Darf man sich freuen, wenn jemand stirbt?

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Ja, darf man. Wie Angel84 schon sagt, gibt es keinen, der es verbieten kann. Ich bin zwar absolut kein Fan davon, wenn andere sich über den Tod von jemanden freuen. Aber wenn man sich freut, dann freut man sich eben. Und das ist auch ok so. Zudem ist es auch ehrlicher als wenn man Trauer heuchelt, die gar nicht vorhanden ist. (Aber eine künstlichen Freude, die durch irgendwelche unsinnigen Ideale bestimmt ist, finde äußerst suspekt.)

Allerdings sollte man in der Öffentlichkeit mit seiner Freude vorsichtig sein. Obwohl man solche heute schon eher äußern kann als vielleicht vor einigen Jahren (zumindest beim Tod von Prominenten), kann man in einigen Fällen schon auf Zorn und Verachtung stoßen. Vor allem aber wäre es angebracht, wenn jemand im Bekannten- oder Verwandtenkreis gestorben ist, sich nicht sichtlich zu freuen. Für sich selbst kann man das tun, aber man sollte es der Familie und den Menschen, die großen Respekt für diese Person empfunden haben, nicht unbedingt auf die Nase binden. Das kann höchstens bei jemanden machen, von dem man sich sicher ist, dass er ähnlich fühlt. Ansonsten ist es vorteilhafter, sich nicht zu äußern oder vielleicht auf recht neutraler Basis möglichst respektvoll mit der Situation umzugehen. Wenn jemand gestorben ist, wird die Person und ihr vorheriges Leben meist mehr geachtet als zu ihren Lebzeiten. Also ist Vorsicht geboten mit eigenen Gefühlsäußerungen. Außer man kann damit leben, andere verletzen und somit eine negative Rückkopplung zu erhalten.

Wenn jemand Bekanntes in meiner Umgebung oder ein Prominenter stirbt, bin ich nicht tief traurig, weil mir diese Personen ja recht unbekannt war. Ich freue mich aber auch nicht darüber, weil ich dazu keinen Grund habe, selbst wenn mir der Mensch unsympathisch war. Stattdessen nehme ich dieses Ereignis wahr, stehe ihm recht neutral oder gleichgültig gegenüber. Vielleicht nehme ich auch Anteil daran und finde es schade um die Person, weil sie mir zu Lebzeiten einen sympathischen Eindruck gemacht hat oder ich schon einen gewissen Respekt vor ihr hatte. Aber ich verfalle nie (bzw. es ist noch nicht vorgekommen) in Traurigkeit um jemanden, der mir nicht besonders nahe stand. Und wenn ich vorgeben würde, es zu sein, wäre das nicht ehrlich.


JackySmith  25.07.2011, 14:41

Erst einmal danke für den Stern.

Ich habe noch ein bisschen darüber nachgedacht. Ich glaube jemand, der den ersten Anflug von Freude verspürt, sollte dabei vielleicht noch bedenken, wie die Angehörigen des Verstorbenen sich fühlen. Fast jeder, der schon mal einen Menschen verloren hat, kann dies nachvollziehen. Zudem kann man sich dann auch überlegen, dass man eigentlich nur das Äußere des Menschen sehen konnte. Das, was er von sich preis gegeben hat, auch unfreiwillig. Doch das was dahinter steckt, von dem hat man eigentlich keine Ahnung. Daher weiß ich nicht, ob es klug ist zu urteilen. Ich denke, wer solche Dinge überlegt, kann nicht wirklich fröhlich darüber sein, dass ein Mensch gestorben ist, selbst wenn er ihn zu Lebzeiten nicht mochte. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es manche bis zu solchen Gedanken gar nicht schaffen, weil sie sich nicht tiefer in die Situation hinein versetzen wollen oder es einfach nicht können.

Und letztendlich fällt mir noch dazu ein: Wenn man ein Mensch ist, der meint, jeder Mensch wäre gleich wertvoll (auch wenn ihm seine Verwandten und Freunde für sich selbst trotzdem mehr wert wären), dürfte er es eigentlich nicht toll finden, dass jemand stirbt. Das würde im Widerspruch zu seiner Einstellung bzw. Moral stehen, die somit keine echte wäre.

Ich bin beispielsweise der Meinung, dass kein Mensch es verdient hat, den vorschnellen Tod erleben zu müssen, sofern er sich nicht selbst in reinem Gewissen dazu entschlossen hat. So sollte jeder an seinem natürlichen Lebensende friedlich sterben dürfen. Ich weiß aber, dass die Realität anders aussieht. Doch weil ich so denke, kann ich mich nicht darüber freuen, wenn jemand stirbt. Ich finde es höchsten gut, wenn jemand von einer schweren Erkrankung durch den Tod erlöst wurde oder aber jemand den natürlichen Tod sterben durfte.

Aber wie ich schon oben geschrieben habe, ist es ok wenn sich jemand über den Tod eines anderen freut, auch wenn es für mich nicht nachvollziehbar ist. Wenn jemand andere Einstellungen hat, nicht fähig ist, sich in die Situation hinein zu versetzen oder ihn dieses Gefühl einfach überkommt, ohne dass er es abstellen kann, ist das schon in Ordnung so. Jeder Mensch ist in seiner Denkweise, seinem Verhalten und seiner Gefühlswelt eben anders. Das ist natürlich. Und was für mich richtig ist, muss es nicht auch für andere sein. So soll eben jeder mit einer Situation auf seine Weise umgehen. Das einzige, was eben nicht wünschenswert ist, dass er von anderen erwartet, auch so zu denken und er vielleicht versucht, sie dorthin zu beeinflussen.

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lauraStern56  20.04.2021, 09:20

dein Kommentar liegt schon lange zurück, aber ich wollte mich trotzdem dazu melden. ich habe ein paar menschen verloren, zu denen ich ganz unterschiedlich gestanden bin. die meisten haben mir weh getan und einer hat mich komplett aus der bahn geworfen und tief gezeichnet. aber einer hat mir für ein paar stunden weh getan und danach bis heute bin ich wahnsinnig erleichtert. ich habe dem menschen nicht gewünscht zu sterben, aber ich komme auch nicht darüber hinweg ,dass es vielen anderen menschen und auch mir sehr viel leid erspart hat. ich weiß die familie und freunde leiden und das respektier ich und sollte man, eh wie du schreibst, auch respektieren. Jedoch ist nicht jeder mensch der stirbt ein guter mensch gewesen, oder ein guter mensch im leben von wem anderen gewesen. wenn jemand stirbt der einen gequält hat oder auf irgendeiner weise misshandelt hat, ist es völlig in ordnung ,dass man erleichtert ist und sich auch darüber freut. allerdings sollte man dringend aufpassen wem man diese freude gegenüber eröffnet. familie und freunde die leiden, brauchen so etwas nicht zu hören. auch man selbst läuft gefahr stigmatisiert zu werden oder zum "bösewicht" zu werden. meine meinung ist ,nur weil wer stirbt, macht ihn das nicht zum guten menschen. jeder stirbt irgendwann, nicht jeder hat tiefe trauer verdient, aber jemand der mit dem Schmerz einen geliebten menschen verloren zu haben, weiterleben muss, hat jähzorn, so gerechtfertigt er auch sein mag, nicht verdient.

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JackySmith  30.04.2021, 22:19
@lauraStern56

Es hat so gut wie immer Hintergründe, wenn jemand über den Tod eines anderen erfreut oder erleichtert ist. In der Regel hat das mit Gewalterfahrungen zu tun in physischer und/oder psychischer Hinsicht. Und es ist meinem Verständis nach völlig ok, wenn man so reagiert. Es ist außerdem naheliegend. Hat der Tote so tiefes Leid verursacht, fällt das Trauern berechtigterweise schwer.

Und ich glaube schon, dass relativ viele Menschen dafür Verständnis haben, sobald sie über die Hintergründen zumindest im Ansatz bescheid wissen. Die Nachvollziehbarkeit schützt davor, dass man als "Bösewicht" abgestempelt oder stigmatisiert wird. Nicht vor jedem natürlich, denn es gibt leider immer noch genug Zurückgebliebene und Unempathische da draußen. Etwas Vorsicht ist geboten, da hast du Recht.

Mit dem Wort "verdienen" tue ich mich etwas schwer. Wenn jemand tief um jemanden trauert, auch wenn der Verstorbene scheiße war, finde ich das auch völlig ok und nicht "unverdient". Irgendwas wird es geben, was diese Verbindung ermöglicht hat. Oft sind diese Menschen auch nicht per se "schlecht". Wichtig ist es dennoch das die Taten eines Täters erkannt und auch nach seinem Ableben nicht gut geheißen werden. Der Tod macht aus Menschen keine Heiligen und ich finde es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein und sich da auch von anderen nicht beirren zu lassen.

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Ich finde es eher traurig wenn man sich so in eine Abneigung hineinsteigern kann, dass man einem Menschen den Tod wünscht - sich gar darüber freut.

Nehmen wir dein Beispiel mit Amy Winehouse. Die Frau ist erst gestern gestorben - ich habe z.B. erst durch diese Frage davon erfahren und schon "freuen" sich Menschen über ihren Tod!? Weil sie selbst "Schuld" hat!? Mal abgesehen davon, dass sie sich absichtlich selbst umgebracht haben könnte. Was im Zusammenhang mit ihrem sonstigen Lebenswandel auf eine ziemlich kaputte Persönlichkeit schließen lässt - wie abgestumpft, kalt und mitgefühlslos muss man sein sich generell über einen Tod zu freuen!?

Diese Frau hatte mit Sicherheit Probleme und die Leute die sich über ihren Tod freuen haben m.E. noch größere Probleme, weil sie nicht die Empathie haben ihre Situation auch nur annähernd nachvollziehen können - dazu muss man einen Menschen entmenschlichen und ein Mensch der in der Lage ist andere Menschen zu entmenschlichen ist theoretisch zu allem fähig. Noch dazu besitzt so jemand nicht annähernd die Weitsicht die Probleme eines anderen Menschen aus der Ferne nachvollziehen zu können. Das sind dieselben Menschen die nach dem japanischen Erdbeben sagen konnten "Höööh, die waren eh voll überbevölkert, war doch voll gut mit dem Tsunami eh" oder "Ehh, die doofen Kinder die nichts zu essen haben sind mir doch egal" - da steckt dieselbe nicht vorhandene Intelligenz dahinter oder die fehlende Lebenserfahrung an Schicksalsschlägen. Vielleicht stimmt es ja, dass manche Leute erst lernen, dass ein Tritt in die Weichteile weh tut, wenn man sie selbst solange vermöbelt bis sie es gelernt haben. Ich glaube eher es liegt an der Sozialisierung - spricht also nicht für unsere Gesellschaft, wenn es solche Leute gibt...

Um aber nochmal zur eigentlichen Frage zurückzukommen. Ich kann es durchaus nachvollziehen, wenn man einem Menschen der einen gequält und gefoltert hat wirklich den Tod wünscht. Um so interessanter, dass gerade Menschen die furchtbar gequält wurden oft vergeben können was unvorstellbar scheint - siehe Jaycee Dugard


niska  24.07.2011, 12:36

Um meine Antwort noch zu ergänzen: Wie howina schon geschrieben hat. Gleichgültigkeit reicht manchmal schon vollkommen aus, denn der Tod einer Person ist etwas das man eigentlich bedauern sollte. Tut man das in aller Ehrlichkeit nicht, zeugt das davon wie egal einem entsprechende Person und das Leid ihrer Nächsten sind. Der Tod von Amy Winehouse berührt mich persönlich z.B. kaum, weil ich die Frau eben nicht kenne und auch nicht groß an ihre interessiert war. Das Schicksal der Frau und die Gefühle der Leute die jetzt um sie trauern, verleiten mich aber dazu ihren Tod zu bedauern. Der Tod von Osama bin Laden, den hier viele als Bsp. angeführt haben war mir herzlich egal. Er war - wie man auf englisch so schön sagt: inevitable. Statt dessen bedauere ich die Frau, die als Schutzschild missbraucht und ebenfalls getötet wurde - das war einfach unnötig.

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lotti65  24.07.2011, 12:37

das ist interessant!

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lotti65  24.07.2011, 12:37

das ist interessant!

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"Darf man das" heißt ja, dass man sich in seinen Gefühlen nach jmd anderen richtet. Also generell bin ich schockiert wenn jmd stirbt - eine Arbeitskollegin z.B. die erst 40 war ist im januar plötzlich gestorben. Die war aber immer unfreundlich zu mir und da dachte ich mir auch: What goes around comes back around. Hätte ich aber NIE öffentlich gesagt - ich habe stattdessen lieber nichts gesagt. Ganz einfach weil es mir schlussendlich egal war. Dann gibt es noch gut 5 Personen, die mich so sehr verletzt haben und nicht mal ein schlechtes Gewissen dabei hatten, dass ich mich wirklich über deren frühen Tod freuen würde - und da ist es mir schnurzpiepegal was irgend jemand anderes davon halten würde. Von daher ist es MIR schei.ßegal ob MAN sich über den Tod von jmd freuen DARF. Bei Amy Winehouse sehe ich das allerdings anders - die Frau kriegt von mir weder Trauer noch Freude. Denn wer schon das Leben nicht schätzt, warum soll ich über den trauern?

Klar, selbst unsere Bundeskanzlerin hat neulich gesagt, daß sie sich freut, daß die Tötung einer Person geglückt ist. Und worüber du dich freust, ist natürlich ganz deine Privatsache. Du solltest nur immer gut überlegen, ob du deine Freude auch zeigen darfst. Also du solltest nicht auf dem Grab vor Freude tanzen oder über den Tod jubelnd durch die Straßen laufen usw. Die Pietät muß auf jeden Fall gewahrt werden!


Tabby09  24.07.2011, 16:37

Unsere Bundeskanzlerin - das Maß aller Dinge :)

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ich habe diese sängerin auch nicht gemocht, aber ist es nicht irgendwo auch etwas hertzlos sich über den tod jemand anders zu freuen?

wobei ich auch nicht verstehe, das sich so junge menschen (wie jetzt Amy Winehouse oder damals Jimmy Hendrix oder Janis Joplin) immer so dicht trinken und kiffen das sie an den folgen sterben. ich meine sie sind reich berühmt u.ä. und trinken/kiffen sich zu tode. da stellt man sich doch die frage: warum???

aber grundsetzlich finde ich eine solche einstellung herzlos, sich über den tod von jemand anderen zu freuen.