Warum leugnen manche Menschen immer noch die Existenz von psychischen Erkrankungen?

10 Antworten

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Schwere Frage...

Psychische Erkrankungen werden in unserer Gesellschaft als Stigma angesehen, das allzu schnell verteilt wird. Hat man dieses erstmal an sich erfährt man recht schnell Ausgrenzung. (Warum das so ist wäre Anlass fpr heiße wissenschaftliche Debatten)

Dabei müsste man erstmal den Begriff "manche Leute" definieren...

Sind manche Leute Betroffene oder Außenstehende?

Der Betroffene lebt in der Regel schon eine Weile mit seinem Problem, hat sich an eine schleichende Veränderung seiner Psyche gewöhnt oder ist auf Grund der Natur seiner Störung nicht fähig diese auf sich selbst zuzuordnen. (Alle außer mir sind "verrückt")

Außenstehende neigen eigentlich eher dazu voreilig jemanden als psychisch "Abnorm" einzuordnen, wenn es nicht selbst betrifft. Aber es schwingt bei ihnen immer die Angst mit, man könnte ja auch selbst betroffen sein...

...und oft ist "psychisch" eine Alibidiagnose, wenn es an Wissen, bezüglich der Ursachen einer physisch nur schwer einzuordnenden Erkrankung, fehlt .

Ich leide ua. unter Fibromyalgie, einer Erkrankung der Nervenenden in Muskeln (soweit der Erkenntnisstand heute). Noch vor 10 Jahren war die Krankheit psychisch assoziiert und die Betroffenen wurden regelrecht mit Psychopharmaka und Antidepressiva "zugepflastert". Mit schlimmen Folgen. ...und natürlich wehrte man sich zurecht dagegen (wenn man es noch konnte). Ich selbst wurde durch den falschen Einsatz von Duloxetin nahezu zum "Zombi" und erst der Einsatz eines Freundes brachte mich aus der Misere und ins Leben zurück.

Jeder sollte sich zurecht vor einer falschen Diagnose bezüglich psychischer Erkrankungen fürchten. Hat man erstmal eine solche und wird entsprechend "behandelt" gibt es nur selten ein Zurück.

Ich hatte damals zu meinem Glück einen Hausarzt, der mich seit meiner Jugend kannte und mit dem ich durch die Kinder auch privat befreundet war.... Dieser stellte die Diagnose eines Facharztes in Frage... , ansonsten würde ich wohl hier nicht schreiben.

Es muss ja nicht mal einen böswilligen Grund geben Psychopharmaka zu verordnen, diese greifen jedoch tief in die Autonomie eines Menschen ein, in manchen Fällen jedoch zu Unrecht.

Was Psychotherapie angeht, ist das eine ganz andere Sache. Diese arbeitet ohne Medikamente. Nach obiger Falschbehandlung waren viele Sitzungen nötig um überhaupt wieder in einen normalen Lebensrhytmus zu finden. Ganz nebenbei wurde mir auch klar das einige Faktoren in meinem übrigen Vorleben nicht unbedingt vorteilhaft für mich waren... Das habe ich dann gleich mit gelöst... (wurde von den Betroffenen als Verrückt bezeichnet, naja man kann es nicht jedem recht machen)

Psychotherapie ist kein Teufeswerk. Der Psychotherapeut bringt nur das an die Oberfläche, was man ohnehin bereits weiß ...Früher erledigten diese Aufgabe der Pastor und der Frisör...

Worum geht es denn nun? Um Psychiater oder um Psychotherapeuten? Psychotherapeuten können keine Medikamente verschreiben.

Ob Psychopharmaka sinnvoll sind oder nicht, kommt auf den Einzelfall an. Ich kann es verstehen, wenn jemand mit Schizophrenie keine Neuroleptika nehmen möchte. Die haben heftige Nebenwirkungen und man muss sich schon fragen, was schlimmer ist - die Krankheit oder das Medikament. Die gleiche Frage stellt sich auch bei Antidepressiva. Auch die haben häufig Nebenwirkungen.

Was überhaupt eine psychische Krankheit ist, das ist auch gar nicht so klar, wie du glaubst. Mit wachsender Lebenserfahrung merkt man irgendwann, dass so gut wie alle Menschen irgendwelche Macken haben, die man nur als (kleine) Fehlfunktionen des Gehirns bezeichnen kann. Trotzdem sind es meistens keine behandlungsbedürftigen Krankheiten. Das Gehirn ist eben nicht perfekt. Bei Schizophrenie, Halluzinationen und sowas stellt sich sogar die philosophische Frage, wer denn nun halluziniert - der Schizophrene oder der Psychotherapeut, der ihn für krank hält? Wer hat denn das Recht dazu, zu sagen, dass dieses und jenes die Realität ist und warum sollte der Schizophrene nicht das gleiche Recht haben?

Ist also alles etwas komplizierter, als man auf den ersten Blick glauben würde.

Ein Problem ist das Psychotherapien meist sehr lange dauern und oft nicht zum Erfolg führen. Da der Therapeut die Klienten braucht ist es ausserdem so, dass er eventuell kein Interesse dran hat sie zu verlieren (es sei denn er ist so gefragt, dass viele potentielle Neukunden auf der Warteliste stehen).

Weil solche Erkrankungen nicht so messbar sind wie Bluthochdruck oder Krebs.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Meine Psychiaterin hat mir bei der 2. Sitzung Tabletten verschrieben.


Anonym12344676  21.12.2021, 21:25

ja Psychiater die das Medizin Studium absolviert haben dürfen Medikamente verschreiben doch Psychologische Psychotherapeuten oder Psychologen also Menschen die nicht Medizin studiert haben dürfen dies nicht.

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Luardya  21.12.2021, 21:36
@Anonym12344676

Ich weiss schon. Trotzdem war ich erstaunt, wie schnell sie mich aufgegeben hat.

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BadWolf27  21.12.2021, 21:46

Und was genau willst du damit sagen?

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Luardya  21.12.2021, 21:49
@BadWolf27

Dass man sich nicht mal auf Menschen verlassen kann, die genau dafür studiert haben, sondern ee mit Medis abgewiesen wird, die uns noch kaputter machen.

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BadWolf27  21.12.2021, 21:52
@Luardya

Medikamente sind eine anerkannte Therapie bei vielen psychischen Erkrankungen. Was erwartest du denn? Die Frau hat das umgesetzt, was sie in ihrer Ausbildung gelernt hat. Ich jedenfalls bin froh, dass es Medikamente gibt, die mir helfen.

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Erzesel  22.12.2021, 09:16
@BadWolf27

Das Problem ist jedoch, wenn es zu einer Fehldiagnose und/oder falscher Medikamentierung kommt gibt es für den Betroffenen nur schwer ein Zurück. Bei einem falschen Blutdruckmedikament gibt es akute Veränderungen, wo man gegensteuern kann.

Psychopharmaka wirken in der Regel langsam und ggf. fallen die Wirkungen derart aus, das eine sedierende Wirkung eben auch einen psychisch gesunden Menschen ins "Abseits" befördert.

Ich finde die heute gängige Praxis , allzu schnell etwas mit einer Pille zu regeln, mehr als Fragwürdig. Noch schlimmer ist jedoch, was als abnorm klassifiziert wird... (Dein Kind ist keine trübe Tasse? ... Eine Pille und es wird friedlich...)

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BadWolf27  22.12.2021, 09:52
@Erzesel

Ja, da gebe ich dir recht. Allzuoft sind Ärzte schnell dabei mit Medikamenten. Das liegt an ihrer reduktionistischen Ausbildung und dem entsprechenden Vergütungsystem. Unser gesamtes Gesundheitssystem ist marode und entspricht nicht mehr modernen Erkenntnissen und Anforderungen. Da müsste von Grund auf aufgeräumt werden, aber wer will das machen, solange damit Geld verdient wird?

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