Unterschied bürgerlicher und Arbeiterkultur?

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Beim Arbeiter drehte sich alles um die Arbeit, Wohnen und das Überleben. Wenn das Geld knapp ist, dann ist Luxus unwichtig. Man möchte einfach einigermaßen lebenswert und anständig durch das Leben kommen. Je nach Epoche ging es den Arbeitern mal schlechter, mal besser. Ihren Ehefrauen konnten gute Arbeiter bestenfalls einen bescheidenen Luxus versprechen. In schlechten Zeiten wohl eher Hunger und Elend. Genau so gestaltete sich auch ihre Freizeit. Sie war knapp bemessen und wurde wirklich zum Ausruhen gebraucht. Viel Geld oder Zeit für Bildung existierte nicht. Trotzdem gönnte man sich ein Mindestmaß an Spaß. Singen oder Turnen z. B. kostet nicht viel Geld, weil man nicht zwingend eine spezielle Ausrüstung dafür benötigt. Man hatte selten mehr als einen Satz Kleidung. Deshalb trugen viele Arbeiterfrauen Schürze. Die Kinder verließen die Schule meist nach der Grundschule, sofern sie überhaupt die Möglichkeit bekamen eine Schule zu besuchen. Ihr Einkommen wurde gebraucht. Ein Abitur oder an ein Studium war für sie so gut wie gar nicht drin. Sie mussten mit Geld verdienen. Genau da beißt sich der Hund in den Schwanz. Ohne höhere Bildung blieben ihnen die Berufe, in denen man gut verdiente verschlossen.

Die Bürgerlichen verfügten in der Regel über mehr Geldmittel und grenzten sich gerne von den Arbeitern ab. Sie eiferten dem Adel nach und konnten sich ein gewisses Maß an Bildung und bessere Lebensbedingungen leisten. Oftmals entschied der finanzielle Status des Ehemannes darüber, wie gut oder schlecht es der Familie ging. Somit waren alle Mädchen bestrebt eine möglichst gute Partie zu machen. Ein bürgerliches Mädchen heiratete keine Arbeiter. Das wäre ein sozialer Abstieg für sie gewesen. Man hielt sich also für was Besseres. Wem das möglich war zeigte dies auch gerne nach außen (Stichwort: Statussymbole). Wer was auf sich hielt, ging in Konzerte (Oper, Operette) und ließ die Kinder ein Instrument erlernen. Man hatte mehr als einen Satz Kleidung z. B. ein Sonntagskleid und 3 geregelte Mahlzeiten am Tag. Bürgerliche konnten so gut wie immer auf höherem Niveau Lesen und Schreiben, sowie Rechnen.

Ein bürgerlicher Verein hätte mit einem Adeligen in seinen Reihen jederzeit seinen Status verbessert. Einen Downgrade durch Arbeiter in ihren Reihen aber niemals geduldet.

Mein Onkel kam z. B. nicht zur Hochzeit meiner Mutter (also seiner Schwester), weil mein Vater damals noch Arbeiter war. Er nahm erst Einladungen wieder an, als mein Vater Beamter wurde. Und meine Mutter war stolz wie bolle, als mein Onkel sich herablies uns wieder zu besuchen.