Deutung der Kreuzigung durch die Evangelisten?

Suboptimierer  16.09.2021, 21:01

Meinst du die Evangelisten, also Markus, Mathäus, Johannes und Lukas oder die Anhänger der evangelischen Kirche?

dddddd1111gsg 
Fragesteller
 16.09.2021, 21:26

Ich meine Markus etc. Weißt du etwas über deren Deutung der Kreuzigung?

4 Antworten

Ein bis zwei Sätze oder eine kurze Erklärung für jeden Evangelisten wären hilfreich.

Gar nicht so einfach, aber ich versuch‘s mal in chronologischer Reihenfolge:

  • Bei Markus ist es die endgültige Verherrlichung Jesu als Sohn Gottes, deswegen das Zeugnis des römischen Hauptmanns (Mk 15,39).
  • Bei Matthäus ist es bereits zur Vergebung der Sünden, weshalb sich diese Deutung als Sondergut bei den Einsetzungsworten des Abendmahls findet (Mt 26,28).
  • Bei Lukas findet sich weniger eine Deutung, sondern die Kreuzigung mehr als Vorzeichnung des jüngsten Gerichts, im Gespräch mit den beiden Schächern. (Lk 23,39ff).
  • Bei Johannes ist es, neben der Erhöhung, insbesondere eine Deutung auf die Schlachtung des Passahlamms, weshalb dort Jesu Tod mit dem Zeitpunkt der Schlachtung im Tempel zusammen fällt, aber auch Jesu Beine nicht gebrochen wurden (Joh 19,36 aus Ex 12,46).

dddddd1111gsg 
Fragesteller
 17.09.2021, 06:35

Vielen Dank.

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 Und der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von obenan bis untenaus. 39 Der Hauptmann aber, der dabeistand ihm gegenüber und sah, daß er mit solchem Geschrei verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen! (Markus)

Jesus hat als Gott den Vorhang vom Allerheiligsten zum Menschen zerrissen. Der Hauptmann bestätigt - Jesus ist Gott.

Später, als Jesus vom Tod auferweckt worden war, kamen sie in die Heilige Stadt und wurden dort von vielen Leuten gesehen. (Matthäus)

Voraussage von Jesus hat sich erfüllt. Er ist auferstanden.

Als der römische Hauptmann, der die Aufsicht hatte,  dies alles geschehen sah, pries er Gott und sagte: »Wahrhaftig, dieser Mensch war unschuldig, er war ein Gerechter!«

Kein Mensch ist unschuldig. Ohne Schuld ist nur Gott.

Jesus nahm davon und sagte: » Jetzt ist alles vollendet.« Dann ließ er den Kopf sinken und gab sein Leben in die Hände des Vaters zurück. (Johannes)

Jesus hat die Schuldenlast aller Menschen getragen, die ihn als Retter und Erlöser angenommen hat. Dazu musste er am Kreuz sterben.

Die "deuten" offensichtlich nicht, die durchwühlen ihre Gedächtnisse und erzählen - zum größten Teil erzählen sie die Erzählungen anderer nach.

Die vier Evangelien wurden so zur Aufnahme in den Kanon ausgewählt, um den Prozess der "Vergöttlichung" des Wanderpredigers darzustellen.

Jesus wird bei Matthäus durchgängig von allen Anwesenden verspottet und geschmäht, selbst von den beiden mit ihm gekreuzigten Räubern, d. h. ‚echten‘ Kriminellen. Er wurde offenbar nur von seinen männlichen Jüngern verlassen, da die Frauen zumindest weiter entfernt in Sichtweite standen. Dies zeigt einen deutlichen, noch vorhandenen Kontrast zwischen dem Volk und Jesus.

Zudem soll die Matthäus-Darstellung sozusagen als „Offenbarung des göttlichen Willens“ dem Leser zeigen, dass das Ertragen von Leid unter Umständen ein wesentlicher Bestandteil des Glaubens sei.

Zunächst ist auffällig, dass die Erzählung des zweiten Evangelisten Markus weitgehend mit der Erzählung von Matthäus übereinstimmt.

Auffällig ist eine Person, die Jesus offenbar aus Mitleid zu trinken gab und im Gegensatz zum Matthäus-Evangelium sich auch von den anderen Anwesenden nicht davon abbringen ließ. Daher lässt sich die gute Tat dieses namenlosen Wasserspenders in Mk 15,36 als seichten Hinweis dahingehend interpretieren, dass unter den Anwesenden zumindest ein Restzweifel darüber bestand, dass Jesus womöglich doch der Sohn Gottes sein könnte. Insofern lässt sich das Sterben von Jesus bei Markus als Einladung verstehen, Gott zu vertrauen. 

In den in den Versen Mk 15,37-39 erfolgenden Geschehnisabfolge – Schrei, Tod, Erkenntnis des Hauptmanns – soll der Leserschaft unmissverständlich vor Augen geführt werden, dass Jesus der Sohn Gottes sein muss.

Im Lukas-Evangelium betätigt er sich schon direkt und eindeutig als "Gott", als er den beiden Mitdelinquenten ankündigte, dass sie "heute noch" ins Paradies kämen. Bevor Jesus starb, rief er angeblich laut: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ Der Hauptmann als Beobachter des Geschehens huldigte Gott. Das Volk schlug sich, faktisch schlussendlich bekehrt, an die Brust und kehrte um.

Das Johannes-Evangelium unterscheidet sich ganz erheblich von den drei anderen, sog. "synoptischen" Evangelien. Es wird auch das "pneumatische" Evangelium, das Evangelium des Geistes, genannt, weil es im Vergleich zu den anderen Schriften am häufigsten vom "Heiligen Geist" spricht.

Im letzten kanonischen Evangelium fehlen viele der Ereignisse aus der "menschlichen Phase" seines Erdendaseins, die bei den "Synoptikern" zur Sprache kommen. Während bei Markus, Matthäus und Lukas die Erzählung abwechslungsreich und der Handlungsverlauf von Aktivität gekennzeichnet ist - das allermeiste im Rahmen menschlicher Möglichkeiten - wird das Johannes-Evangelium durch einen kontemplativen, meditativen Ton geprägt, in dem die "göttlichen" Belehrungen und Reflexionen des Wüstenwanderpredigers im Vordergrund stehen.

Das Johannes-Evangelium beginnt die Jesusgeschichte mit der Erzählung über seine Taufe. Die in den anderen Evangelien breit dargelegten Erzählungen bis zu seiner Taufe fehlen.

Hier also findet man bereits die konzentrierte Vorwegnahme der Basis aller folgenden christlichen Dogmen und Behauptungen:

"Jesus ist Gott!"

_______

Amen!

Die "deuten" das nicht sondern berichten.