Wie schreibe ich am besten eine spannende (horror) geschichte?

4 Antworten

Am Spannensten isses wohl, wenn du einen Verriß dieses dekadenten spätbürgerlichen Genres vornimmst. Du zeigst dabei die Verbindung zur Kapitalherrschaft auf, die in verzerrter Weise bei solch einem Sujet abgearbeitet wird. Dabei weist du auf den inhumanen Charakter der Horrorinhalte hin, die Ausdruck des imperialistischen Kulturbetriebes u.a. sind. Du erwähnst auch, dass die bestehenden Ausbeutungsverhältnisse, sowie die Entfremdung der Menschen und deren Entwertung inkl. soziale Unterdrückung im Kapitalismus, der geeignete Nährboden für derlei Gruseleien sind. Der imperialistische Massenschund bedient sich dabei fingierter unheimlicher Mächte, sowie die ohnehin vorherrschende Angst, um so die geplagten Gemüter zusätzlich aufzupeitschen.

Was ich auch toll finden würde wenn z.B plötzlich etwas passiert was mit etwas scheinbar unauffälligen am Anfang der Story zusammenhängt! Z.B jemand verwandelt sich in einen Werwolf aber dann im richtigen Moment kommt es zur Mondfinsternis

Schrebs am besten im Dunkeln und guck davor paar horror filme.

Sie werden nicht richtig spannend oder nicht richtig gruselig? :)

Nun, ich habe in letzter Zeit sehr Gefallen an Horrorliteratur gefunden. Ich versuch es in meinen eigenen Worten zu fassen. Horror ist aus Folgendem zusammengesetzt: Grusel (ich suche das richtige Wort), Schock und Ekel.

Grusel lässt sich subtil aufbauen. Es wird gesagt, dass die eigene Fantasie sehr viel gruseliger sein kann, als alles Dargestellte. Aus diesem Grund kann die Erwartung, dass etwas kommt, sehr viel Spannung und Terror aufbauen. Vage Beschreibungen erreichen beim Leser ein Kopfkino, dass du niemals so darstellen könntest. Ein Geräusch, Dunkelheit, ein Schemen und schon hast du wenige Zutaten für Grusel. Vor welchen Dingen hast du Angst? Bei mir sind es Schrank in denen etwas lauern könnte, Schritte im Haus, Klopfen an den Wänden und vor allem die Dunkelheit. Generell sind Dinge, die ein Mensch nicht versteht, unheimlich. Sich selbst bewegende Schaukeln, nicht einzuordnendes Flüstern oder sogar die unendlichen Weiten des Kosmos (Lovecraft).

Schock lässt sich möglicherweise besser in Filmen unterbringen. Schriftlich erreichtst du dies eher mit einer Enthüllung als mit einer überraschenden Aktion. Als Beispiel habe ich diese gekürzte (zugegeben nicht sehr kunstvolle) Geschichte, die wohl die Meisten kennen: "Eine Frau sitzt im Auto und wartet auf einer einsamen Straße auf ihren Freund. Der Motor ist ausgefallen und der Freund ist zur nächsten Tankstelle gelaufen. Jemand hämmert auf dem Dach des Autos. Sie hat Angst und schließt ab" Okay, das kann schon ziemlich gruselig sein. "Polizeisirenen kommen. Die Polizisten holen sie nach einigen Minuten aus dem Auto. Die Frau ist gerettet" beunruhigende Geschichte... aber mehr auch nicht. Bis die Frau erfährt, was da oben gehämmert hat - ein Psychopath mit dem abgetrennten Kopf ihres Freundes. (Wer auch immer die Polizei gerufen hat, spielt keine Rolle.) Diese Erkenntnis sehe ich als Schockelement. Die scheinbare Sicherheit wird überraschend gebrochen. Sie war die ganze Zeit in höchster Gefahr, und ihr Freund schon lange tot. Andere Gruselgeschichten funktionieren nach diesem Schema. Von einem Extrem in das andere, ist es besonders wirkungsvoll, funktioniert aber auch, wenn der Leser bereits Horror erwartet. Grusel und Schock schließen sich nicht unbedingt aus.

Das nächste Element ist Ekel. Ich ekele mich vor rollenden Köpfen, Verunstaltungen/Verstümmelungen, Würmer, Fäulnis und Leichen. Es bedarf nicht viel Kunst alles einzubringen, deshalb halte ich sparsame Verwendung des Ekels für sinnvoll. So halte ich die Darstellung von Maden in den Augen einer Leiche für extrem widerlich. Persönlich verzichte ich lieber ganz auf den Ekel und stütze mich auf den subtilen Grusel, auch wenn man es kombinieren kann.

Natürlich ist der Schreibstil sehr wichtig. Kurze Sätze vermitteln schnelles Tempo. Lange Erzählungen sind meist langweilig, können aber auch Sicherheit vermitteln, für den schockierenden Moment. Ich bevorzuge bei der Perspektive die erste Person, da bekanntlich der Leser sich mehr mit der Figur identifizieren kann und der Leser nur genauso viel weiß/sieht, wie ihm der Protagonist vermittelt. Ausnahmen gibt es immer. Natürlich muss der Protagonist nicht überleben oder eine Charakterentwicklung durchlaufen. Es geht bei Kurzgeschichten zum Beispiel eher um das Ereignis, weniger um die Person.

Viel Spaß und schöne Träume :)

MvG Jim