Warum gibt es so viele Schwurbler?

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Warum gibt es so viele Schwurbler?

Weil Verschwörungsmythen den Wunsch nach einfachen Lösungen für komplexe Probleme erfüllen. Deswegen werden sie auch von Parteien wie der AfD so gerne verbreitet.

Verschwörungserzählungen gab es schon immer in der Geschichte der Menschheit. Sie tauchen immer dann auf, wenn etwas Unbegreifliches passiert, das unserem Bedürfnis, eine Situation zu kontrollieren, entgegenläuft.

Wie z. B. die Corona-Pandemie, die Attentate auf Kennedy oder das WTC usw.

Wenn wir für diese schlimmen Geschehnisse Schuldige finden, ist unsere Ordnung wieder hergestellt und wir können unsere Unsicherheit und Verlorenheit auf eine oder mehrere bestimmte Person(en) fokussieren.

Du kennst das wahrscheinlich aus Deinem privaten Leben. Wenn Dir etwas Schlimmes widerfahren ist, nimmst Du es nicht einfach hin und sagst "Shit happens". Ist etwas schief gegangen, neigen Menschen dazu, zunächst nicht etwa zu überlegen, wie man das richten kann oder wie man dem vorbeugen kann, sondern wir sind bestrebt, den Schuldigen der Misere zu finden: "Hätte Oma uns nicht beim Abschied so lange vollgelabert, wären wir noch vor dem Schneesturm zu Hause gewesen, wir wären nicht von der Straße abgekommen und es hätte keinen Unfall gegeben".

Früher waren an unerklärlichen Krankheiten Hexen schuld, die man verbrennen musste. Heute sind des geheime Mächte, die sich versammeln und absprechen um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Und schon gibt es eine Erklärung für alles und es gibt Schuldige, auf die wir uns fokussieren können. Damit ist für die Verschwörungserzähler die Ordnung wieder hergestellt und sie müssen keine Angst mehr vor dem für sie Unerklärlichen haben. Sie haben jetzt ja einen Feind. Und das gibt ihnen Halt in vermeintlich unsicheren Zeiten.

Hat die Bildung versagt in Deutschland?

Das auch. Ist aber nicht die alleinige Schuld. Denn gerade unter den Schwurblern finden sich viele durchaus gebildete Leute.

Eine Hinwendung zu Verschwörungsmythen läuft meist nach denselben drei Schritten ab:

  1. Eine kognitive Öffnung für den Mythos entsteht. Oft verursacht durch ein traumatisches Erlebnis (Bruch im Lebenslauf, Bruch in der Partnerschaft, Krankheit, Tod oder Erkrankung eines Nahestehenden usw.)
  2. Die Verschwörungsideologie füllt dieses Vakuum. Sie bietet Antworten auf alle Fragen: Wieso geht's mir schlecht? Wieso ist mir das widerfahren? Wer ist schuld daran?
  3. Die Mobilisierung folgt. Aus einem passiven Menschen wird ein aktiver Mensch. Er trifft Entscheidungen. Weil es ihm jemand vormacht, weil es andere für ihn tun, weil Theorie ohne Praxis irgendwann nicht mehr reicht.

Jetzt ist der Punkt erreicht, da die Ideologie das Ruder übernimmt und zum alles Bestimmenden wird. Denn nur sie gibt Kraft, gibt Halt und bietet Orientierung. Ob das esoterischer Nonsens wie Astrologie oder Homöopathie ist oder ob das Verschwörungsideologien sind, spielt dabei keine Rolle.

Alex

Den Eindruck kann man manchmal haben. Auf jeden Fall ist da etwas gewaltig schief gelaufen.

In der Schule bekommt man doch nur rudimentäre politische Bildung und so gut wie keine Medienkompetenz vermittelt, zu mindest zu meiner Schulzeit war das so.

Wer danach nie wieder Nachrichten verfolgt und nach 20 Jahren anfängt sich für irgendein Thema zu interessieren, ist ein gefundenes Fressen für Verschwörungstheoretiker.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

Dinge zu verdrehen zu eigenen Gunsten ist doch ein psychologisches Problem: Der Mensch denkt nicht als Richter sondern als Anwalt.

Ist also übernational und auch zeitübergreifend...