Können Songtexte einen unterbewusst wirklich beeinflussen?

2 Antworten

Ja und nein. Das kommt auf individuelle Faktoren, wie auch auf den Umgang an. Pauschal lässt sich das daher nicht sagen

Ähnliche Fragestellungen hat und hatte man Beispielsweise bei "Killerspielen" oder Hate-Speech oder Gendern im Sprachalltag.

Worte formen Denken. Menschen benutzen unglaublich viel ihrer mentalen Kapazitäten für Sprache (was eine der gängigen Annahmen ist, warum z.B. Schimpansen Zahlen schneller sortieren können als Menschen). Dass bewtimmte Sprachkonstrukte gewisse Reaktionen auslösen ist auch in diversen Studien hinreichend belegt. Nicht zuletzt machen sich Redner und Redenschreiber, Marketingmenschen, Religionen und Propagandisten das zu nutze. Ob es nun Hitler ist, der dich zum totalen Krieg motivieren will, oder die Dame aus der Spotify-Werbung, die dir ein zeitlich begrenztes einmaliges Angebot für 3 Monate Spotify-Premium zu einem vergünstigten Preis andrehen möchte (und wir alle wissen, dass das Angebot nicht einmalig ist...).

Ob dieser verbale Einfluss aber so viel Einfluss auf dich nimmt, dass du den Handlungsanweisungen folgst bzw. deine Meinung danach ausrichtest, hängt von dir selbst ab und wie du damit umgehst. Schaltest du bei der Werbung genervt auf stumm oder denkst du dir "boahr geil, das darf ich mir nicht entgehen lassen!" und kaufst das Abo?

Und ist dir bei Reden über teuflische Juden bewusst, dass das unmenschlicher Blödsinn ist oder denkst du dir, dass da was dran sein könnte?

Gehst du kritisch mit deinem Informationszufluss um oder nicht? Darauf läuft es letztenendes hinaus.

Es gibt Menschen, die hören Rechtsrock, sind aber herzensgute und tolerante Menschen. Dann gibt es jene, bei denen die Songtexte genau der Funken sind, welches deren Öl entfachen kann und wenig später auch die Flüchtlingsunterkunft in der benachbarten Ortschaft.

Wenn man sich undifferenziert und unkritisch von Informationsquellen (von denen es heute endlos viele gibt) beeinflussen lässt, könnte man - wie in deiner Frage - tatsächlich nach einiger Zeit offener dafür sein jemanden auszurauben. Je mehr und je intensiver man sich offen mit solchem Gedankengut befasst, desto niedriger sinkt die Hemmschwelle.

Das kann man leider in den letzten Jahren auch hierzulande am Beispiel von Rechtsradikalen erkennen: verbale Eskalation ist oftmals nur eine Vorstufe von tatsächlicher, physischer, Eskalation. Wenn du dich daran gewöhnst hasserfüllt Menschen Morddrohungen zu machen, hast du irgendwann auch weniger Hemmungen die Drohungen umzusetzen.

Weil besonders junge Menschen auch sehr beeinflussbar sind und bis zu einem gewissen Alter prinzipiell schlechter als Erwachsene darin sind kritisch zu denken, gibt es den Jugendschutz mitsamt FSK, USK und so weiter.

Denn: Worte formen Denken.

Wenn dir also bewusst ist, dass Raubüberfälle schlecht sind und du das lassen solltest; wenn es eine Überzeugung ist, die du im tiefsten Herzen trägst und dich nicht von Songtexten über Raub beeinflussen lässt, dann spricht nichts dagegen, dass du das hörst. Selbst wenn es oft ist. Dann hast du nämlich einen kritischen Umgang damit.

Aber wenn nicht, naja dann kann es, wie schon beschrieben, naheliegender für dich werden aus Fantasie Realität werden zu lassen.

Ein Song beeinflusst immer den Menschen, sowohl unter-, als auch oberbewusst. Die Frage ist eher, wie und in welchem Ausmaß?

Ein Raubüberfall "steckt nicht einfach in der Person drin". Das kommt aus diversen Gründen. Man braucht schnell und dringend sehr viel Geld, man rutscht aufgrund privater Umstände, Erziehung und/oder dem Umfeld in eine kriminelle Schiene oder man kommt einfach auf doofe Ideen. Es kann viele Gründe dafür geben, aber es ist nichts Genetisches und man wird auch nicht so geboren.

Ich glaube nicht, dass ein Song dich zu kriminellen Taten bewegt, wenn du die Tat nicht ausführen wollen würdest. Wenn du aber z.B. mit dir haderst, ob du deinem Schwarm deine Liebe gestehen solltest und du hörst bewegende, romantische Lieder, kann ein Lied dich dazu bewegen. Das wäre auch Einfluss durch Lieder.

Interessanter Fakt übrigens, Metal fördert das wissenschaftliche Denken, wie diverse Studien zeigten. Das wird auch auf andere Musikgenres in ähnlichen Weisen zutreffen können.

Also ja, Lieder, Songtexte oder auch nur Melodien beeinflussen den Menschen, jeder Mensch wird von jedem Lied irgendwie beeinflusst. Von simplen Emotionen wie Freude oder Trauer, zu Einfluss auf Gedankengängen, die neue Gedanken auslösen oder dich in einem Vorhaben stärken oder schwächen, kann da alles dabei sein und je nach Person ist dieser Einfluss stärker oder schwächer.