Orgelsamples auf einem normalen Keyboard benutzen?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Grobbeldopp,

ich bin Organist, und Organisten gehören zu den konservativsten unter den Musikern. Bis vor einigen Jahren konnte man mich diesem ganzen klanglich vollkommen unbefriedigenden Technikkram jagen. Die Technik hat allerdings Fortschritte gemacht, und es gibt inzwischen tatsächlich klanglich erstaunliche Lösungen.

Das Keyboard

Da läuft es wahrscheinlich auf etwas recht einfaches mit Midi-Anschluss hinaus. 4 Oktaven sind spartanisch, aber für Renaissancemusik und Altitalienisches auch bis in die Barockzeit ausreichend. Keine Anschlagsdynamik! Keine gewichteten Klaviertasten! Auf einem E-Piano Orgel zu spielen ist [...] ← Hier kannst Du einen Kraftausdruck Deiner Wahl einfügen.

Ein Computer

Wahrscheinlich mit besserer Soundkarte, die Anforderungen an den Arbeitsspeicher findest Du weiter unten.
An den kannst Du Kopf- oder Ohrhörer anschließen. Oder auch einen externen Verstärker mit Lautsprecherboxen.

Last not least: Die Software

Du hast Samplesets angesprochen. Das ist der heutige Stand der (virtuellen/digitalen) Klangtechnik. An erster Stelle ist Hauptwerk zu nennen. Für diese Datenspeicher wurde von interessanten Orgeln jede einzelne Pfeife mit Ansprache, Halten und Absprache aufgenommen, und zwar von verschiedenen Positionen in den Kirchen. Das gibt die Möglichkeit, Orgelklang allein (staubtrocken!) oder mit wenig oder auch mehr Raumakustik zu verwenden. Wenn Du auf der Homepage von Hauptwerk wühlst, findest Du eine ganze Reihe von Samplesets, auch historischer Orgeln.
Bei den kleineren Orgeln habe ich keine Zungenstimmen gefunden, aber bei dieser z. B. ist eine kurzbecherige Zunge dabei. Die Orgel ist schön, ich habe sie auch schon virtuell gespielt, der Klang ist überzeugend. (Die Hauptwerk-Software ermöglicht, alle Register auf einem Manual zu spielen.)
Es gibt auf der Hauptwerk-Homepage kein Klangbeispiel. Aber hier kannst Du die Orgel real und virtuell anhören.
Eine italienische Alternative, klein und mit einer Zungenstimme, wäre diese hier.

Man braucht dann noch die Hauptwerk-Software, auf der die Samplesets laufen. Die Anforderungen an den Computer findet man jeweils unter System (etwas herunter scrollen), und die sind hoch.

Völlig verrückt: Man kann all diese Orgeln von mitteltönig bis gleichstufig in 6 (?) verschiedenen Temperaturen spielen...

Ach so, noch vergessen: Die Bedienung geht über den Computer-Monitor, im Gegensatz zu dem, was wir hier gerade um uns herum sehen, ist die selbsterklärend.

LG
Arlecchino


Grobbeldopp 
Fragesteller
 17.06.2022, 01:22

Ah ich sehe schon. Software und Computer sind also mal die ersten Schritte. Und ohne einen externen Computer mit Soundkarte und Midianschluss geht erst mal gar nichts.

So ein bischen der Clash ist ich brauche bestimmt keine dieser "kleinen" großen Orgeln. Ich könnte natürlich trotzdem so eine nehmen und den größten Teil nicht benutzen. Oder z.B. nur das Rückpositiv. Mit Hochbarock bist du bei mir natürlich richtig. 😁

Die Schnitger-Orgel gefällt mir sehr gut, ist auch deutlich zu groß aber allein Praestant 8' würde mir im Prinzip schon reichen da der ziemlich farbig ist und ohne Oktaven funktioniert, danke, das wär's kein Umschalten wäre auch gut 😁

Völlig verrückt: Man kann all diese Orgeln von mitteltönig bis gleichstufig in 6 (?) verschiedenen Temperaturen spielen...

Auch nice aber würd ich wahrscheinlich auf Werckmeister III stellen und nie mehr anfassen.

Das Ding ist irgendwie- das ganze System ist für viel mehr gedacht als ich brauche.

Und ich hab kein Geld und keinen Platz das kommt erschwerend hinzu.

 4 Oktaven sind spartanisch, aber für Renaissancemusik und Altitalienisches auch bis in die Barockzeit ausreichend.

Ich hab nicht vor Orgelrepertoire zu spielen. Das wäre Begleitung in dem Genre Folkrock, und ggf. eine Ausrede dafür, dass ich auf der Aufnahme 3-4 stimmige Blockflöten oder Krummhörner reinmachen darf obwohl das live nicht geht.

Meine Akkordeons gehen beide nur bis c3, und tief runter wird öfter mal Tonleuten auf den Sack gehen. Evtl. Würde ich da auch mit nur bis F leben können.

Bei den kleineren Orgeln habe ich keine Zungenstimmen gefunden, aber bei dieser z. B. ist eine kurzbecherige Zunge dabei. 

Ich bin grade erst dabei mich einzulesen wie die üblicherweise aufgebaut sind. Was ich wahrscheinlich nehmen könnte und was mir im Ohr ist ist ein Regalwerk, also ein reines Regal, zusäztzlich zu einem kleinen Positiv ohne Regal. Es ist wichtig, dass es nicht klar kirchlich klingt. Im Grunde bräuchte ich so was wie hier:

(14) D. Buxtehude - "Wacht! Euch zum Streit gefaßet macht" - Das jüngste Gericht, BuxWV Anh. 3 - YouTube

Regal ab 3:39

Nur, die Continuoorgeln sind ja ziemlich dumpf und es sind ja auch nicht ohne Grund keine bei dem Katalog dabei.

Was ist denn eigentlich das hier zum Beispiel- kann man damit das selbe machen in Sachen trocken und Temperaturen?

(15) Best FREE Hauptwerk Sampleset - Janke-Organ (III/47) in Bückeburg - Organ Demonstration - Paul Fey - YouTube

Weil alles in allem hab ich schon viele Instrumente die viel Geld kosten 😄.

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Arlecchino  17.06.2022, 01:46
@Grobbeldopp

Als ich nachträglich von Deinem Budget gelesen habe, dachte ich schon, dass ich Dir da ein paar Informationen habe zukommen lassen, die Dich der Lösung kaum näher bringen. Denn einen seriösen Orgelklang, auch den von nur einigen wenigen Registern, bekommt man ohne die Hauptwerk-Technik oder eine vergleichbare nicht - so weit mir das bekannt ist.
Die Vorgängersysteme sind, so weit ich das bislang gesehen habe, alle in Digitalorgeln fest verbaut. Und das sind schon Geräte, die in aller Regel nicht transportabel sind.

Es ist wichtig, dass es nicht klar kirchlich klingt. 

Ohne den Hall tut es das nicht, da kann man schon an Portativ in einer Taverne denken.

Das Ding ist irgendwie- das ganze System ist für viel mehr gedacht als ich brauche.

Ja, das ist so. Du hast da allerdings einen seltenen Kundenwunsch, für den es sich nicht lohnt, ein Instrument zu bauen. Also, es lohnt sich nicht für die Hersteller. Digital-Orgel-Kunden wollen meist ein 3-manualiges Instrument mit wenigstens 5 Sample-Sets, darunter wenigstens ein romantisches Instrument wie eine Cavaillé-Coll-Orgel.

Du hast aber sehr konkrete Vorstellungen. Es würde mich schon interessieren, was man bei hartnäckigem Suchen finden und realisieren kann.

Wo man sich schlau machen kann: Kisselbach (gibt's deutschlandweit mehrfach) vertreibt Digital-Orgeln verschiedener Hersteller und unterschiedlicher Preisklassen. Dort kann man sicher auch Detailfragen an den Mann bringen.

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Grobbeldopp 
Fragesteller
 17.06.2022, 02:01
@Arlecchino
Als ich nachträglich von Deinem Budget gelesen habe, dachte ich schon, dass ich Dir da ein paar Informationen habe zukommen lassen, die Dich der Lösung kaum näher bringen. Denn einen seriösen Orgelklang, auch den von nur einigen wenigen Registern, bekommt man ohne die Hauptwerk-Technik oder eine vergleichbare nicht - so weit mir das bekannt ist.

Na ja, also wenn das mit einem normalen Midikeyboard und einem Laptop mit ner extra Soundkarte und Interface (brauch ich sowieso irgendwann) machen kann dann wäre der Hauptkostenfaktor die Software selber? Wie viel kost denn die? Weil es gibt ja da Positive für 50 70 Euro.

Digital-Orgel-Kunden wollen meist ein 3-manualiges Instrument mit wenigstens 5 Sample-Sets, darunter wenigstens ein romantisches Instrument wie eine Cavaillé-Coll-Orgel.

Yup, das dachte ich mir.

Das Problem ist einfach: Ich habe früher nur rein akustisch gespielt und ich habe hier 30 Instrumente rumliegen. Das Nadelöhr bei vollverstärkt auf einer Bühne mit abartig lautem Schlagzeug sind die Mikrofone und der Soundmann. Hat man einen Soundmann kann man alle Instrumente mitnehmen und über Gesangsmikros spielen - bei denen bei denen das geht. Haben wir aber nicht. Aber z.B. alles an Holzbläsern außer Sax und Krummhorn (Krummhorn ist aber sowieso zu leise) braucht quasi mehrere Funkmikros, Akkordeon auch mindestens 2 besser 4 (!) und damit ist wildes Rumwechseln Geschichte.

Ich hätte noch vor 2 Jahren nicht im Traum dran gedacht dass Akkordeon mein Lieblingsinstrument würde- ich kann es kaum spielen, aber es klingt gut über Mikros, das ist nicht der Fall bei Schalmei, Altpommer oder Dudelsack- wirklich nicht, und Flöte ja gut- entweder man ist ans Mikro gefesselt oder man benutzt letztendlich doch nur eine weil man nicht nochmal 5 Mikros will.

Und die Orgel wär der nächste Schritt- das Medium gibt es irgendwie vor 😁 die Samples werden 1 A über die Anlage klingen, perfekt- ohne die Engstelle Mikros.

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Arlecchino  17.06.2022, 02:57
@Grobbeldopp
Na ja, also wenn das mit einem normalen Midikeyboard und einem Laptop mit ner extra Soundkarte und Interface (brauch ich sowieso irgendwann) machen kann dann wäre der Hauptkostenfaktor die Software selber? Wie viel kost denn die? Weil es gibt ja da Positive für 50 70 Euro.

Ich hatte mich nach einer Gesamtlösung für eine Übeorgel zu Hause erkundigt. Als 'Analoger' habe ich da jedoch sehr konkrete Vorstellungen, und das ist eine Sache, die ich bestimmt nicht übers Knie brechen werde. Dabei spielen die Preise der einzelnen Komponenten eine untergeordnete Rolle: Die sind so wie sie sind und innerhalb eines Instrumentes nicht variabel.

Bei Hauptwerk scheint mir das Problem, dass es weltweit nur 3500 Kunden gibt. Das ist noch sehr überschaubar und wohl noch der Anfang, weshalb die Preise noch relativ hoch sind. Auf der Homepage bietet Hauptwerk die Grundsoftware für ca. 500 € an.
Beim Laptop muss man beachten, dass der Arbeitsspeicher sehr leistungsfähig sein muss, und Arbeitsspeicher lassen sich die Hersteller auch gut bezahlen.

Der Digitalorgelbauer Noorlander in den NL hat ein eigenes System entwickelt, das er 'Sweelinck' nennt, und das geringere Computerleistung benötigt. Allerdings gibt es dafür z. Zt. noch nur 3 Samplesets, und die findet man nicht im Netz. Und ob sie das extern verkaufen würden ist dann auch noch fraglich.

Das Problem ist einfach: Ich habe früher nur rein akustisch gespielt...

Das ist bei mir bis jetzt der Fall.

... und ich habe hier 30 Instrumente rumliegen. 

Bei mir sind das ein paar weniger, allerdings ist darunter ein zweimanualiges Cembalo nach Christian Zell (1728), das schönste Cembalo in Mecklenburg. 😉

Das Nadelöhr bei vollverstärkt auf einer Bühne mit abartig lautem Schlagzeug...

Klingt eher nach einem menschlichen Problem.

Ich hätte noch vor 2 Jahren nicht im Traum dran gedacht...

Was hätte ich vor 2 Jahren nicht alles noch nicht gedacht. Zum Beispiel, dass ich nie mehr einen Chef haben würde...

Morgen vormittag habe ich einen Termin. An einer 'analogen' Orgel von 1722 - mitteltönig. Deshalb sollte ich mich jetzt mal vom Acker machen.

Man sieht sich...

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Grobbeldopp 
Fragesteller
 17.06.2022, 03:04
@Arlecchino
Klingt eher nach einem menschlichen Problem.

Gibt es halt in jeder Musikgruppe es sei denn man hat unmenschliches Glück.

"Spiel mal: Damm tamm tamm Damm tamm tamm"

"Ok: TPFRAMMM TRPFRAMM TRPFRAMM TRPFRAMM ....

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Grobbeldopp 
Fragesteller
 17.06.2022, 03:51
@Arlecchino
Klingt eher nach einem menschlichen Problem.

Nochwas dazu,

Es ist einfach auch ein Problem der Doppelrohrblätter, und zwar aller- wo platziert man überhaupt die Mikros live- und ja die Mikros, weil eins reicht nicht.

Bei Blockflöte kannst du ein Mikrofon übers Labium setzen- perfekt, weil da kommt der Ton raus.

Bei allen Doppelrohren kommt der Ton je nach Griff aus verschiedenen Stellen am Korpus- und jede einzelne nahe Abnahmestelle klingt extrem fremdartig. Kommt dann noch genau aufs Instrument an, leise Doppelrohre kann man ganz vergessen überall ist der Pegel zu gering. Die Hände verhindern manche Mikropositionen... unterm Schallbecher ist bei den meisten Instrumenten nur ein grelles Sägen. Am Stimmtonloch- wenn es ein großes gibt, klingen die tiefen Töne viel lauter, das kann der Soundmann lösen aber was wenn er das für normal hält? Und, der Pegel am Stimmloch ist nicht hoch.

Meinem Sack stopfe ich das Mikro in die Pfeife rein von unten, das verhindert das grelle Strahlen und ist einigermaßen ausgeglichen- aber es macht das Überblasen unmöglich (kann man mit leben, die historischen Vorbilder konnten das auch nicht) und ich muss die Spielpfeife extra dafür umstimmen. So dass ich den nur speziell dafür noch benutzen kann....

Doppelrohre und Mikros sind Feinde.

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Die Stagepianos wie Kurzweil SP 5-8 (jetzt gibt es neue Modelle) haben dann natürlich auch Sakral Klänge an Bord.

Dies hat jetzt keine eingebauten Lautsprecher. 2 x Klinke Ausgang auf bestenfalls DI Box, um 2 x XLR Kanäle zu belegen am Mischpult

IEM kabelgebunden bzw. auch über Funk entweder mono oder stereo über ein oder 2 Aux Pre Wege am Mischpult. Ambience Atmo zumischen

Clavia Nord hat wohl auch div. Pfeifenorgeln. Über MIDI gibt es auch die Baßpedale mit 25 oder 30. Das ist natürlich ziemlich klobig.

Es gibt hier bei Clavia auch 5 Oktaven. 4 wären mir zu wenig

Es gibt noch einige Leute, die laufen mit einer Hammond Orgel auf oder mit einer Wersi mit Vollpedal

Sonst ein Masterkeyboard nehmen mit div. VST Instrumenten & MIDI

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