2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Karikatur „Im Dreadnougth-Fieber“ ist in der deutschen sozialdemokratischen Satirezeitschrift „Der wahre Jacob“, Nr. 598, 22. Juni 1909, S. 6265 (Seitenzahl auf der Seite nicht aufgedruckt) erschienen:

https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/wj1909/0197/image,info

https://www.akg-images.de/archive/Im-Dreadnougth-Fieber-2UMDHUHS5L93.html

Der politische Hintergrund ist eine Weltpolitik mit Flottenbau und ein Wettrüsten im Bau von Großkampfschiffen vor allem zwischen Deutschland und Großbritannien.

Internetseiten dazu sind z. B.:

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Britisches_Flottenwettr%C3%BCsten

https://de.wikipedia.org/wiki/Flottengesetze

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/aussenpolitik/flottenbau.html

Karikaturbeschreibung

Zwei Rennwagen liefern sich ein Wettrennen auf einer Rennpiste aus Kanonenrohren, die kurvenförmig nach oben in einen dunkelbewölkten Himnel aufsteigt und dort ohne Verbindung zu etwas endet. Bei einer Weiterfahrt wird es an dieser Stelle zu einem Absturz kommen. Die Rennwagen ähneln Schlachtschiffen (Form der Karosserie, Schornsteine, aus denen Dampf herauskommt, Kanonen an der Seite).

An der Rennpiste sitzt eine große Gestalt in einem schwarzen Gewand mit einem Totenschädel. Aus dem Gewand ragen die rechte Hand und ein Teil des rechten Arms als knochiges Gerippe heraus. Diese Figur ist offenkundig eine Personifizierung des Todes.

Der vordere Rennwagen ist mit „England“ beschriftet, an den Schornsteinen ist eine britische Nationalflagge (Union Jack; Kreuze und die Farben Blau, weiß und Rot) angebracht. Der Fahrer scheint Kleidung mit Karomuster (typisch britisch) zu tragen und dreht sich etwas nach hinten in Richtung zum Verfolger um. Der hintere Rennwagen ist mit „Deutschland“ beschriftet, an den Schornsteinen ist die Nationalflagge des Deutschen Kaiserreiches (Schwarz-Weiß-Rot) angebracht. Der Fahrer trägt eine militärische Uniform mit Pickelhaube (»Helm mit Spitze»), die für Preußen steht (es könnte an den marinebegeisterten Kaiser Wilhelm II. gedacht werden, der zugleich König von Preußen war; vielleicht könnte dann bei dem britischen Fahrer an König Eduard VII. [Edward VII] gedacht werden). Er versucht den vor ihm fahrenden Wagen zu überholen, ist aber nur mit dem vordersten Teil des Wagens dicht beim hintersten Teil des anderen Wagens dran. Hinter dem Wagen „Deutschland“ ist ein wenig von einem weiteren Rennwagen zu sehen, der ihm dicht folgt.

Aussageabsicht der Karikatur

Die Karikatur lehnt diesen Rüstungswettlauf ab (die Sozialdemokratische Partei Deutschlands [SPD] hat im Reichstag gegen die Flottengesetze gestimmt). Sie zeigt ihn als Wettrennen, das bei Fortsetzung todbringend sein wird. Menschen werden dann dem gleichsam schon griffbereiten Tod als Beute zufallen. Es soll vor tödlichen Folgen eines Wettrüstens, das zu einer gefährlichen Verschärfung der Spannungen und Konflikte zwischen Staaten führt und bei der zunehmend die Gefahr eines Krieges droht, gewarnt werden. Militaristische Politik, die mit besessenem Ehrgeiz einen Rüstungswettlauf unternimmt, wird mit dem Wort „Fieber“ als Kankheitserscheinung gekennzeichnet. Die Karikatur ist ein deutlicher, durch drastische Warnung Gefühle ansprechender Appell zu einem Beenden des Wettrüstens.