber ich glaube du verstehst mich. :) Stimmt, das hatte ich gar nicht bedacht. Sieht man, wie schwierig das alles ist. Oh man. Gibt es deiner Meinung nach einen 100% akzeptablen Beruf? Was ist dein Beruf und denkst du, du tust Unrecht damit?